Mit X hat Ti West uns einen cleveren Horrorfilm geschenkt, der nostalgische Filmreferenzen und blutige Reflexionen über Begehren und Sehnsucht zu einem unterhaltsamen Ritt verbindet. Der große Clou des Films: Mia Goth spielte sowohl die junge Heldin Maxine, die als Pornosternchen berühmt werden will, als auch die Killerin Pearl, eine alte Frau, die ihr unbändiges Begehren in Morden auslebt. Eben jene Pearl wird nun zum Zentrum eines Sequels, das nun die bereits in X angelegte Spiegelung Maxine/Pearl auseinanderlegen wird. Aus den 70ern geht es ins Jahr 1918.

Der Weg der jungen Pearl gleicht dem späteren Wunsch von Maxine: Beide wollen sie um jeden Preis berühmt werden, um ihre einengende Herkunft hinter sich zu lassen. Sie wollen sichtbar werden und berührt werden, gieren nach der Aufmerksamkeit der Blicke. Wo aber ist die Grenze? Ab wann ist man nur noch, wenn man sich zu einem Schauspiel macht? Und was darf sich Frau in dieser von Männern dominierten Welt erlauben? Der große Unterschied: In Pearl bekommen wir es mit einer Antiheldin zu tun. Wie Ti West in diesen Film noch eine emotionale Ebene einweben wird, bleibt abzuwarten.