zurück zur Übersicht
Trailer des Tages

Copenhagen Cowboy

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

Meinungen
Copenhagen Cowboy - Teaser Trailer (OF)
0

Seine kompromisslos-langsame Amazon-Serie Too Old To Die Young hat der Streaming-Gigant sehr schell im digitalen Nirvana verschwinden lassen – das war dann wohl doch zu radikal für einige in den Chefetagen. Keine Werbung hieß dann auch: keine Sichtbarkeit. Bis heute hat wohl kaum jemand dieses Biest von einer Serie gesehen, in der Nicolas Winding Refn (Drive) tief in die Abgründe von L.A. eintaucht und eine flirrend-mythische Rachegeschichte inszeniert, die sich erst gewaltsam durch die kunstvoll inszenierten Tableaus schält.

Allerdings kann man diesen Trip jederzeit nachholen; abrufbar ist die Serie immer noch. Ein wenig Geduld muss man bei diesem Werk allerdings schon aufbringen. Wer aber mit David Lynchs dritter Twin Peaks-Staffel etwas anzufangen wusste, dem sei die Serie dringend empfohlen.

Und nun also Netflix. Es ist wahrlich wohltuend zu sehen, dass der dänische Regisseur keinen Millimeter von seinen Visionen abrückt. Das wird einige abschrecken, die bereits den Vorwurf des Selbstzitats aus der Schublade ziehen. Aber ist es nicht einfach wunderbar, dass es diese Regisseur*Innen noch gibt, die sich den Regeln des Marktes widersetzen und ihren visuellen Fetischen treu bleiben?

Es scheint auch, als würde Copenhagen Cowboy den Spirit von Too Old to Die Young aufnehmen: Auch hier geht es um eine Heldin, die in der Unterwelt ihre Vorstellung von Gerechtigkeit verfolgt und dabei auch die Grenzen ins Übernatürliche auslotet. Am Ende der Amazon-Produktion kippte die Geschichte auch zunehmend ins Fantastische. Geprägt ist das, wie soll es bei Refn auch anders sein, von getriebenen Neonlicht-Räumen, formbewussten Stillleben und exzessiver Gewalt, die ins Ästhetische gewendet wird. Da kommt was auf uns zu.  

Meinungen