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Trailer des Tages

All the Beauty and the Bloodshed

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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All the Beauty and the Bloodshed (2022) - Trailer (englisch)
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Die Arbeiten der Fotografin waren immer schon eine Art Aktivismus im besten Sinne des Wortes: Die Dokumentation ihres eigenen Lebens, das Festhalten ihres Umfeldes und das schonungslose Offenlegen von toxischer Männlichkeit, von Missbrauch und Drogensucht hat bis heute nichts an unmittelbarer Wucht verloren. In dem wohl berühmtesten Bild sieht man die Künstlerin selbst, wie sich im Spiegel fotografiert; ihr Gesicht derangiert, das Auge zugeschwollen. Ihr damaliger Partner hatte sie verprügelt. Das Foto sagt: Schaut hin, das ist das Gesicht, dass dir Gewalt aufzwingt. Gleichzeitig eroberte sich Goldin durch ihre Kamera und ihre Verweigerung von Inszenierung und einer Idee normativer Schönheit eine Handlungsfähigkeit zurück: Die Linse wird zur Waffe der Sichtbarkeit, lässt uns in Räume blicken, die bis zu diesem Zeitpunkt als privat galten. 

Nun hat die renommierte Regisseurin Laura Poitras (Citizenfour) einen  Dokumentarfilm über Nan Goldin gedreht, indem es nicht bloß um deren Kunst geht, sondern auch um den Kampf gegen die mächtige Sackler-Familie. Diese haben mit ihrem Pharmaunternehmen Purdue Pharma das Medikament Oxycontin vertrieben, das unzählige Menschen in die Opioid-Abhängigkeit gestürzt hat. Seit einiger Zeit versucht die Familie ihren Namen durch großzügige Spenden an Universitäten und Museen reinzuwaschen. 2019 distanzierten sich große Häuser von der Sackler-Familie, wofür auch Nan Goldin maßgeblich gekämpft hat.

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