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Vergessene Bären: Die viel zu unbekannten Gewinner der Berlinale

Filmpreise können einen Film aus der Masse hervortreten lassen. Manchmal verpufft die Wirkung auch. Die Berlinale hat eine ganze Reihe von Filmen ausgezeichnet, an die man erinnern muss, weil sie sonst in Vergessenheit geraten.

Meinungen
Berlinale Bärengewinner
Tropa de Elite / Körper und Seele / Touch me not

1997: Larry Flint von Milos Forman

1999: Der schmale Grat von Terrence Malick

2000: Magnolia von Paul Thomas Anderson

Was haben diese Filme gemeinsam? Alle drei wurden mit dem Goldenen Bären in Berlin ausgezeichnet. Und mit Sicherheit wird man sich an diese Filme erinnern. Hollywood marschierte über den roten Teppich. Die Filme waren groß. Seitdem hat sich einiges geändert. Dieter Kosslick, dem letzten Leiter der Berlinale, wurde ja immer gerne vorgeworfen, er würde sich nur für den öffentlichen Auftritt interessieren. Unter seiner Ägide hat sich das größte deutsche Filmfestival deutlich zum Weltkino bekannt: Es wurden seit 2000 viele ungemein kleine Filme ausgezeichnet, bei denen sich gezeigt hat, dass sich der Raum im Kino zunehmend verengt. Am Publikum gingen Filme wie Esmas Geheimnis (2006), Seefeuer (2016) oder Touch me not (2018) vorbei. In diese Feststellung ist allerdings kein Urteil hineinzulesen. Ganz im Gegenteil. Es ist wichtig, dass sich ein Festival um die kleinen Filme kümmert, die auf dem hart umkämpften Markt um Aufmerksamkeit oft das Nachsehen haben.
Es zeigt sich, dass sich das Kino verändert, die Welten auseinanderdriften. Heute hat ein Cannes-Wettbewerbsfilm wie Cristian Mungius wirklich grandioser R.M.N. (2022) in Deutschland immer noch keinen Verleih. Preise und Festivalteilnahmen reichen nicht mehr aus. Trotzdem sind Festivals die Trüffelschweine der Branche. Wir wollend deshalb an eine Reihe von Filmen erinnern, die in Berlin ausgezeichnet wurden und viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.   

Synonymes von Nadav Lapid (2019)

Auf der Berlinale 2019 vergab die Jury um Präsidentin Juliette Binoche den Goldenen Bären an Nadav Lapids eigenwilliges Drama Synonymes. Der Film erzählt von dem jungen Yoav aus Israel, der sich nach Paris begibt und seine bisherige Identität hinter sich lassen will.

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In der französischen Hauptstadt werden ihm direkt all seine Sachen gestohlen. Er lernt (splitternackt) ein junges Paar, Caroline und Emile, kennen, das ihn in die Luxus-Wohnung aufnimmt und neu einkleidet – unter anderem mit einem edlen, senfgelben Mantel, der eine ähnlich ikonische Wirkung hat wie die rote Windjacke von James Dean in … denn sie wissen nicht, was sie tun (1955). Die sich entwickelnde Dreiecksbeziehung, die an Die Träumer (2003) denken lässt, wird von den Nachwuchstalenten Tom Mercier, Quentin Dolmaire und Louise Chevillotte spannungsreich dargeboten. Synonymes funktioniert als Hommage auf die Nouvelle Vague, ist dabei aber entschieden queerer. Leicht hatte es der Film im deutschen Kino allerdings nicht.

Andreas Köhnemann

Touch me not von Adina Pintilie (2018)

Ich arbeitete in dieser Zeit für die Filmförderung und ich erinnere mich genau, wie die Entscheidung der Jury damals aufgenommen wurde: Es war das blanke Entsetzen. Wie kann man nur so einen Film auszeichnen? Hätte man nicht einen deutschen Film nehmen können? Immerhin hatte mit Tom Tykwer ein deutscher Regisseur den Jury-Vorsitz inne. Die expliziten Sex-Szenen rührten an den konservativen Geist der Institution. Was aber noch schlimmer war: Dieser Film würde, das war schon ausgemacht, im Kino untergehen.

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An dieser Anekdote zeigt sich: Die deutsche Filmbranche (v.a. die Förderung) denkt das Kino stark von den Besucherzahlen her; wobei so getan wird, als wisse man, wer das Publikum ist und was es begehrt. Es ist der gleiche Fehler, der auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk versaut hat: Film und Serie wird bloß als Dienstleistung gesehen und so verkümmert ein Kulturgut zusehends. Ich habe die Entscheidung für Touch me not damals schon gefeiert: Es war ein empathisches Ja zu einem Kino der Herausforderung und des Denkens. Und der Film ist ein großartiges Werk, das gängige Vorstellungen von Körperlichkeit, Sexualität und Norm zersetzt. Nicht bloß inhaltlich – der Film ist eine Reise in das Leben dreier Menschen, die sich auf der Suche nach einer freien Form von Intimität begeben – sondern auch in seiner Form hinterfragt der Film den Status Quo.

Beatrice Behn hat es in ihrer Kritik auf den Punkt gebracht: „Adina Pintilies Touch Me Not ist nicht einfach ein Film. Es ist eine Erfahrung. Und eine so intime und so tiefgründige, dass man das Kino entweder frühzeitig verlässt, weil man die Macht dieser Intimität nicht ertragen kann, oder man bleibt bis zum Ende, auf die Gefahr hin, dass man das Werk und die Fragen, die es sich stellt, noch lange mit sich herumtragen wird und diese vielleicht sogar ganz fundamentale Änderungen nach sich ziehen.“ 

Ein Film, der kaum im Kino zu sehen war, über den viel mehr hätte diskutiert werden müssen. Grandios und völlig zurecht mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Nimm das, Filmförderung, du verknöchertes Ungetüm!

Sebastian Seidler

Körper und Seele von Ildikó Enyedi (2017)

Der Song „What He Wrote“ der britischen Folk-Musikerin Laura Marling behandelt auf gleich mehreren Ebenen eine Liebe mit Hindernissen: Er ist inspiriert von Liebesbriefen, die zu Kriegszeiten an die Front geschickt wurden, und außerdem gerichtet an einen Liebhaber, der nicht der feste Partner zu sein scheint. Dieser Song spielt eine besondere Rolle im ungarischen Film Körper und Seele, der 2017 unter dem internationalen Titel On Body and Soul den Berlinale-Wettbewerb gewann. 

Regisseurin Ildikó Enyedi lief bereits 1989 mit ihrem Debütfilm Mein 20. Jahrhundert in Cannes. Dann flog sie aber außerhalb Ungarns lange unter dem Radar der Arthouse-Szene, keiner ihrer Filme schaffte es in Deutschland ins Kino – bis zum Goldenen Bären, was von der Presse 2017 dann auch vielfach als Comeback bezeichnet wurde.

Die Liebe mit Hindernissen, von der Körper und Seele erzählt, entwickelt sich zwischen einer autistischen Frau namens Mária und einem älteren Mann mit verletztem und gelähmtem linken Arm namens Endre. Sie bemerken, dass sie sich die selbe Traumwelt teilen. In diesen Träumen sind sie Rehe, die einander in einer Winterlandschaft begegnen. Darüber entwickelt sich zwischen den beiden introvertierten Figuren eine Liebesbeziehung. Der Ort, an dem sie sich im Wachzustand begegnen, ist ihr Arbeitsplatz: ein Schlachthof. Damit schafft der Film kontrastierende Bilder: Schocksequenzen von den Rindern, die getötet und verarbeitet werden, im Gegensatz zu Rehen in einer Winterlandschaft und den beiden ruhigen, sensiblen Hauptfiguren.

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Die Idee, autistische Menschen seien relativ unfähig, romantische Beziehungen zu führen ist weit verbreitet und falsch und problematisch. Hier muss man aber nicht mit dem ideologiekritischen Holzhammer kommen. Schließlich sind Einzelschicksale zu sehen und vieles an Alexandra Borbélys Darstellung einer Autistin wirkt authentisch. Mit geradezu wissenschaftlicher Methode versucht sie, die Körpersprache von Menschen richtig zu lesen.

Körper und Seele ist kühl und langsam erzählt, die Montage linear, aber elliptisch. Viele Zwischenmomente werden gezeigt: das Einschlafen, das Aufwachen, das Warten auf etwas, Blicke aus dem Fenster. Viele interessante Themen werden beiläufig angeschnitten: Einmal sagt Endre zu einem sich toxisch männlich gerierenden neuen Angestellten, Mitgefühl mit den Tieren sei notwendig, damit man den Job im Schlachthof gut machen kann. Der selbe Angestellte macht Mária gegenüber Kommentare, die klar als sexuelle Belästigung einzuordnen sind.

Was Arthouse-tümelig klingen mag, macht die Filmfiguren und ihre Welt tatsächlich umso faszinierender und ballt sich schließlich zu tief erschütternden Momenten. Auf den Goldenen Bären folgte für Körper und Seele noch eine Oscar-Nominierung als Bester fremdsprachiger Film. Die Berlinale-Jury hat Ildikó Enyedi 2017 zu Recht zurück auf die Weltbühne gehoben; auf der Bühne des deutschen Kinos war der Erfolg eher überschaubar.

Mathis Raabe

Tropa de Elite von José Padilha (2008)

Berlinale und Genre-Kino – das ist jetzt nicht unbedingte die erste Kombination, an die man denkt. Wolle man die Gewinner des Goldenen Bären nach inhaltlicher Ausrichtung einordnen, Drama wäre wohl der häufigste Begriff. Doch natürlich gibt es sie, die berüchtigten Ausnahmen von der Regel, 2008 etwa, als ein brasilianischer Streifen die Trophäe erhielt: Tropa de Elite vom späteren RoboCop-Remake-Regisseur José Padilha.

Nun steckt zwischen all der Action zwar auch in diesem Film einiges an Drama, allerdings weniger ein persönliches als ein gesamtgesellschaftliches. Beim Blick auf die Lage in Rio de Janeiro wird das schnell klar: Schwer bewaffnete Drogenhändler und eine korrupte Polizei geben sich hier die Klinke in die Hand. Sie sind die Wurzel, der Stamm und die Krone allen Übels, und da gelte es, keine Gnade zu zeigen – behauptet zumindest Roberto Nascimento (Wagner Moura). Der brummt uns aus dem Off über die knapp zwei Stunden hinweg mit zynischen, ja fatalistischen Kommentaren zum Geschehen an. Die Erzählperspektive von Tropa de Elite ist eine deutlich subjektive, und das gibt diesem Film ein deutliches Framing. Doch dass alle Seiten am moralischen Abgrund stehen, wird mehr als deutlich.

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Nascimento ist Truppenführer und Ausbilder bei der BOPE, einer Spezialeinheit des Militärs, die sich der bedingungslosen Bekämpfung des Verbrechens verschrieben hat. Nachts fallen sie in die Slums ein, erledigen Dealer, verhören und foltern mutmaßliche Mittäter, und wen sie laufen lassen, der landet unter Verdacht des Verrats im Leichensack. Rio ist ein Kriegsschauplatz unter der Flagge des Rechts, das von dieser Truppe mit aller Härte und ohne Nachsicht durchgesetzt wird. Und als sich ein Besuch des Papstes angekündigt, werden die Einsätze zunehmend mehr.
Tropa de Elite setzt auf Authentizität – in seiner Sprache (nur das Voice-Over wurde synchronisiert), in seinen Bildern (viel Handkamera), in seiner Atmosphäre.

Und auch wenn diese Authentizität nur eine scheinbare sein sollte, so hinterlässt sie doch Wirkung und zeichnet das Bild eines Landes, in dem sich die Spirale der Gewalt derart in die Höhe geschraubt hat, dass es kein Zurück mehr zu geben scheint. Jede Partei dieses Dreiecks aus Gangstern, Polizei und Spezialeinheit hat Dreck am Stecken, doch zur Realität gehört es nun mal, sich für eine davon entscheiden zu müssen. Welche ist das kleinere Übel? Die, die Drogen unters Volk bringen? Die, die sich für staatlichen Schutz bezahlen lassen? Oder die, die auf all das mit maximaler Härte reagieren? Am Ende sind alle Verlierer, der erste aber ist die Moral. Daran lässt Tropa de Elite keine Zweifel.

Christian Neffe

U-Carmen eKhayelitsha von Mark Dornford-May (2005)

Gerade ein Jahr war es her, dass Fatih Akin mit Gegen die Wand im Jahre 2004 völlig verdient und doch auch ziemlich überraschend den Goldenen Bären gewonnen hatte und die deutsche Filmbranche davon träumte, dass dieses kraftvoll-anarchische Werk dem etwas blutleeren deutschen Film neue Lebensgeister eingehaucht hätte. Und tatsächlich ließ sich der Wettbewerb des Jahrgangs 2005 mit deutschen Filmen wie One Day in Europe von Hannes Stöhr, Sophie Scholl — Die letzten Tage von Marc Rothemund und vor allem Gespenster von Christian Petzold vielversprechend an. Durchgesetzt hat sich aber dann eine südafrikanische Opernverfilmung, für die der Theater- und Opernregisseur Mark Dornford-May die Geschichte von Georges Bizets Carmen in einen Township in der Nähe von Kapstadt versetzt hatte. Der Clou dabei: Die Lieder und Sprecheinlagen wurden samt und sonders in IsiXhosa, einer der elf offiziellen Landessprachen Südafrikas präsentiert. In den Kinos jedoch blieb dem Film eine größere Zuschauerschaft versagt; der Goldene Bär, so die landläufige Meinung auch der kommenden Jahre, sollte zwar nicht seinen Glanz verlieren, aber war dennoch kein Garant mehr für regen Zuspruch seitens des Publikums. Insofern war Gegen die Wand wohl eher die große Ausnahme der 2000er Jahre.

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Mark Dornford-May ist seitdem vor allem der Theaterarbeit treu geblieben und leitet immer noch die südafrikanische Theatergruppe  Dimpho Di Kopane („Vereinte Talente“). Zwar feierte sein zweiter Film Son of Man seine Premiere in Sundance, 2015 folgte schließlich sein bislang letzter Film Breathe Umphefumlo, an den sensationellen und für viele Beobachter*innen überraschenden Erfolg seiner Carmen-Adaption aber konnte keiner der Nachfolger jemals wieder anschließen. 

Dennoch steht dieser Gewinner eines Goldenen Bären exemplarisch für die Öffnung der Berlinale hin zum Weltkino und zu einem Verständnis von Film, das weniger Berührungsängste mit anderen Kunstformen hatte.

Joachim Kurz

Intimacy von Patrice Chéreau (2001)

Dieser Film versetzte die Presse 2001 in Aufruhr: Der Goldene Bär für einen derart sexuell-expliziten Film? Zumindest in der deutschen Presse blieb man weitgehend gelassen. Für prüdere Gemüter war die Freizügigkeit dieses Dramas kaum auszuhalten. Dabei ist der Sex hier nicht zum Zwecke erotischer Erhitzung derart in den Mittelpunkt des Films gerückt: Patrice Chéreau geht es um die Nacktheit, um Intimität und Berührung. Bis heute gibt es kaum einen Film, der die Differenz zwischen Lust, Begehren und Zuneigung derart schonungslos und berührend auslotet.

Jeden Mittwoch, immer zu einer verabredeten Zeit, klingelt es an der Tür des Appartements von Jay (Mark Rylance). Immer ist es Claire (Kerry Fox), die vor der Tür steht. Seltsam ungelenk ist die Begrüßung, bis sie dann hemmungslos übereinander herfallen. Danach lösen sie sich wieder voneinander, und Claire kehrt zurück in ihr eigenes, braves und unscheinbares Familienleben. Der Exzess wird begehrt und gleichzeitig ist da immer ein Widerwille zu spüren, eine Anspannung, die offenkundig daher rührt, dass man tunlichst vermeiden will, den anderen zu nah an sich herankommen zu lassen. Als Jay jedoch den Menschen Claire kennenlernen will und Nachforschungen anstellt, beginnt das Konstrukt der animalischen Lust zusammenzubrechen. 

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Der Sex ist nur der Ausdruck einer Leere. Man kann diese körperliche Liebe zwischen Jay und Claire als roh und kühl sehen. Immerzu scheint diesem hitzig-animalischen Treiben eine Ehrlichkeit innezuwohnen – zumindest was die filmische Darstellung von Sex angeht. Diese erhabene Erotik entsteht nur durch die Lüge des Films, durch Inszenierung und Illusion. Der durchschnittliche Coitus ist eben das, was er ist: Zwei Körper, die sich räkeln, die stöhnen und sich verrenken. Immer wohnt diesem Tun das Begehren inne, dass wir berühren und zugleich berührt werden wollen. Wenn allerdings der Akt in seiner schonungslosen Direktheit nicht mehr ausreicht, dann wird die Person zum Geheimnis und damit zum Sehnsuchtspunkt der Intimität. Was intim ist und was nicht, das entsteht innerhalb einer Situation – nichts ist ausgemacht, wie der prüde Geist immer gerne behauptet.

Wie es aber immer so ist, kann das Marketing einen Film in eine andere Ecke stellen. Als erotisches Drama wird Intimacy oftmals gelabelt. Das ist Unsinn. Wer diesen Film mit dieser Erwartungshaltung schaut, wird enttäuscht sein. So oder so lohnt es sich, diesen Berlinale-Gewinner aus dem Archiv der Zeit zu holen, um ihn im heutigen Kontext zu diskutieren. Angenehm geht anders. Aber das sind wir auf der Berlinale ja mittlerweile gewohnt.

Sebastian Seidler

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