Country aus dem Herzen Schottlands — was wie die Definition eines kulturellen Paradoxons klingt, wird in Wild Rose in der Gestalt von Rose-Lynn Harlan verkörpert. Die junge, alleinstehende Mutter wird zu Beginn des Filmes aus dem Gefängnis entlassen und will weiterhin ihren Traum von einer Reise nach Nashville — dem Epizentrum der Country-Musik — als Initialzündung für eine große Musikkarriere verfolgen. Doch dafür braucht es Geld. Und so nimmt Rose-Lynn zunächst einen Job als Putzfrau im Haus einer überaus wohlhabenden Familie in Glasgow an, muss sich zugleich mit den Behörden rumschlagen und vor allem lernen, Verantwortung für sich selbst sowie ihre Kinder zu übernehmen, die sie nach wie vor vernachlässigt.

Tom Harper (The Aeronauts) folgt in Wild Rose dem klassischen Schema F eines Musiker*innenfilms und hat dem altbekannten narrativen Muster vom Spannungsfeld zwischen beruflichen Ambitionen und einem schwierigen Privatleben, vom Aufstieg, Fall und anschließendem Durchbruch eigentlich nichts Neues hinzuzufügen. Er beherrscht es jedoch virtuos, seinem Publikum alle Sympathien für seine charismatische, eigenwillige Hauptfigur abzuringen — und profitiert dabei von der wahnsinnigen Präsenz von Jessie Buckley, die jede Szene an sich reißt. Menschen mit einem leichten bis großen Faible von Country-Musik kommen um Wild Rose jedenfalls nicht herum.

Wild Rose ist aktuell bei Netflix verfügbar.