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Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages für Kinder: Whale Rider

Ein Beitrag von Rochus Wolff

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Whale Rider - Trailer

„Ich habe mit meiner Geburt die Stammeslinie meiner Ahnen durchbrochen.“ Mit diesem einen Satz trifft Pai das ganze Elend ihrer Existenz. Die Zwölfjährige entstammt einer langen Reihe von Stammesführern – alles Männer –, die nach der Legende ihres Maori-Stammes bis auf Paikea zurückgeht, der vor langer Zeit auf einem Wal reitend in Neuseeland ankam. Nach ihm ist sie benannt, aber ihr Großvater Koro, Hüter der Traditionen, kann sich nicht vorstellen, dass ein Mädchen diese Rolle einnehmen könnte. Für ihn hätte das ihr Zwillingsbruder tun sollen, der bei ihrer Geburt gestorben ist.

Um diesen zentralen Konflikt zwischen Großvater und Enkelin zeichnet Niki Caro (die erst kürzlich für Disney Mulan neu verfilmt hat) mit klaren, entschlossenen Pinselstrichen ein Portrait der Maori-Gesellschaft in ihrem Konflikt zwischen Traditionen und Moderne. Es geht, oft ganz nebenbei und doch nicht weniger eindrücklich, um abwesende Väter (auch Pais Vater Porourangi ist unterwegs, als Künstler in Europa), brüchig werdende patriarchale Strukturen, zugleich tief empfundene Gemeinschaft und Liebe.

Zugleich changiert Whale Rider sehr subtil zwischen realistischen Darstellungen und fantastisch anmutender Mystik. Wenn die Bedeutung der Legenden in das Alltagsleben eingewebt wird, wirkt das nicht zuletzt auch deshalb so wirklichkeitsnah, weil der Film, der auf einem Roman des Maori Witi Ihimaera beruht, an den Originalschauplätzen und zum Teil mit lokalen Laiendarstellern gedreht wurde.

Ein dramatisches Ereignis befördert schließlich den Weg zum guten Ende; aber wie so oft gilt: Hätte man auf die Frauen gehört, wäre das alles auch wesentlich leichter gegangen.

FSK 6, empfohlen ab 10 Jahren

Noch bis 25. Februar in der Mediathek von arte, außerdem bei Pantaflix und MagentaTV als VoD verfügbar

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