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Streaming-Tipp des Tages für Kinder: Sieben Minuten nach Mitternacht

Ein Beitrag von Rochus Wolff

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Sieben Minuten nach Mitternacht - Trailer (deutsch)

Geschichten sind Monster, heißt es in diesem Film irgendwann sinngemäß: Wenn man sie loslässt, weiß man nie, was passieren wird. Und diese Geschichte ist selbst so ein Monster, dunkel und schneidend, allen Wohlfühlschrott wegfegend mit harter Klarheit. Schon beim Lesen des Romans A Monster Calls, geschrieben von Patrick Ness nach einer Idee der viel zu früh verstorbenen Siobhan Dowd, lag ich heulend im Bett; der Film macht es seinen Zuschauer_innen keinen Deut leichter. Meine schlimmste Angst freilich erfüllte er nicht: Die Wucht des Buches zu zerstören.

Conor O’Malley, 13 Jahre jung, lebt mit seiner Mutter allein, die wegen einer Krebserkrankung immer wieder Chemotherapie bekommt. Er hat niemanden, mit dem er wirklich über seine Ängste und Sorgen sprechen kann – bis eines Nachts um sieben Minuten nach Mitternacht die uralte Eibe auf dem Friedhof nebenan zum Leben erwacht und als Monster Conor in die Pflicht nimmt: Drei Geschichten werde es ihm erzählen, sagt es, und dann erwarte es von ihm eine vierte: Die Wahrheit über seine Alpträume, über seine tiefsten Ängste.

Sieben Minuten nach Mitternacht ist ein Monsterfilm ohne Horror, eine Liebesgeschichte ohne Happy-End, vor allem aber ein Film über Heilung, über brutale Wahrheiten und Schmerz. Getragen von seinen Darsteller_innen (Felicity Jones als Conors Mutter, Sigourney Weaver als Großmutter und dem jungen Lewis MacDougall als Conor) taucht der Film zugleich in fantastische Bilder ein: Conors Bleistiftzeichnungen, Welten aus Wasserfarben, in denen die Geschichten der Eibe zum Leben erwachen. Leichte Kost ist dieser Film nicht, aber Fragen von Leben und Tod waren noch selten ohne Bauchgrimmen zu haben.

(FSK 12, empfohlen ab 12 Jahren; bei Joyn und Maxdome in der Flatrate, fast überall als VoD)

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