Sam hat eigentlich keine Lust auf diesen Urlaub mit seinen Eltern und seinem großen Bruder. Er möchte vor allem üben, einsam und allein zu sein – für die Zeit, wenn er als Jüngster mal ohne seine Familie auskommen muss. Leider kommt da etwas dazwischen, genauer: jemand. Tess lernt er eher zufällig kennen, sie hat sehr eigenwillige Vorstellungen davon, was sie will, selbstbewusst ist sie und forsch und ein wenig nervig.

Steven Wouterloods Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess ließe sich, wenn man so will, als freundlich gemeinte Versuchsanordnung lesen: Etwas träger Junge mit Weltschmerz in sicheren Familienverhältnissen trifft auf impulsives Mädchen, das seinen Platz im Leben sucht. Aber nichts an dem Film ist künstlich, es gibt hier kein gutes oder richtiges Ergebnis. Stattdessen zelebriert er, in lauter kleinen Schritten und Details, die Vielfalt des Lebens: die Unterschiede, die uns ausmachen, die Möglichkeiten, die sich selbst aus kleinen und großen Krisen ergeben.

Letztlich also ein Mutmacherfilm, aber ohne jeden pädagogischen Impuls, einfach eine Sommergeschichte irgendwo zwischen Ende der Kindheit und Erwachsenwerden, unbeschwert von Wertungen und Festlegungen über Gut und Falsch. Nur am Schluss macht es sich der Film etwas zu leicht und entlässt seinen Protagonisten etwas zu leichtfertig aus der Verantwortung für einen Fehler, den er gemacht hat – das verwundert umso mehr, da es doch gerade die Autonomie ist, die Möglichkeit und Fähigkeit, selbst zu lernen und zu wachsen und zu entscheiden (und Fehler zu machen), die Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess so stark ins Zentrum stellt.

FSK 0, empfohlen ab 10 Jahren

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