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Streaming-Tipp des Tages für Kinder: Der Sohn von Rambow

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Der Sohn von Rambow - Trailer (deutsch)

Filmemachen als Ausbruch aus den Grenzen des eigenen Daseins, Geschichtenerzählen als Aufbruch und Erwachsenwerden – das sind zwar eigentlich recht müde Standardelemente des Kinos, wenn vor allem junge Regisseur_innen über sich selbst nachdenken, aber das heißt ja nicht, dass sich daraus nicht auch Funken schlagen ließen. Feuersbrünste gar. Garth Jennings, von dem man bisher noch viel zu wenig gesehen hat, hat nach Per Anhalter durch die Galaxis als zweiten Langfilm mit Der Sohn von Rambow ein eigenes Drehbuch verfilmt, das war eine gar nicht müde, sondern sehr großartige Idee, die noch dazu Will Poulter das erste Mal auf die Leinwand brachte, allein dafür sollte man dem Regisseur herzlich danken.

Poulter spielt Lee Carter, der an seiner Schule als Störenfried gilt, ein notorischer Lügner mit dem Kopf voll Flausen und dem festen Vorsatz, einen eigenen Film bei einem Wettbewerb für Nachwuchsregisseure einzureichen. Der gleichaltrige Will, als Kind einer christlichen Sekte ohne jeden Kontakt zu Fernsehen und Kino aufgewachsen, lässt sich gerne darauf ein – und bringt seine eigenen, wilden Fantasien mit. Es sind die 1980er Jahre, da ist Film noch handgemacht, draußen und mit Tageslicht. Es folgen halsbrecherische Stunts und gefährliche Momente, die reale Elfjährige bitte auf keinen Fall nachahmen sollten, aber es ist trotzdem ein Glück, eine Feier kindlicher Begeisterung für Zerstörung und Chaos.

Zugleich ist Der Sohn von Rambow – der Filmtitel lässt es erahnen – auch eine Auseinandersetzung mit den Männlichkeitsbildern der Zeit, aber keineswegs als Feier des muskelbepackten Actionhelden der Reagan-Zeit, sondern als feinfühlige, komplexe Entwicklung, in der die zwei Protagonisten gezwungen sind, sich zu den entweder abwesenden oder sehr autoritären Vaterfiguren in ihrem Leben zu verhalten. Geschichten erzählen als Lernprozess.

(FSK 6, empfohlen ab 10 Jahren; bei vielen Anbietern als VoD)

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