Nach einem fehlgeschlagenen Einsatz zwangsversetzt, ist Elisabeth (Angeliki Papoulia) die Polizeichefin von Mesolongi, einer Kleinstadt im Westen Griechenlands, die nicht viel mehr zu bieten hat als eine beeindruckende Historie: In den 1820er Jahren opferten sich ihre Bewohner, weil sie nicht den osmanischen Eroberern in die Hände fallen wollten. Ein plötzlicher Todesfall verflicht Elisabeths Lebenslinie mit der von Rita (Youla Badouli), die in der örtlichen Fabrik Aale ausnimmt.

Das Wunder im Meer von Sargasso schließt direkt an die Greek Weird Wave an. Seine surrealistischen Einsprengsel, Ritas biblische Träume und Visionen muten an wie die losgelösten Fieberträume eines David Lynch. Und so verwundert es kaum, dass Regisseur Syllas Tzoumerkas sich weniger für die Auflösung des Krimiplots interessiert als dafür, aus der Beschaffenheit des Ortes und der Verkommenheit seiner Bewohner ein exemplarisches Gleichnis abzuleiten. Der Film stößt vor in Familien- sowohl als auch Kleinstadtgemeinschaften, eins wie das andere patriarchal organisierte Kontrollsysteme. Für die beiden Frauen scheint nur die Flucht ein annehmbare Aussicht. Um jeden Preis, ganz wie es die titelgebende Metapher etwas überdeutlich suggeriert: Die Aale aus der Lagune von Mesolongi machen sich auf den Weg in die weit entfernte Sargassosee nahe der Bermudas, wo sie laichen und bald darauf sterben.

Das Wunder im Meer von Sargasso kann man sich via Vimeo ausleihen.

DAS WUNDER IM MEER VON SARGASSO — Ein Film von Syllas Tzourmerkas (OmU) from Real Fiction on Vimeo.