zurück zur Übersicht
Streaming-Tipps

Streaming-Tipp des Tages: Das Brot der frühen Jahre

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Meinungen
"Das Brot der frühen Jahre" von Herbert Vesely
"Das Brot der frühen Jahre" von Herbert Vesely

Das Brot der frühen Jahre von Herbert Vesely gilt als erste Produktion des Neuen Deutschen Films, der sich ab 1962 mit politischen, gesellschaftskritischen Werken von den Unterhaltungsfilmen seiner Zeit abgrenzen wollte. Darin holt ein Waschmaschinenmonteur (Christian Doermer) eine alte Bekannte (Karen Blanguernon) vom Bahnhof ab und ist von ihr so bezaubert, dass er sein Leben als Angestellter und Verlobter völlig auf den Kopf stellt.

Als Bewusstseinsstrom - eindeutig inspiriert von der französischen Nouvelle Vague — fließt der Film elegant dahin, mit seiner jazzigen Musik, den assoziativen Kommentaren der Figuren aus dem Off. Die elegante Kameraführung von Wolf Wirth (übrigens der einzige Unterzeichner des Oberhausener Manifests, der ausschließlich Kameramann war) übersetzt diese Attitüde ins Visuelle: Unablässig wird der Blick von spiegelnden Oberflächen angezogen, von Glas, Marmor und Chrom. Die Kamera umkreist die Sprechenden, als wäre sie selbst eine Figur, die aufmerksam von Links nach Rechts schaut. Fährt und dreht sich und zoomt zugleich, bis es scheint, als sei jedes einzelne Bildelement in Bewegung versetzt.

Herbert Veselys Das Brot der frühen Jahre ist noch bis zum 30. Juli 2020 in der ARD Mediathek zu sehen.

Meinungen