Collin (Daveed Diggs) hat gerade eine Haftstrafe hinter sich. Nun wird der junge Afroamerikaner — geboren und aufgewachsen in Oakland, Kalifornien — in eine einjährige Bewährungszeit entlassen. Zeitsprung: Nur noch drei Tage, dann ist die Bewährung vorbei. Vorausgesetzt, Collin gerät solange nicht ins Visier der Polizei. Was bereits aufgrund der rassistischen Tendenzen in seinem Viertel, dessen Identität unter der zunehmenden Gentrifizierung leidet, nicht einfach ist. Hinzu kommt, dass Collin noch immer mit seinem Jugendfreund Miles (Rafael Casal) abhängt, der gerne Grills trägt, überall Streit anfängt, sich nun sogar eine Pistole besorgt hat und Collin regelmäßig in Schwierigkeiten bringt. Und als Collin auch noch sieht, wie ein weißer Polizist einen flüchtigen, aber wehrlosen Schwarzen erschießt, spitzt sich die Lage umso mehr zu.

Blindspotting bezeichnet das psychologische Phänomen, eine bestimmte Sache wahrzunehmen, eine andere jedoch, die ebenso offensichtlich ist, zu ignorieren. Genau diesem Phänomen ist auch Collin ausgesetzt, der sich von seiner kleinkriminellen Vergangenheit lösen will, von der Allgemeinheit und selbst seinen Freunden aber nach wie vor als schwarzer Gangster wahrgenommen wird. Carlos López Estradas Tragikkomödie aus dem Jahr 2018 wahrt — trotz der Schwere seiner beiden zentralen Themen Rassismus und Gentrifizierung — über einen Großteil seiner Laufzeit einen leichtfüßigen, humorvollen Ton, legt in den richtigen Momenten jedoch den Schalter hin zu Spannung und Drama um. Ein kurzweiliges, cleveres und kreativ inszeniertes Regiedebüt.

Blindspotting ist aktuell bei Amazon Prime Video verfügbar.