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Streaming-Tipp des Tages: Berlin Chamissoplatz

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Berlin Chamissoplatz - Trailer

Baufällige Wohnungen, Abriss, Gentrifizierung, steigende Mieten. Was uns in deutschen Großstädten heute umtreibt, war auch in den 1980er Jahren schon Thema. Den wahrscheinlich allerschönsten Film dazu hat der Regisseur Rudolf Thome gemacht, der Mitte der 1960er Jahre zur sogenannten Münchner Gruppe gehörte, gewissermaßen die Antiparty zu den Oberhausenern mit ihren Problemfilmen.

Thomes eigenes Faible für die Nouvelle Vague kommt auch in Berlin Chamissoplatz durch, wenn der Film auch schon von 1980 ist. Der Film beginnt auf einem Straßenfest in Kreuzberg. Die günstigen Wohnungen am Chamissoplatz (in der Nähe lebte damals auch der Regisseur) sollen weichen. Dagegen kämpft die Soziologiestudentin Anna (Sabine Bach) und interviewt deswegen den Architekten Martin (Hanns Zischler), der sich in sie verliebt und prompt die Seiten wechselt. Fortan unterstützt er nicht mehr die Bauspekulanten, sondern Anna und ihre Nachbarn.

Rudolf Thome filmt das ganze als Milieustudie mit einer zarten Liebesgeschichte in ihrem Zentrum. Beinahe dokumentarisch mutet es an, wie er die Beziehung zwischen Anna und Martin, aber auch die Dynamiken in der Nachbarschaft beobachtet. Als wäre er eben gerade zufällig mit seiner Kamera anwesend, als sich die Geschichte wie von selbst ergibt.

Berlin Chamissoplatz wurde 2014 digital restauriert und ist derzeit auf Filmfriend, der Streaming-Plattform der Bibliotheken zum Streamen verfügbar.

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