A Sun steht eigentlich schon eine ganze Weile auf Netflix. Aber es ist, als hätte der Hype bis zu einem Zeitpunkt gewartet, an dem wir aber auch wirklich keine Ausrede mehr haben. Denn welcher Tag eignet sich wohl besser für einen ausgedehnten Zweieinhalbstünder denn der erste Weihnachtsfeiertag im Lockdown?

Der taiwanesische Regisseur Chung Mong-hong erzählt in A Sun die tragische Geschichte einer Familie, die beginnt, als ihr Sohn A-Ho (Chien-ho Wu) gemeinsam mit seinem Freund ein Verbrechen begeht, für das er ins Gefängnis geht. Sein Vater (Yi-wen Chen) beginnt daraufhin konsequent die Existenz seines Sohnes zu leugnen und sich ganz auf seinen anderen, Medizin studierenden Sohn (Greg Han Hsu) zu konzentrieren. Doch niemand ahnt dabei, dass allen das Schlimmste noch bevorsteht.

Im Westen erhielt A Sun erst große Aufmerksamkeit, nachdem der Kritiker Peter Debruge von Variety ihn zum besten Film des Jahres 2020 kürte. In China hatte er da schon längst den Golden Horse Award für den Besten Film, Beste Regie, Besten Schnitt und diverse Schauspielerpreise gewonnen. Und das verwundert kaum. Chung Mong-hong wirft uns direkt hinein in die Geschichte, lässt alles mit einem großen Knall beginnen und hält danach so stringent die Fäden zusammen, dass man bereits nach 10 Minuten glaubt, der Geschichte um A-Ho und seiner Familie schon seit Stunden zu folgen. So nah kommen einem die Figuren.

Unentwegt brechen in A Sun Weltbilder zusammen, das eigene Selbstbild, Idealvorstellungen für die Kinder, die Zukunft. Und während sich die Figuren abmühen und ohne jegliche Kontrolle durch ihre kleinen Universen taumeln, rückt Chung Mong-hong ihnen regelrecht sarkastisch mit Kalendersprüchen zuleibe: „Nutze den Tag, wähle deinen Weg,“ steht auf einem Notizbuch und scheint sie regelrecht zu verhöhnen.

A Sun ist derzeit auf Netflix verfügbar.