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Jahresrückblick - Filmische Trüffel: Monsieur Killerstyle

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

2020 nähert sich seinem Ende. Man möchte sagen: zum Glück. Für niemanden, auch nicht für Kinofreunde, war es ein leichtes Jahr. Wir lassen es dennoch aus cineastischer Sicht Revue passieren. Heute mit Quentin Dupieux‘ Monsieur Killerstyle.

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Monsieur Killerstyle - Trailer (deutsch)

Kinoschließungen und -startverschiebungen, kurzfristige Veröffentlichungen auf DVD und Streaming-Plattformen — das ein oder andere filmische Highlight konnte da schon mal etwas untergehen. In unserem Jahresrückblick 2020 heben wir deshalb unter anderem filmische Highlights hervor, die man leicht hätte verpassen können. Heute mit Quentin Dupieux‘ Monsieur Killerstyle.

Ein Autoreifen rollt in Rubber durch die Wüste und ermordet jeden, der ihm in die Quere kommt. In Wrong Cops sind Polizisten die einzig verbliebenen Kriminellen auf der Welt. In den Filmen des französischen Regisseurs Quentin Dupieux, der unter dem Namen Mr. Oizo auch als House-Musiker firmiert, ist das Surreale der Status Quo. Möglichst absurde Ideen nimmt er als Ausgangspunkt, um sie in all ihren Konsequenzen durchzuspielen. 

In Monsieur Killerstyle - zugegeben einem neuen Höhepunkt im inoffiziellen Wettbewerb um den beknacktesten deutschen Verleihtitel — steht Georges (Jean Dujardin) im Mittelpunkt, der nach der Trennung von seiner Frau in der Krise steckt und seine fragil gewordene Männlichkeit durch die Fixierung auf eine neue Jacke kompensiert: Echtes Wildleder, mit Fransen, Western-Style. Als er in einem kleinen Dorf in den französischen Alpen strandet, gibt er sich als Filmemacher aus — und rennt damit bei der gelangweilten Barkeeperin Denise (Adèle Haenel) offene Türen ein. Sie hat in ihrer Freizeit gerade erst Pulp Fiction chronologisch umgeschnitten.

Abgewohnte Hotelzimmer, eine Provinzkneipe, alles in fifty shades of brown gehalten, mit Blümchentapeten und Landhausmöbeln anheimelnd ausstaffiert und dabei doch völlig reizarm, im doppelten Sinne hölzern. In diesen Biedermeier bricht endgültig der Wahnsinn ein, als Georges beginnt wie ein Fetischfilmer seinen Camcorder auf die Jacke zu richten, die inzwischen beginnt mit seiner Bauchrednerstimme zu sprechen.

Es ist ein Heidenspaß — und auch ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung der gut geölten, auf Award-Tauglichkeit hin produzierten Arthousekinomaschine — wie der oscarprämierte Dujardin und César-Preisträgerin Haenel mit heiligem Ernst diesen Nonsens durchexerzieren. Wie Dupieux seine beiden Stars mit all seiner radikalen Konsequenz für einen 77-Minüter verbrennt, an dessen Ende ein nicht geringer Teil der Kinobesucher sich fragen wird, was zum Teufel sie da gerade gesehen haben.

Monsieur Killerstyle ist zum Leihen und Kaufen verfügbar auf Amazon, Sky Store, iTunes, GooglePlay, Freenet Video, Microsoft, RakutenTV, Videoload, Videociety, Cineplex Home, Chili, Maxdome und Sony.

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