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Im Fokus: John Huston

Der erste Film noir ging auf seine Kappe, und auch weit darüber hinaus gilt John Huston als einer der stilprägendsten Regisseure Hollywoods. Anlässlich seines 35. Todestags widmen wir ihm einen Eintrag in unserer Reihe „Im Fokus“.

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Die Spur des Falken / African Queen / Misfits - Nicht gesellschaftsfähig
Die Spur des Falken / African Queen / Misfits - Nicht gesellschaftsfähig

Es scheint ein unmögliches Unterfangen, das Leben von John Huston in nur wenigen Absätzen zusammenzufassen. Versuchen wir es so: Geboren am 5. August 1906 in Nevada, gestorben am 28. August 1987 in Rhode Island wurde Huston im Laufe seines 81-jährigen Lebens zu einem der einflussreichsten Regisseure der US-Filmlandschaft, ohne — und das ist bemerkenswert — den Konflikt mit Studios, Regierung und Gesellschaft zu scheuen.

(c) Public Domain

Huston stand schon in jungen Jahren auf der Bühne, 1925 am Broadway, diente in der US-Armee in Mexiko und wollte sich anschließend als Reporter verdingen, was jedoch ob seiner schlechten Recherchen scheiterte. Stattdessen versuchte er es mit Kurzgeschichten, was ihm schließlich einen Job als Drehbuchautor, unter anderem für William Wyler, einbrachte. Bevor er allerdings 1941 ins Regiefach wechselte, kam es zu einem tragischen Vorfall: 1933 überfuhr er in Los Angeles die Tänzerin Tosca Roulien und verletzte sie tödlich. MGM-Chef Louis B. Mayer ließ daraufhin seinen Einfluss spielen, Hustons Blut wurde nicht auf Alkohol überprüft und er freigesprochen. Er reiste danach nach London und Paris, studierte Malerei und Zeichnen, wurde obdachlos.

Von den 40ern an entwickelte sich Huston zu einem schnörkellosen Regisseur, dessen Filme von Männern erzählen, die an den Konflikten, in die sie geraten, entweder scheitern oder nur schmerzhafte Siege erringen können. Seine Werke waren geprägt von Sozialkritik (Huston hatte starke liberale Überzeugungen), verwehrten sich oft der Blaupause Hollywoods, was regelmäßig zu Reibereien mit den Studiobossen führte. Zudem war er überzeugter Kriegsgegner. Zwei Kriegs-Dokumentarfilme, die von der US-Regierung in Auftrag gegeben wurden, legten schonungslos Traumata der Soldaten offen, sodass sie nie erschienen oder nur gekürzt wurden. „Wenn ich jemals einen Film mache, der den Krieg verherrlicht, soll mich jemand abknallen“, soll Huston einmal gesagt haben.

Am Set selbst galt Huston als autoritär, legte sich einmal mit John Wayne an, der ihn im Streit niederschlug. Und auch sein Privatleben verlief alles andere als harmonisch: Er war fünf mal verheiratet. Ein bis heute streitbarer Mensch also, dessen Verdienste im Filmbereich jedoch unzweifelhaft sind.

 

Die Filme von John Huston: 

 

Die Spur des Falken (1941)

Gleich mit seinem Regiedebüt schuf John Huston einen stilbildenden Klassiker — den ersten Film noir. Humphrey Bogart spielt in der Dashiell-Hammett-Verfilmung den Privatdetektiv Sam Spade, der einen mysteriösen Fall bearbeitet, in dem drei zwielichtige Charaktere einer wertvollen Vogelstatue auf den Fersen sind: dem Malteser Falken! Der ambivalente Hardboiled-Detective, durch dessen Augen wir das Geschehen betrachten, Mary Astor als femme fatale, die düstere Ausleuchtung und exzentrischen Kameraeinstellungen, der schwarze Humor, die pessimistische Weltsicht — Die Spur des Falken ist nicht nur der Anfang der Schwarzen Serie, sondern auch schon einer ihrer Höhepunkte.

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Der Schatz der Sierra Madre (1948)

Mit Der Schatz der Sierra Madre wagte es John Huston, einen großen Hollywood-Studiofilm on location außerhalb der Vereinigten Staaten zu drehen, was in den 1940er Jahren noch ausgesprochen selten war. Humphrey Bogart und Tim Holt spielen zwei verlotterte Herumtreiber, die im Mexiko der 1920er Jahre auf Goldsuche gehen. So wie der Regisseur den Fokus setzt, rückt das Gold selbst aber immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen entwickelt sich der Film zu einer Charakterstudie über von Gier zerfressene Figuren in einer geradezu lebensfeindlichen Natur.

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Asphalt-Dschungel (1950)

Asphalt-Dschungel ist ebenfalls ein Film noir, doch finden sich hier zahlreiche Einflüsse aus anderen Genres und Stilrichtungen. So ist der Film mit Sterling Hayden, Louis Calhern und Marilyn Monroe in einer kleinen Nebenrolle in erster Linie ein Heist-Movie über einen groß angelegten Juwelenraub im Mittleren Westen und erzählte erstmals von einem derartigen Verbrechen in erster Linie aus der Sicht der Täter. Allerdings ließ sich John Huston für den visuellen Stil auch vom Italienischen Neorealismus inspirieren, der die Augen bekanntlich vor Kargheit nicht verschloss. Dem Produzenten Louis B. Mayer gefiel das gar nicht. Er soll gesagt haben: „That Asphalt Pavement thing is full of nasty, ugly people doing nasty things. I wouldn’t cross the street to see a picture like that.“

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African Queen (1951)

Im Deutsch-Ostafrika des Jahres 1914 leiten die Britin Rose (Katharine Hepburn) und ihr Bruder einen Missionsgottesdienst. Da naht ein heruntergekommener kanadischer Kapitän (Humphrey Bogart) und verkündet den zwischen England und Deutschland ausgebrochenen Krieg. Als deutschen Truppen das Dorf überfallen, stirbt der Bruder — und die tugendhafte Rose muss mit dem verwahrlosten Kapitän fliehen. Der Dschungel, der in der satirischen Actionkomödie in schönsten Technicolor-Farben erstrahlt, bedeutete bei den Dreharbeiten allerdings die reinste Tortur: Hepburn hielt dieses Erlebnis in ihrem Buch African Queen oder Wie ich mit Bogart, Bacall und Huston nach Afrika fuhr und beinahe den Verstand verlor fest.

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Denen man nicht vergibt (1960)

Im Texas der 1870er Jahre führt die Familie Zachary eine Ranch auf dem Land der Kiowa. Da taucht ein Herumtreiber auf und behauptet, die Tochter Rachel (Audrey Hepburn), die gerade verheiratet werden soll, sei ein indianisches Findelkind. Mit seinem für die Zeit sehr ungewöhnlichen Westerndrama wollte John Huston zeigen, wie tief der Rassismus gegen die Natives in den USA verwurzelt ist — am Ende bezeichnete er den Film als wenig zufriedenstellend. Tatsächlich litt die Botschaft unter zahlreichen Eingriffen ins Drehbuch — Hustons inszenatorische Meisterschaft und ungewöhnliche Regieeinfälle machen aus Denen man nicht vergibt aber dennoch eine Perle des Genres.

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Misfits — Nicht gesellschaftsfähig (1961)

Marilyn Monroe wollte in der Rolle der frisch geschiedenen Roslyn Taber, die plötzlich zwischen drei Männern steht, ihre ernsthafte Schauspielkunst unter Beweis stellen, was ihr trotz zunehmenden Alkohol- und Drogenkonsums und der zerbrechenden Ehe zum Drehbuchautoren Arthur Miller ausnehmend gut gelang. Regisseur John Huston, ebenfalls dem Alkohol und Glücksspiel zugetan, inszenierte einen modernen Western in rauem Schwarzweiß, in dem legendäre Szenen wie die Pferdejagd sich anfühlten, als werde nicht nur den Tieren ihre Freiheit genommen, sondern auch sämtlichen Figuren durch die Fesseln der modernen US-Gesellschaft. Misfits — Nicht gesellschaftsfähig galt zu seiner Zeit als kommerzieller Flop, heute sind er und seine Hauptdarsteller unsterblich.

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Fat City (1972)

Misfits läutete für Huston ein Jahrzehnt des Misserfolgs ein — in den 60ern war er zwar ungebrochen produktiv, ließ den Glanz alter Tage jedoch vermissen. Das änderte sich erst mit dem Sport-Drama Fat City, den Kritiker Roger Ebert gar als einer seiner besten Filme bezeichnete. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der gealterte Boxer Billy (Stacey Keach). Seine besten Tage liegen schon hinter ihm, die aufkeimende Freundschaft mit dem Nachwuchstalent Ernie (Jeff Bridges) macht ihm jedoch Hoffnung — ebenso wie die Chance auf ein großes Comeback. Letztlich gibt sich Billy dennoch geschlagen — gegenüber dem Sport und dem Leben selbst. Eine Geschichte über den unermüdlichen, aber so oft zum Scheitern verurteilten Kampf des Menschen für Erfolg und Ruhm und einer unerbittlichen Gesellschaft.

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Der Mann, der König sein wollte (1975)

Hustons Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Rudyard Kipling handelt von zwei ehemaligen britischen Soldaten, Daniel (Sean Connery) und Peachy (Michael Caine), die von Indien aus nach Kafiristan aufbrechen. Sie wollen die Könige dieser Region Afghanistans werden — und zumindest Daniel hat damit auch Erfolg. Reichtum und Verehrung scheinen ihnen gewiss, doch irgendwann bricht das Schauspiel zusammen, und beide müssen fliehen. Der Mann, der König sein wollte ist eine packende Abenteuererzählung über die Hybris der westlichen Welt und ihrer kolonialen Bestrebungen.

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Annie (1982)

Film noir, Abenteuer-Filme, Rassismus- und Sportdramen — angesichts all dessen wirkt die Musical-Verfilmung Annie zunächst wie ein Fremdkörper in der Werkbiografie von John Huston. Und tatsächlich zeichnete er auch nur für die Inszenierung der Handlungselemente verantwortlich, während sich Theaterregisseur Joe Layton um die Musik-Choreografien kümmerte. Heraus kam eine solide, aber keinesfalls herausragende Adaption, die in der Tradition von Hollywoods 50er-Jahre-Musicals stand, ein vielfach als Varietéfilm bezeichnetes Werk — und definitiv ein sehenswerteres als die Verfilmung aus dem Jahre 2014.

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The Other Side of the Wind (2018)

John Huston stand nicht nur hinter, sondern immer wieder auch vor der Kamera — 54 Actors-Credits sind bei imdb aufgelistet. Der letzte soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, handelt es sich doch um die geradezu legendäre Orson-Welles-Produktion The Other Side of the Wind, die von 1970 bis 76 gedreht wurde, anschließend in einem Pariser Safe verstaubte und vor einigen Jahren von Netflix erworben wurde, um sie fertigzustellen. In Found-Footage-Manier wird darin der letzte Tag im Leben des Regisseurs Jake Hannaford (Huston) erzählt, der zur Feier seines 70. Geburtstags geladen hat. Eine alles andere als mundgerechte Meta-Erzählung über die Mechanismen Hollywoods, mit viel Spott und Ironie gewürzt und von der tollen Performance seines Hauptdarstellers getragen.

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