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Im Fokus: Frank Capra

Ein Beitrag von Christian Neffe

Vor 125 Jahren wurde eine prägende Regielegende der frühen Jahre Hollywoods geboren: Frank Capra. Wir werfen in unserer Reihe „Im Fokus“ einen Blick auf eine Handvoll seiner Werke.

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Mr. Deeds geht in die Stadt / Ist das Leben nicht schön? / Es geschah in einer Nacht
Mr. Deeds geht in die Stadt / Ist das Leben nicht schön? / Es geschah in einer Nacht

Frank Capra war ein Verfechter des American Dream — auch weil er ihn selbst (durch)lebte. Am 18. Mai 1897 auf Sizilien geboren, die Familie emigrierte 1906 in die USA, Zeitungsaustragen neben der Schule, diverse Nebenjobs während des Studiums der Chemieingenieurswissenschaften — harte Arbeit war im Hause Capra Pflicht, Geldmangel keine Ausnahme. Dann schaffte Capra es ins Film-Business — der Startschuss für eine herausragende und Hollywood auf lange Zeit prägende Karriere.

Frank Capra (c) Public Domain

Capra wusste augenscheinlich, welche Geschichten die Menschen sehen wollten: Komödien mit wenig subtilen sozial- und systemkritischen Untertönen. Seine Filme drehten sich oft um den „Kleinen Mann“ mit dem großen Herz, schwierige Lebensverhältnisse (die Weltwirtschaftskrise war hier prägend) und mündeten in der Regel in einem sentimentalen Happy End samt moralischem Sieg über die antagonistische Machtelite. Capra gilt als Begründer der Screwball-Komödie, gewann drei Regie-Oscars und war einer der wenigen Regisseure der damaligen Zeit, die dem Publikum namentlich bekannt waren.

Nach mehreren Misserfolgen zog sich Capra Anfang der 1960er aus dem Filmgeschäft weitestgehend zurück, bis er am 3. September 1991 verstarb. Hier sind zehn seiner insgesamt 59 Regiearbeiten.

 

The Ballad of Fisher’s Boarding House (1922)

Bereits 1921 drehte Capra den Kurzdokumentarfilm La Visita Dell’Incrociatore Italiano LIBYA a San Francisco, der aber völlig unbeachtet blieb. Ein Jahr später bewarb er sich auf einen Regiejob bei einem neuen Studio in San Francisco, behauptete am Telefon, er habe bereits Erfahrung im Filmgeschäft — und durfte als erste Amtshandlung den Kurzfilm The Ballad of Fisher’s Boarding House realisieren. Der dreht sich um eine Herberge für Fischer, in dem die junge „Anne of Austria“ mehrere Liebschaften pflegt. Dabei kommt es zu einem tödlichen Streit unter zwei Seeleuten.

Auffällig ist aus heutiger Sicht, dass die Textblöcke des Rudyard-Kipling-Gedichts, das als Vorlage diente, nicht als separate Zwischentitel eingefügt, sondern über die Filmaufnahmen der Kulisse gelegt wurden. Davon abgesehen hat The Ballad of Fisher’s Boarding House wenig Interessantes zu bieten und sei hier in erster Linie erwähnt, weil es Capras erste Arbeit im fiktionalen Bereich war, bereits seine Handschrift (die Darstellung sozialer Missstände, Figuren aus einfachen Verhältnissen) trug — und den ersten Meilenstein für seine Karriere bildete.

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Der starke Mann (1926)

Bis zu Capras erstem abendfüllenden Spielfilm (gedreht für das Studio Frist National) vergingen vier weitere Jahre. Der starke Mann gilt zwar als Slapstick-Komödie, die Handlungsprämisse allerdings hat einen durchaus ernsten Hintergrund: Der Belgier Paul Bergot (Harry Langdon) befand sich einst in Kriegsgefangenschaft eines Deutschen, der nun als Zandow der Große als Show-Muskelprotz durch die USA zieht. Paul folgt ihm bis in die Stadt, in der seine große Liebe lebt, muss Zandows Rolle einnehmen, zerstört bei der Show die Bühne und rettet nebenher auch noch die Stadt vor Gangstern. Er gewinnt das Herz des Mädchens und wird zum Sherriff ernannt — Happy End. Sowohl Capra als auch Langdon bescherte der Film viel positive Aufmerksamkeit.

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Lady für einen Tag (1933)

Nachdem Capra aufgrund zweier Flops keinen weiteren Vertrag bei First National erhielt, wechselte er zum damals noch kleinen Studio Columbia Pictures. Dort inszenierte er eine ganze Reihe von erfolgreichen Filmen (unter anderem Vor Blondinen wird gewarnt [1931] mit Jean Harlow), nutzte den neu aufkommenden Tonfilm versiert aus (sein Ingenieurstudium erwies sich in technischer Hinsicht als hilfreich) und drehte schließlich Lady für einen Tag. In dem spielt May Robson eine Obsthändlerin, die den elitären Freunden ihrer Tochter Wohlstand vorspielen muss. Der Film erhielt vier Oscar-Nominierungen, darunter die für die beste Regie. Am Ende ging er zwar leer aus, doch immerhin konnte Columbia hiermit seine erste Nominierung für den besten Film verbuchen.

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Es geschah in einer Nacht (1934)

Lady für einen Tag setzte eine Erfolgswelle für Capra in Gang, die bereits im Folgejahr Früchte trug: In Es geschah in einer Nacht spielt Claudette Colbert die Tochter eines Millionärs, die von zuhause Reißaus nimmt, sich in einen Reporter, gespielt von Clark Gable, verliebt und dabei die Probleme der breiten Bevölkerung im Zuge der Großen Depression kennenlernt. Der Film erhielt als erster von bis heute drei die Big Five bei den Oscars, wurde mit Lob überschüttet und begründete das Subgenre der Screwball-Komödien. Dabei war die Produktion alles andere als einfach, vor allem das Casting für die zwei Hauptfiguren gestaltete sich schwierig.

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Mr. Deeds geht in die Stadt (1936)

Der polit- und gesellschaftskritische Unterbau von Es geschah in einer Nacht wurde im Laufe von Capras weiterer Karriere immer stärker deutlich, auch weil er zunehmend größeren Einfluss auf seine Drehbücher nahm und seine Werke mehr auf Themen als auf seine Figuren ausrichtete. So auch Mr. Deeds geht in die Stadt, der Capra seinen zweiten Regie-Oscar bescherte. Gary Cooper spielt darin einen herzensguten, geistig schlichten Kerl von Lande, der ein Vermögen erbt. Eine Reporterin (Jean Arthur) hängt sich an seine Fersen, weil sie eine Story wittert, während mehrere Anwälte versuchen, Coopers Figur für verrückt zu erklären und an das Geld zu kommen.

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Lebenskünstler (1938)

Auch in Lebenskünstler, für den Capra seinen dritten Regie-Oscar erhielt, stehen gesellschaftspolitische Probleme und die Schere zwischen Arm und Reich im Vordergrund. Es geht um eine Unternehmer- und eine Arbeiterfamilie: Erstere will letzterer das Grundstück abkaufen, die Kinder beider Häuser — gespielt von James Stewart und Jean Arthur — verlieben sich ineinander, und am Ende kommt es zu großen Aussöhnung zwischen den Klassen. Es ist zugleich der Film, der James Stewart zum Star machte. Und: Der Kolkrabe Jimmy the Raven war hier erstmals auf der Leinwand zu sehen.

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Mr. Smith geht nach Washington (1939)

Mr. Smith geht nach Washington war ein Stich ins politische Wespennest. Erneut spielten Jean Arthur und James Stewart die Hauptrollen in einer Geschichte rund um einen naiven Jungpolitiker, der gegen Korruption und Machtspielchen in der Hauptstadt aufbegehrt. Publikum und Kritik waren des Lobes, politisch jedoch fürchtete man die Schädigung des guten Rufes der USA im Ausland, vor allem angesichts des heraufziehenden Krieges. Capra jedoch wollte hiermit ein patriotisches Signal setzen: „Je unsicherer die Menschen auf der Welt sind, desto mehr verstreuen und verlieren sich ihre schwergewonnenen Freiheiten im Wind der Risiken, umso mehr brauchen sie ein tönendes Statement für Amerikas demokratische Ideale.“

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Hier ist John Doe (1941)

Capras dem Vernehmen nach persönlichster Film erzählt von einem ebenso steilen Aufstieg wie auch Fall: Ein ehemaliger Baseball-Spieler (Gary Cooper) wird von einer Zeitung zum amerikanischen Durchschnittsbürger und damit zur Identifikations- und Heldenfigur stilisiert, während ein faschistischer Politiker dessen Popularität nutzen will, um ins Weiße Haus einzuziehen. Natürlich stemmt sich der „einfache Kerl“ am Ende gegen den Faschisten, und Amerikas Geist der Freiheit obsiegt. Hier ist John Doe war Capras erster von zwei Filmen für Warner Bros., konnte trotz elf Oscar-Nominierungen aber nur den für das beste Drehbuch einheimsen.

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Why we Fight (1942 bis 1945)

Auch dieser Baustein im Lebenswerk Frank Capras darf nicht ausgeblendet werden: Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg legte Capra seine Hollywood-Karriere zwischenzeitlich auf Eis und trat der US-Armee als Major bei. In dieser Funktion drehte er zahlreiche Dokumentarfilme, um ein Licht auf die Motivation der Soldaten und das, wofür sie kämpften, zu werfen. Die preisgekrönte siebenteilige Reihe Why we Fight verstand er dabei als Antwort auf Riefenstahls Triumph des Willens. Zwar wollte sich Capra von den Propagandafilmen aus Deutschland und Japan abgrenzen, produzierte letztlich aber genau das: Propaganda, die sich gegen den in den USA noch immer verbreiteten Isolationismus aussprach und für Interventionismus warb.

Vereinzelt verfügbar auf DVD und auf YouTube:

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Ist das Leben nicht schön? (1946)

Nach dem Krieg gründete Capra mit William Wyler und George Stevens ein eigenes Produktionsstudio, das es jedoch nur auf zwei Filme brachte. Der erste davon: Der heute als Weihnachtsklassiker geltende Ist das Leben nicht schön?, in dem James Stewart einen Kleinstadtbewohner spielt, der am Weihnachtsabend seinen Lebensmut verliert und diesen erst durch einen Engel zurückerhält. Ist das Leben nicht schön? wurde schon damals und wird bis heute zwiegespalten aufgenommen, einerseits als sentimentaler Kitsch kritisiert, andererseits genau dafür geliebt. Für Capra jedenfalls leitete der Film das Ende seiner Karriere ein, auch weil sein thematischer Schwerpunkt, aus der Großen Depression geboren, nicht mehr vom Publikum angenommen wurde. Nach weiteren Misserfolgen verabschiedete er sich Anfang der 60er in den Ruhestand.

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