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Gestreamt: Ava DuVernay

Ein Beitrag von Bianka-Isabell Scharmann

Sie ist eine der erfolgreichsten und gefragtesten Regisseurinnen unserer Zeit — und sie ist schwarz. Ihre Arbeit politisch. Wir stellen Ava DuVernay und ihre Filme vor und zeigen, wo man viele ihrer Arbeiten streamen kann. 

Meinungen
Ein schwarzer Mann, eine ältere schwarze Frau, eine schwarze Frau und ihr Sohn
"Selma" / "Der 13." / "When They See Us"

Gibt man die Adresse von Ava DuVernays eigener Website ein, erscheint eine Seite voller Kacheln, in denen Schwarze zu sehen sind: Kerry Washington in Scandal, über ihr die berühmte Wissenschaftlerin, Philosophin und Bürgerrechtlerin Angela Davis in Der 13., ganz rechts David Oyelowo in Selma. Und dazwischen, darüber, darunter weitere schwarze Schauspieler*innen im Gespräch, in intimen Situationen, im Close-Up. Die vorletzte Kachel zeigt das Wort „Array“, die letzte die Regisseurin selbst.

Ava DuVernay ist eine der erfolgreichsten, einflussreichsten und gefeierten zeitgenössischen schwarzen Regisseurinnen. Sie ist außerdem Produzentin und Gründerin von Array, einer Filmkollektive, die sich der Vervielfältigung von Repräsentation von people of color genauso wie Regisseurinnen verschrieben hat. Müsste man Ava DuVernays Arbeiten vor und hinter der Kamera mit einem Wort zusammenfassen, dann wäre es wohl politisch.

Ava DuVernay © Public Domain via Wikimedia
Commons 

Aufgrund ihres eigenen Werdegangs und Wegs zum Film weiß sie, wie wichtig Repräsentation ist. Denn nach ihrem Bachelor in African American Studies und Englisch (UCLA) entschied sich DuVernay, trotz ihrem Wunsch, selbst Filme zu machen, erst einmal dafür, hinter den Kulissen beratend und in der PR tätig zu werden. Denn ihr fehlten Identifikationsfiguren, wie sie selbst in einem Interview gegenüber People. Daran musste sie während der Dreharbeiten zu der VR Dokumentation New Realities denken, die sie realisierte, um den Internationalen Girls Day der UN am 11.10. zu feiern. Gezeigt werden Geschichten von jungen Frauen aus 10 Ländern dieser Welt.

“It makes me think about everything that I missed out on because I didn’t become a filmmaker until I was in my 30s. […] At the age that these girls are, I had no concept that a black woman could be a director. I had no idea that a woman could be a director. I’d never seen it.”

Seitdem DuVernay ins aktive Filmgeschäft mit ihren eigenen Regiearbeiten eingestiegen ist, hat sie ihr Repertoire von Kurzfilmen, um Dokumentationen, Spielfilme und Serien sukzessive erweitert. Dabei hat sie die Themen, die ihr wichtig sind, ständig im Blick: Fragen von Rasse, Geschlecht und Klasse; die Geschichten, Lebensperspektiven, Kulturen und die Repräsentation von people of colour und Frauen.

DuVernay sieht sich selbst weiterhin als eine unabhängige Filmemacherin im Herzen – denn sie habe ihre Karriere eben damit begonnen, ihre Arbeit per Hand, Stadt für Stadt zu verteilen. Im Jahr 2008 produzierte sie This is the Life, ihr erstes Feature, eine dokumentarische Chronik über die MCs der alternativen Hip-Hop-Bewegung The Good Life in Kalifornien mit minimalem Budget. Damit ist schon zu Beginn ihrer Karriere der Ton gesetzt.

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Auf die Dokumentation folgten dann die Spielfilme I Will Follow (2010), für den sie von der African American Film Critics Association mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde, und Middle of Nowhere (2012). Beim Sundance Film Festival erhielt sie im Jahr 2012 den Preis für die beste Regie – als erste afroamerikanische Frau überhaupt. In diesem Familiendrama geht es ist vor allem um die Emanzipation einer Frau, die sich um das Wohlergehen ihres inhaftierten Ehemanns sorgt – und erinnert im Fokus auf ihr Leben und in der Struktur teilweise an das politisch wichtige Werk Zambizanga von Sarah Maldoror.

 

 

Ava DuVernays Filme und Serien im Stream[1]

 

Selma

Mit Selma legte DuVernay ihre erste große Produktion im Jahr 2014 vor. Der Film fokussiert sich auf das Jahr 1965, auf den Marsch von Selma nach Montgomery – einen historisch und politisch wichtigen Marsch der Bürgerrechtsbewegung. Zu sehen sind David Oyelowo als Martin Luther King und Tom Wilkinson als Lyndon B. Johnson. Der Film wurde bei den Oscars mit dem Preis für den Besten Song ausgezeichnet. Es gab jedoch Kritik daran, dass weder sie noch Oyelowo nominiert worden seien.

Aktuell in der Flat von Amazon Prime und Joyn enthalten sowie über fast alle gängigen Streaming-Plattformen als Leihgabe oder zum Kauf verfügbar.

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Der 13.

Nach dem internationalen Durchbruch mit Selma wurde auch Netflix auf DuVernay aufmerksam – und gab ihr eine carte blanche. Sie entschied sich dafür, einen Dokumentarfilm zu drehen. Die ursprüngliche Idee war es, wie sie im Gespräch mit Oprah Winfrey über den Film sagte, sich dem Gefängnissystem in den USA zu widmen. Doch schnell stellte sie fest, dass man die aktuelle Situation ohne ihre Geschichte nicht in all ihren Dimensionen erfassen kann. So entstand der kraftvolle, aufrüttelnde und politisch hochbrisante Dokumentarfilm Der 13., in dem die Zusammenhänge zwischen dem Gefängnissystem und der Abschaffung der Sklaverei aufgezeigt werden.

Schon bei den British Film Academy Awards ausgezeichnet, erhielt Der 13. eine wohlverdiente Nominierung bei den Oscars in der Kategorie Bester Dokumentarfilm.

Die Dokumentation ist auf Netflix zu sehen — und kostenfrei über YouTube.

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13th: A Conversation with Oprah Winfrey & Ava DuVernay

Wer DuVernay im Gespräch mit ihrer Freundin Oprah Winfrey erleben möchte, der kann sich im Anschluss an den Film noch A Conversation anschauen. DuVernay erzählt über den Produktionsprozess und lässt auch in ihre eigene Motivation blicken.

Das Gespräch gibt es ebenfalls auf Netflix zu sehen.

 

Das Zeiträtsel

Nachdem sie die Regie für Black Panther abgelehnt hatte, schrieb Ava DuVernay dann doch noch Geschichte: Disney engagierte sie für den Live-Action-Film Das Zeiträtsel, was sie zur ersten woman of color macht, die ein Budget von 100 Millionen US-Dollar erhielt. Oprah Winfrey, Mindy Kaling und Reese Witherspoon sind in den Hauptrollen des Fantasyfilms zu sehen, in dem Meg (Storm Reid) sich auf eine unglaubliche Reise und Suche nach ihrem Vater (Chris Pine) begibt.

In der Flat von Disney+ enthalten und außerdem zum Leihen über Amazon Prime, YouTube, AppleTV, den Google Play Store und Magenta TV, sowie als Kauf über die eben genannten sowie über den Maxdome Store, RakutenTV und den Sky Store.

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When They See Us

Nachdem sie bereits mit der Übernahme der Regie für eine Folge von Scandal in 2013 und der Umsetzung von Queen Sugar für Oprah Winfreys eigenes Netzwerk OWN Erfahrungen im Serienfach sammeln konnte, engagierte sie Netflix erneut: When They See Us ist eine Mini-Serie über den wahren Fall der „Central Park Five“, die 1989 fälschlicherweise angeklagt und verurteilt wurden, eine Joggerin vergewaltigt zu haben. Die Serie fiktionalisiert die wahren Ereignisse.

Die Serie läuft auf Netflix.

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Was noch kommt:

Aktuell arbeitet DuVernay an verschiedenen Projekten: DMZ ein Fernsehfilm, der in einem dystopischen New York spielt, wird gerade gedreht; The New Gods verspricht ein Action-Sci-Fi-Spektakel zu werden, basierend auf der gleichnamigen Comicbuchreihe, über den Plot ist noch nichts bekannt.

Außerdem wurde vor kurzem bekannt gegeben, dass DuVernay für die NBC die Serie Sovereign entwickelt, bei der es sich um die erste Serie im US-Fernsehen handeln wird, in deren Zentrum eine indigene Familie steht. Produziert wird die Serie unter anderem von Bird Runningwater von den Cheyenne- und Mescalero-Apachen Stämmen. Wir können nur hoffen, dass die Serie auch ihren Weg nach Deutschland finden wird.

 

 


[1] Die Liste sowie der Beitrag bilden keinesfalls die gesamten Arbeiten von DuVernay ab, sondern markiert die wichtigsten Stationen und fokussiert sich maßgeblich auf die im Stream in Deutschland verfügbaren Arbeiten.

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