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9 Filme von Abbas Kiarostami bei LaCinetek

Ein Beitrag von Christian Neffe

Der Arthouse-Streamingdienst LaCinetek zeigt neun sehenswerte Filme der iranischen Regielegende Abbas Kiarostami.

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Quer durch den Olivenhain / Wo ist das Haus meines Freundes? / The Traveler
Quer durch den Olivenhain / Wo ist das Haus meines Freundes? / The Traveler

Im Sommer erklärten wir Abbas Kiarostami einmal zu unserem Darling der Woche. Joachim Kurz schlüsselte damals auf, was die Filme des 1940 in Teheran geborenen Regisseurs so sehenswert und relevant für das iranische Kino, aber auch darüber hinaus macht. Anlass war der fünfte Todestag Kiarostamis, über den Jean-Luc Godard einst sagte: „Der Film beginnt mit D.W. Griffith und endet mit Abbas Kiarostami“ und den MUBI mit einer Retrospektive aus vier Filmen ehrte. Wer die seinerzeit verpasst hat oder noch tiefer in das Œuvre Kiarostamis eintauchen möchte, hat nun bei LaCinetek die Chance dazu: Der Streaming-Dienst zeigt nun neun Filme von Kiarostami. Hier der Überblick.

 

Bread and Alley (1970)

Kiarostamis erster Kurzfilm dreht sich um einen Jungen, dessen Nachhauseweg vom Einkaufen von einem wütenden Hund blockiert wird. Er besänftigt ihn mit einem Stück Brot — eine Lösung, die für einen anderen Jungen nicht funktioniert. Der Zehnminüter zeigt die Individualität von Menschen und Lösungsansätzen für ihre Probleme, die sich nicht eins zu eins auf andere übertragen lassen.

 

The Traveler (1974)

In seinem ersten Spielfilm erzählt Kiarostami von einem zwölfjährigen fußballbegeisterten Schüler, der eine 150 Meilen lange Reise nach Teheran antreten will, um ein ganz spezielles Spiel zu sehen. Die große Hürde ist sein Mangel an Geld, und so begibt sich der Junge in moralisch fragwürdige Gefilde. Eine Auseinandersetzung mit der Jugend und den Konsequenzen amoralischen Verhaltens für andere.

 

Wo ist das Haus meines Freundes? (1987)

Die Geschichte von zwei Klassenkameraden in einer Schule auf dem Lande, von denen einem Sanktionen seitens des Lehrers drohen, weil er seine Hausaufgaben nie in das dafür vorgesehen Heft macht, sondern stets auf lose Zettel. Sollte das sich noch einmal wiederholen, droht dem Jungen ein Schulverweis. Als sein Freund nach der Schule entdeckt, dass er aus Versehen das Heft des Bedrohten eingesteckt hat, macht er sich auf die Suche nach dessen Haus, doch kann es nicht finden. Ein Film über das Suchen — sei es nun von ganz konkreten Gegenständen oder Ideen -, der in seinem sozialen Realismus an Fahrraddiebe erinnert.

 

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Homework (1989)

Auch als Dokumentarist war Kiarostami aktiv. In Homework lässt er mehrere Schüler*innen und zwei Väter zu Wort kommen, um Meinungen über das pädagogische Konzept der titelgebenden Hausaufgaben zu sammeln. Dabei stehen vor allem Probleme wie der Analphabetismus einiger Eltern im Mittelpunkt, die es ihnen schwer machen, den Kindern zu helfen.

 

Und das Leben geht weiter (1991)

Ein Film inspiriert von Kiarostamis Reise, als er sich nach einem schweren Erdbeben im Norden des Irans auf die Suche nach seinen beiden kleinen Hauptdarstellern aus Wo ist das Haus meines Freundes? begab. Im halbdokumentarischen Stil schickt er einen (fiktiven) Regisseur und dessen Sohn auf genau diese Reise und lässt sie ebenso bedrückende wie tiefmenschliche Begegnungen mit Anwohnern des Katastrophengebiets machen.

 

Quer durch den Olivenhain (1994)

Wo schon Und das Leben geht weiter Kiarostamis Fähigkeit zur Selbstreflexion bewies, ging Quer durch den Olivenhain noch einen Schritt weiter: Der Regisseur greift eine immer wieder misslingende Szene aus den Dreharbeiten zu Und das Leben geht weiter heraus und verdeutlicht anhand dieser die zahlreichen Schichten und Schwierigkeiten des Filmemachens mit echten Menschen und realen Laiendarstellern — und wie dies ihre Leben verändert. Der Film ist der Abschluss von Kiarostamis Koker-Trilogie, die im gleichnamigen Dorf spielt.

 

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Der Geschmack der Kirsche (1997)

Ein Mann fährt durch die Randgebiete Teherans und sucht jemanden, der eine vermeintlich einfache Arbeit für ihn erledigen soll: Er will sich selbst töten und braucht jemanden, der anschließend sein Grab zuschaufelt. Doch er stößt immer wieder auf verwirrte, ablehnende Gesichter — eines von ihnen hilft ihm schließlich, die Freude am Leben, an den kleinen Dingen, am süßen, wundervollen Geschmack der Kirsche wiederzuentdecken.

 

Der Wind wird uns tragen (1998)

Ein weiterer Film übers Filmemachen: Drei Journalisten begeben sich in ein kurdisches Dorf, um eine Reportage über eine Begräbniszeremonie zu drehen. Dazu müssen sie aber zunächst den Tod einer alten Frau abwarten. Da die wider Erwarten nicht stirbt, bleiben die drei länger vor Ort und freunden sich mit der Dorfgemeinschaft an. Ausschließlich gedreht mit Laiendarsteller*innen, wurde Der Wind wird uns tragen in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

 

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Ten (2002)

Eine Prämisse, die frappierend an Jafar Pahanis Taxi Teheran von 2015 erinnert: Auch hier spielt sich alles in einem Auto ab, innerhalb von zehn Szenen werden Gespräche zwischen der Fahrerin und verschiedensten Fahrgästen gezeigt, die sich hauptsächlich um soziale und gesellschaftliche Repressalien drehen, mit denen Frauen im Iran zu kämpfen haben. Teil-dokumentarisch, mit Laiendarstellern und viel Improvisation gedreht belegte Ten im Jahre 2019 Platz 76 der 100 besten Filme des 21. Jahrhunderts beim The Guardian.

 

Alle genannten Filme sind ab dem 14. Oktober bei LaCinetek verfügbar, teils erstmalig und restauriert auf dem deutschen Markt verfügbar. Preis pro Film: ab 2,99 Euro.

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