Die Geschwister Savage von Tamara Jenkins

Die Geschwister Savage handelt von Wendy (Laura Linney) und Jon (Philip Seymour Hoffman), die ihren Vater jahrelang kaum gesehen haben. Aber jetzt baut Vater Lenny (Philip Bosco) geistig ab und wird immer aggressiver. Im Seniorenparadies Sun City in Arizona kann er nicht bleiben. Die Kinder bekommen einen Anruf, dass sie sich um ihn kümmern und ein Pflegeheim finden müssen. Das Wiedersehen ist gepflastert von Enttäuschungen und Wut, aber auch von Mitleid und zögerlicher Fürsorge.

Regisseurin Tamara Jenkins hat für ihren zweiten langen Spielfilm auf eigene Erlebnisse zurückgegriffen. Sie hatte die Demenz ihres Vaters bereits für eine öffentliche Lesung vor Literaturbegeisterten verarbeitet und fügte für das Drehbuch weitere Mosaiksteine hinzu, die sie teils am eigenen Leib erfahren, teils in ihrem Umfeld beobachtet hatte.

Die Geschwister Savage ist zum Leihen und Kaufen bei Amazon, YouTube und GooglePlay verfügbar.

Still Alice — Mein Leben ohne gestern von Richard Glatzer und Wash Westmoreland

Alice Howland (Julianne Moore), ist 50 Jahre alt, renommierte Linguistin, verheiratet, hat drei erwachsene Kinder – und vor kurzem erfahren, dass sie unter einer seltenen, besonders schnell verlaufenden, vererbbaren Form von Alzheimer leidet. Sie ist eine Frau, die sich selbst vor allem über ihren Intellekt und ihre Sprache definiert hat und von anderen dafür bewundert wurde. Beides verliert sie durch ihre Krankheit und hofft, sich wenigstens in der Kunst des Verlierens zu beweisen.

Der Film erzählt vor allem von dem Verlust des Gedächtnisses und Alice‘ zunehmender Isolation und setzt dadurch auf die Tragik ihrer Krankheit in den Fokus. Die Bilder vermitteln den einsetzenden Kontrollverlust und die zunehmende Orientierungslosigkeit vor allem durch Unschärfen – mal im gesamten Bild, mal nur an den Rändern. 

Still Alice — Mein Leben ohne gestern ist bei Amazon Prime Video verfügbar.

The Father von Florian Zeller

Anne (Olivia Colman) besucht ihren in einer gediegenen Londoner Wohnung lebenden Vater Anthony (Anthony Hopkins), nachdem sich dieser mit seiner bisherigen Pflegerin überworfen hat. Behutsam schwört sie ihn darauf ein, dass sie in Kürze der neuen Liebe wegen nach Paris ziehen werde und daher nicht mehr regelmäßig kommen könne. Ein Hinweis, der Anthony verwirrt und auch verunsichert, obwohl er Anne deutlich zu verstehen gibt, dass er alles unter Kontrolle habe. 

Wenn alles verschwimmt: In der ebenso sensiblen wie bewegenden Leinwandadaption seines eigenen Theaterstücks taucht der französische Dramatiker Florian Zeller tief in die Wahrnehmung eines Demenzkranken ein und fordert dem Publikum dabei einiges ab.

The Father auf DVD und BluRay erhältlich oder kann auf den gängigen Plattformen digital erworben werden. 

Relic von Natalie Erika James

Als die demente Edna (Robyn Nevin) verschwindet, machen sich ihre Tochter Kay (Emily Mortimer) und Enkelin Sam (Bella Heathcote) auf den Weg, um sie zu suchen und finden ein verwahrlostes und von innen verschlossenes Haus vor, in dem sich eine rätselhafte schwarze Substanz breitgemacht hat.

Die australisch-japanische Nachwuchsfilmemacherin Natalie Erika James wählt einen anderen Weg als die bisher hier versammelten Regisseure, um ihre familiären Erfahrungen mit Demenz zu verarbeiten: Relic changiert zwischen Psychothriller und Haunted-House-Horror und schafft es, sein Grauen weniger aus exzessivem Gore als aus seiner angespannten Atmosphäre und mit emotionalem Ballast aufgeladenen Konversationen zu generieren.

Relic ist bei zahlreichen Anbietern zum Leihen und Kaufen verfügbar.

An ihrer Seite von Sarah Polley

Fiona (Julie Christie) zieht nach zwanzig Ehejahren in ein Heim für Demenzkranke mit einer besonderen Regel: Um die Eingewöhnung zu vereinfachen, dürfen die Neuankömmlinge einen Monat lang keinen Besuch empfangen. Als nach dreißig Tagen ihr Ehemann Grant (Gordon Pinsent) wieder vor der Tür steht, erkennt Fiona ihn nicht mehr.

Sarah Polley inszeniert ihr sensibles Drama ganz so, wie man es von ihr gewohnt ist: In langen Kameraeinstellungen, die ihre Figuren einfach unaufgeregt beim Leben beobachten, gänzlich ohne Kitsch.

An ihrer Seite ist bei vielen Anbietern zum Leihen und Kaufen verfügbar.

Dick Johnson is Dead von Kirsten Johnson

Dick Johnson ist dement. Er und seine Familie wissen, dass das früher oder später mit seinem Tod enden wird – zwar nicht zwingend durch tatsächliches Ableben, aber mindestens mal mit dem radikalen Niedergang seiner geistigen Fähigkeiten, was von dem einst so lebensfrohen Familienmenschen nicht mehr viel übrig lassen wird. Zum Glück ist seine Tochter Kirsten Johnson ambitionierte Dokumentarfilmerin (Cameraperson, Kamera bei Citizenfour), die einen unkonventionellen Weg findet, sich gegenseitig auf den herannahenden Tod vorzubereiten.

Johnson lässt ihren Vater immer und immer wieder ums Leben kommen – mal beim Sturz von der Treppe, von einer herunterfallenden Klimaanlage erschlagen oder bei einem Baustellenunfall. Der spielt mit und vergräbt sich dabei mit seiner Tochter tief in schwarzem Humor. Schnell wird jedoch klar, dass das keine Flucht vor dem Unvermeidbaren ist. Vielmehr bereiten sich beide darauf vor, was danach kommen wird. Dick Johnson is Dead ist eine herzergreifende und gleichzeitig aberwitzige Ode an das Leben und den dazugehörigen Tod.

Dick Johnson is Dead ist exklusiv bei Netflix zu sehen.

Robot & Frank von Jake Schreier

In einer nicht allzu fernen Zukunft gelten menschliche Pflegekräfte als hoffnungslos überholt — so bekommt auch der alternde Frank (Frank Langella) von seinem Sohn einen Pflege-Roboter mitgebracht, der seinen routinierten Alltag gehörig durcheinander wirbelt. Doch in seinen besten Tagen war Frank ein berüchtigter Juwelendieb — und sein neues Helferchen erweist sich als findiger Komplize, um an alte Erfolge anzuknüpfen.

Jake Schreiers Regiedebüt Robot & Frank kam 2012 unverhofft auch dem Nichts und gewann mit seiner charmanten Mischung aus diskreter Science-Fiction, Märchen und gewitzter Heist-Komödie sofort das Publikum für sich.

Robot & Frank ist bei zahlreichen Anbietern zum Leihen und Kaufen verfügbar.

Weil sein Vater mit der Pflege seiner demenzkranken Ehefrau Gretel überlastet ist, zieht der Filmemacher David wieder bei seinen Eltern ein und dokumentiert, wie er sich um die Mutter kümmert. Die meiste Zeit über hält sie David für ihren Mann und sich selbst für eine junge Frau und mit der Zeit bringt die Anwesenheit des Filmteams die Freude zurück in ihr Leben.

Vergiss mein nicht ist ein berührender Dokumentarfilm, der in Locarno 2012 mit dem Hauptpreis der Sektion Semaine de la Critique ausgezeichnet wurde. David Sieveking gelingt darin die meisterhafte Balance zwischen einer humorvollen, leichtfüßigen und warmherzigen Hommage an seine Eltern und einer gewissen künstlerischen Distanz, die aus Vergiss mein nicht eine geradezu universell gültige Erzählung macht.

Vergiss mein nicht steht er auf zahlreichen Plattformen zum Leihen und Kaufen zur Verfügung.