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Im Fokus: Wes Anderson

Ein Beitrag von Christian Neffe

„The French Dispatch“ heißt der zehnte Spielfilm von Wes Anderson (nicht zu verwechseln mit P.T. und W.S.), der seit dem 21. Oktober im Kino läuft. Für uns der ideale Anlass, ihn in unsere Reihe „Im Fokus“ aufzunehmen.

Meinungen
Moonrise Kingdom / Grand Budapest Hotel / Der fantastische Mr. Fox
Moonrise Kingdom / Grand Budapest Hotel / Der fantastische Mr. Fox

Schon in seinen jungen Jahren tobte sich der kleine Wes Anderson im Filmbereich aus: Mithilfe der Super-8-Kamera seines Vaters drehte der 1969 in Houston geborene spätere Erfolgsregisseur erste Stummfilme, in denen vor allem seine beiden Brüder und seine Freunde zu sehen waren. Nach der Schule studierte Anderson Philosophie an der University of Texas at Austin, arbeitete nebenher als Filmvorführer im Kino und fand mit seinem Zimmergenossen Owen Wilson einen Freund und kreativen Partner fürs Leben.

Wes Anderson (c) John Rasimus,
CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Heute ist Wes Anderson allem voran für seine markante Ästhetik bekannt, diesem verspielten Puppenhaus-Look, der mit kräftigen Farben, liebevoll detaillierten Sets, Zentralperspektive und viel Symmetrie arbeitet. Inhaltlich begibt er sich derweil oft in Familien sowie auf Reisen respektive in Gefilde abseits der USA, bei denen seine skurril-schrulligen Charaktere einen Selbstfindungs- und -erkennungsprozess durchleben müssen. Zugleich hat sich über die Jahre ein fester Cast an Stammschauspieler*innen angesammelt, die in vielen Anderson-Filmen mitwirken, als da etwa wären Owen Wilson, Bill Murray, Adrien Brody, sein Bruder Eric Chase Anderson, Edward Norton und Tilda Swinton.

Hier Wes Andersons Filme in der Übersicht:

 

Durchgeknallt (1996)

Die Geschichte dreier Freunde und Möchtegern-Krimineller, die nach einer dramatischen, aber inszenierten Flucht aus einer psychiatrischen Klinik zunächst einen Buchladen überfallen, fortan auf der Flucht sind und sogleich den nächsten Coup planen. Das schnelle Geld soll für sie ein Ausweg aus ihrem tristen Alltagsleben zu sein.

Als Vorlage diente Andersons erster, (im Englischen) gleichnamiger Kurzfilm, Owen Wilson und sein Bruder Luke feierten hier dann auch ihr Leinwanddebüt. Großer Erfolg war Durchgeknallt allerdings nicht beschert, an der Kasse fuhr der Film herbe Verluste ein. Eine Ehrung gab es jedoch seitens Martin Scorsese, der ihn unter seine Top zehn Filme der 90er wählte. Andersons Vorliebe für verrückt-schrullige Charaktere zeigte sich schon hier.

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Rushmore (1998)

Der 15-jährige Sonderling Max Fischer (Jason Schwartzman), der in die zehnte Klasse der titelgebenden Privatschule kommt, erkennt seine Liebe zur deutlich älteren Lehrerin Rosemary Cross (Olivia Williams). Und unternimmt alles, um ihre Zuneigung zu gewinnen. In der herbstlichen Kulisse entfaltet sich schon bald eine „Die schönste Zeit (des Jahres) ist vorbei“-Stimmung.

Ein Drehbuch, das Bill Murray so gut gefiel, dass er ohne Gage spielte; die erste Hauptrolle von Jason Schwartzman, der erst nach einem aufwendigen Casting gefunden wurde; Popmusik und -zitate — die Anderson-DNA war bei Rushmore schon deutlich eher zu erkennen als bei Durchgeknallt. Nur die Symmetrie fehlte noch. Das sollte sich aber mit dem nächsten Film ändern.

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Die Royal Tenenbaums (2001)

Spätestens mit diesem Film etablierte Anderson seinen prägnanten visuellen Stil, der auf Symmetrie und einer markanten Farbpalette beruht. Und auch ein namhaftes Star-Ensemble scharte er um sich: Royal Tenenbaum (Gene Hackman) kehrt hier nach etlichen Jahren Abwesenheit zu seiner von zahlreichen Problemen geplagten Familie zurück. Der eine hat sich in seine Schwester verliebt, ein anderer ist ein wahrer Fanatiker, was die Sicherheit seiner Kinder betrifft. Royal selbst ist völlig ausgebrannt, spielt eine Krebserkrankung vor, um noch ein Dach über dem Kopf zu haben — und erkennt am Ende, wie viel er trotz aller Gräben und Streits an seiner Familie hat.

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Die Tiefseetaucher (2004)

Raus aus New York, ab aufs Meer. Oder eben darunter. In Die Tiefseetaucher übernahm Bill Murray seine erste und bis heute einzige Hauptrolle für Anderson, als Ozeanograph Steve Zissou, der beruflich und privat schon mal bessere Tage gesehen hat. Als plötzlich Ned (Owen Wilson) vor ihm steht und sich als unehelicher Sohn zu erkennen gibt, ist Steve Feuer und Flamme. Allerdings weniger, weil er einen Sohn hat, sondern weil der über ein umfangreiches Erbe verfügt, mit dem sich die nächste Expedition doch bestens finanzieren lassen wird!

Auch hier also widmet sich Anderson thematisch einer Familie, die er (wie auch in seinem nächsten Film) wiedervereint — und dreht in Sachen Ästhetik nochmal auf: Besonders beeindruckend die Szene, in der Murray und Wilson durch einen riesigen Nachbau des Forschungsschiffes wandern und dabei von der Kamera in Querschnittmanier verfolgt werden.

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Darjeeling Limited (2007)

Nach dem Tod ihres Vater begeben sich drei verstrittene Brüder (Owen Wilson, Adrian Brody, Jason Schwartzman) im Zug Darjeeling Limited auf einem gemeinsame Reise durch Indien. Das Ziel: ihre Mutter wiederzufinden, die dort ein Kloster leitet. Die Mischung aus Familiendrama und Culture-Clash-Komödie geht allerdings nicht wirklich auf, der Film schlingert etwas ziellos und unstringent zwischen Esoterik-Satire, ehrlichem Melodram und Kritik Aneignung fremder Kulturen zum Zwecke der Selbsterfahrung und -wertsteigerung. Was immerhin bleibt, ist die wieder mal tadellos Optik, an der man sich erfreuen kann.

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Der fantastische Mr. Fox (2009)

Seinen ersten Ausflug in Animationsgefilde nutzte Anderson dazu, noch extremer als bisher mit Farben und Bildkomposition zu arbeiten — und das Thema Familie/Gemeinschaft um eine ökologische Botschaft zu erweitern. Ein Schar von Wald- und Wiesentieren zieht hier in den Krieg gegen einige Stadtbewohnern und muss sich am Ende scheinbar geschlagen in die Kanalisation zurückziehen — nicht jedoch ohne direkten Zugang zum Supermarkt. Aus Roald Dahls Kinderbuch machte Anderson zusammen mit Noah Baumbach ein aufwendiges Stop-Motion-Abenteuer für eine eher gereiftere Zielgruppe, in dem seine Puppenhausästhetik zu voller Blüte reifte.

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Moonrise Kingdom (2012)

Nochmals raus ins Freie: In der von Gelbtönen nur so überquellenden Welt von Moonrise Kingdom nimmt ein junger Pfadfinder Reißaus und begegnet dabei einem jungen Mädchen, das vor kurzem den gleichen Schritt wagte. Warum weiter in der langweiligen Welt der Erwachsenen mit all ihren Regeln leben statt hier draußen in der Freiheit? Also beschließen beide, es sich hier draußen gemütlich zu machen. Doch der Sheriff, der Pfadpfinderchef und das Jugendamt sind ihnen bereits auf der Spur…

Eine wilde und verdammt liebenswerte Coming-of-Age-Geschichte ist dieser Film geworden, eine Ode an alle Freigeister — und einer, der trotz seiner urkomischen Erzählung die eigentliche Liebesgeschichte und die Figuren äußerst ernst nimmt.

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Grand Budapest Hotel (2014)

Andersons achter Spielfilm erlangte hierzulande nicht zuletzt auch deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil er zu großen Teilen im sächsischen Görlitz — Görlywood, wie man vor Ort gern sagt — gedreht wurde. Dieser Drehort wurde auch nicht willkürlich gewählt, spielt Grand Budapest Hotel doch, der Name verrät es bereits, in Ungarn, Österreich und Deutschland. Oder zumindest fiktionalisierten Versionen davon. Ein verspieltes, mit Verfremdung und Überspitzung arbeitendes period piece über den Chef eines Nobelhotels (Ralph Fiennes), dem von einer seiner Liebhaberinnen, einer Gräfin, ein wertvolles Porträt vererbt wird, um das sich schließlich eine große Verschwörung entwickelt. Und das alles im Angesicht des Aufstiegs der Nazis.

Anderson nennt echte Orte und Personen nicht beim Namen, und doch ist unverkennbar, worauf all das hier anspielt und dass der Film eine recht deutliche antifaschistische Botschaft in sich trägt. Davon abgesehen macht es aber auch einfach wahnsinnig Spaß, dem wie immer verrückten Figurenarsenal bei seinen Eskapaden zuzusehen, das prunkvolle Setdesign zu genießen und sich in den Wendungen der Story-Mixtur aus Krimi und Heist zu verlieren.

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Isle of Dogs (2018)

Drastischer Szenario-Wechsel: Im Japan der nahen Zukunft ist man auf Hunde nicht gut zu sprechen, denn die sollen angeblich Krankheiten im Land verbreiten. Wer nicht gefangen wird, den treibt es deshalb ins Exil auf eine vermüllte Insel, wo sich mehrere Rudel um das letzte bisschen Nahrung streiten. Als ein zwölfjähriger Junge auf der Suche nach seinem verschwundenen Hund per Flugzeug auf der Insel bruchlandet, kommt die Geschichte so richtig ins Rollen.

Auch in seinem zweiten Animationsfilm verließ sich Anderson wieder auf dem ihm bestens zu Gesicht stehenden Stop-Motion-Technik. Und so weiß I love Dogs — Verzeihung - Isle of Dogs vor allem ästhetisch mal wieder zu begeistern. Was Figuren und Erzählung anbelangt, geht dem Streifen auf den letzten Metern allerdings ein wenig die Luft aus.

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