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Jahresrückblick

Jahresrückblick 2022: Rote Haare überall!

Ein Beitrag von Christian Neffe

Das Kinojahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen. Die Kino-Zeit-Redaktion blickt zurück. Im zweiten Teil schreibt Christian Neffe über die Filme, die bei ihm in den vergangenen Monaten am meisten Eindruck hinterlassen haben.

Meinungen
Belle / Der beste Film aller Zeiten / Rot
Belle / Der beste Film aller Zeiten / Rot

Wenn der jährliche Zoobesuch mit der Familie hier in Leipzig ansteht, dann ist mein Highlight bereits im Eingangsbereich zu finden: das Gehege mit den Roten Pandas. Ich kann mich der unbeschreiblichen Niedlichkeit dieser Tierchen, die das Beste von Katzen und „echten“ Pandas in sich vereinen, einfach nicht erwehren, und so war ich zwangsläufig voller Vorfreude, ach was, Euphorie, als ich erfuhr, dass es im neuen Pixar-Film um ein junges Mädchen geht, das sich bei Stress in einen 2,5 Meter großen Roten Panda verwandelt. Was dann da aber tatsächlich auf dem Bildschirm geschah, das zauberte mir über 100 Minuten weg ein breites Dauergrinsen ins Gesicht.

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Pixars Rot ist mein unangefochtener Film des Jahres. Da mag der/die ein oder andere nun fragend die Augenbraue heben, und das ist auch völlig verständlich. Nicht jede*r wird mit den Figuren, dem Humor, der Story warm; sie lassen sich durchaus mit den Begriffen „Klischees“, „stressig“ und „unoriginell“ abtun. Vor allem wenn man eher die Pixar-Filme vom Schlage eines Alles steht Kopf oder Soul mag. Doch dass es diesmal eben genau nicht in diese doch manchmal etwas verkopfte Konzeptfilmrichtung ging, dass stattdessen eine puristische Coming-of-Age-Geschichte erzählt wurde, dass die Klischees passgenau und sympathisch sind und humorvoll-ironisch mit ihnen gespielt wird, dass das Tempo angenehm hoch ist und man dem Film anmerkt, dass er der erste Pixar-Streifen unter der exklusiven Regie einer Frau ist (die hier viele biografische Einflüsse unterbringt) — das alles macht diesen Streifen für mich zu einer rundum gelungenen Mischung. Ich hatte in diesen 100 Minuten einfach den Spaß meines Lebens, und das ist mehr als genug für die Spitze meines persönlichen Rankings.

Natürlich findet sich auch eine Menge ernsterer Stoffe auf meiner Liste — das famose Superhelden-Revival The Batman, der stilsichere, überraschende und clevere The Card Counter, der Coming-of-Age-Horror The Innocents oder die berührende animierte Fluchtgeschichte Die Odyssee beispielsweise. Und doch scheine ich mich dieses Jahr all der Krisen und Negativität eher in klassischer eskapistischer Manier durch Humor erwehrt zu haben. Denn neben dem vor Kreativität und Verrücktheit platzenden Everything Everywhere All At Once und eben Rot steht da oben noch ein weiterer Film, bei dem ich im Kino nach langer Zeit mal wieder so richtig herzhaft lachen konnte: Der beste Film aller Zeiten. Eine bissige Satire über Kunst, übers Filmemachen, über männliche Egos, von denen zwei konträre hier aufeinanderprallen und die von einer Regisseurin mit wildem rotem Haar mittels „unkonventioneller“ Methoden gebrochen werden.

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Der Film von Gastón Duprat und Mariano Cohn ist nicht nur höchst elegant gefilmt (man erinnere sich an das Flugzeug, das sich im Tisch spiegelt), sondern auch wunderbar bissig — und das, wie es sich für eine ordentliche Satire gehört, in alle Richtungen. Sowohl das Kommerz- als auch Kunstkino samt allen dazugehörigen Überzeugungen und Positionen bekommen ihr Fett weg. Die Aussagen von Penelope Cruz‘ Figur in der finalen Pressekonferenz zu ideologischen Lesarten von Kunstwerken nötigte mir sogar einen kleinen Applaus im (abseits von meiner Begleitung leider) leeren Saal ab. Und jetzt, wo ich diese Gedanken über meine beiden Lieblingsfilme des Jahres 2022 aufgeschrieben habe, fällt mir auf, dass ich vielleicht einfach nur ein unbewusstes Faible für rote Haare habe…

Christians Top 10 des Jahres:

10. Spencer
9. Doctor Strange in the Multiverse of Madness
8. The Innocents
7. Belle
6. Die Odyssee
5. Everything Everywhere All At Once
4. The Card Counter
3. The Batman
2. Der beste Film aller Zeiten
1. Rot

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