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Interviews

5 Fragen an Monika Kijas

Ein Beitrag von Sonja Hartl

Zum zweiten Mal tourt die Femmes-Totales-Filmreihe durch Deutschland, die Filme von Regisseurinnen ins Kino bringt, die auf die große Leinwand gehören, aber durch das Raster der Kinoauswertung gefallen wären. Wir haben der Initiatorin der Reihe 5 Fragen über ihre Arbeit gestellt.

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Monika Kijas - Portrait
Monika Kijas - Portrait

Zum zweiten Mal tourt am 3. Mai die Femmes-Totales-Filmreihe durch Deutschland, die Filme von Regisseurinnen ins Kino bringt, die auf die große Leinwand gehören, aber durch das Raster der Kinoauswertung gefallen wären. Wir haben Monika Kijas, Initiatorin der Reihe und Filmverleiherin, fünf Fragen über ihre Arbeit gestellt.

 

Warum hast Du einen Filmverleih gegründet?

2011 habe ich den Film Ferner Schöner Schein des polnischen Künstlerduos Anka und Wilhelm Sasnal auf einem Festival gesehen. Die Bildsprache und Geschichte haben mich derart beeindruckt, dass ich mir sofort dachte: „Dieser Film muss ins Kino kommen!“. Also habe ich die Rechteinhaber kontaktiert und danach die Kinos und so einfach losgelegt. Seitdem bringe ich mit eksystent Filme auf die Kinoleinwände, die auch unbedingt dort hingehören, denen aber von anderen Verleihern keine Chance zugesprochen wird, weil sie nicht immer den Sehgewohnheiten des Massengeschmacks entsprechen.

Wie sieht Deine Arbeit im Alltag aus?

Ich bin ständig mit Kinos, Pressevertretern und den Weltvertrieben in Kontakt. Das bedeutet natürlich unzählige Telefonate und E-Mails. Zwischendrin halte ich laufend Rücksprache mit meinem Team und muss dabei immer die jeweiligen Stadien und anstehenden Arbeitsschritte der aktuellen Filme im Blick haben. Den Rest der Zeit schaue ich mir Screener an oder fahre auf Festivals – da verschmilzt dann natürlich auch manchmal Arbeit mit Privatvergnügen.

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BONJOUR PARIS (Jeune Femme), Trailer, Regie: Léonor Serraille from eksystent distribution on Vimeo.

Welche Idee steckt hinter der Femmes-Totales-Filmreihe?

Es kommen weitaus weniger Filme von Regisseurinnen ins Kino als von Männern. Das hat eine Vielzahl von Gründen. Die Qualität der Filme ist aber sicher keiner. Wir haben uns daher entschlossen, mit der Filmreihe Filmen von Frauen eine größere Plattform zu bieten und einfach zu zeigen, dass Frauen genauso spannende, lustige, unterhaltsame oder dramatische Filme machen können wie ihre männlichen Kollegen. Dass es sich dabei um Werke von Filmemacherinnen handelt ist auch schon der einzige und kleinste gemeinsame Nenner. Femmes Totales heißt einfach: Filme von Frauen. Für alle.

Wie suchst Du die Filme aus – für den Verleih und die Reihe?

Ich frage mich bei einem Film immer: „Muss das ins Kino, sollte er auf einer großen Leinwand gesehen werden?“ Wenn ein Film visuell beeindruckt und natürlich auch eine spannende Geschichte erzählt, zu der ich einen Zugang finde, nehmen wir ihn ins Programm. Das ist natürlich oft sehr subjektiv, aber da wir eine kleine Firma sind, wollen wir uns mit jedem Film identifizieren können, sonst wäre es auch die ganze Mühe nicht wert.

Wenn wir das Programm für Femmes Totales zusammenstellen, achten wir neben der Qualität der Filme besonders darauf, Filme unterschiedlicher Genres zu finden, da ja die Bandbreite weiblichen Filmschaffens gezeigt werden soll. Der Rahmen der Tour ermöglicht es außerdem, auch Filme mit wichtigen aber sehr speziellen Themen ins Programm zu nehmen, wie z.B. Yulas Welt oder Speak up, die in fast keinem anderen Land ins Kino gekommen sind. Im Rahmen von Femmes Totales touren die Filme nun durch die ganze Republik und finden sogar in Kleinstädten ein Publikum.

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SPEAK UP (Ouvrir la voix), Trailer, Regie: Amandine Gay from eksystent distribution on Vimeo.

Welches sind die größten Herausforderungen, die Du bei Deiner Arbeit hast?

Das hört sich vielleicht abgedroschen an, aber das wäre wohl der ständige Kampf gegen den Kommerz. Die Filme aus unserem Programm sind oft nicht massentauglich, aber derart besonders, dass sie nicht einfach nach ein paar Festivaleinsätzen wieder in der Schublade verschwinden sollten. Gerade Filme ohne große Stars und aus nicht englischsprachigen Ländern haben in Deutschland aber natürlich einen schweren Stand. Erst recht wenn sie „nur“ untertitelt sind. Sogar meine cinephilen Freund*innen und Kolleg*innen scheinen es manchmal als harte Arbeit zu betrachten, sich einen Film abseits von Hollywood anzuschauen. Auch wenn sie danach jedes Mal begeistert sind. Diese (Seh)Gewohnheiten zu durchbrechen und den Zuschauer*innen zu zeigen, wie beeindruckend Kino tatsächlich sein kann, sehe ich daher als größte Herausforderung aber auch Bestätigung an.

 

Die diesjährigen Filme der Femmes-Totales-Reihe:

Bonjour Paris von Léonor Sérraille
Das unmögliche Bild von Sandra Wollner
Speak Up von Amandine Gay
Tage am Meer von Nadia Benedicto
Träum weiter von Rojda Sekersöz

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