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In Memoriam

Tschechischer Regisseur Juraj Herz gestorben

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Juraj Herz - Portrait
Juraj Herz - Portrait

10.04.2018: Der tschechische Filmemacher Juraj Herz ist tot. Das meldete das tschechische Fernsehen unter Berufung auf seine Familie. Herz sei am vergangenen Sonntag im Alter von 83 Jahren gestorben.

Herz wird zu den prägendsten Vertretern der Tschechoslowakischen Neuen Welle der 1960er Jahre gezählt. Sein bedeutendster Film war die Horrorkomödie Der Leichenverbrenner von 1969, die Geschichte von Karel Kopfrkingl, Angestellter eines Krematoriums. Herz hatte darin seine Erfahrungen mit dem Holocaust verarbeitet. Als Neunjähriger war er wegen seiner jüdischen Wurzeln mit den Eltern nach Auschwitz deportiert worden, kam später nach Ravensbrück und Sachsenhausen. Der Leichenverbrenner wurde schon bald nach der Premiere vom kommunistischen Regime wegen „Kritik am Konformismus“ verboten.

Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust war immer wieder Thema im Schaffen des Filmemachers. So war er beispielsweise schon 1963 Regieassistent und Darsteller in Zbynek Brynychs Transport aus dem Paradies, der die letzten Tage im KZ Theresienstadt schildert.

Dem deutschen Publikum dürfte Juraj Herz jedoch vor allem als Regisseur von Märchenfilmen bekannt sein. 1986 drehte er für das ZDF die Hans-Christian-Andersen-Adaption Galoschen des Glücks und blieb auch, nachdem er 1987 in die Bundesrepublik emigrierte, dem Genre treu. 1991 folgte Der Froschkönig mit Iris Berben, 1994 Des Kaisers neue Kleider.

Zuletzt drehte Herz den 2010 erschienen Habermann, einen Film über einen Unternehmer, der im Zweiten Weltkrieg zwischen die Fronten der Tschechen und der Deutschen gerät. Im selben Jahr erhielt Juraj Herz den Kristallglobus des Karlsbader Filmfestivals für sein Lebenswerk.

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