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In Memoriam

Nelson Pereira dos Santos gestorben

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Nelson Pereira dos Santos (rechts) mit Kollegen
Nelson Pereira dos Santos (rechts) mit Kollegen

23.04.2018: Der brasilianische Filmemacher und Cinema-Novo-Pionier Nelson Pereira dos Santos ist in Rio de Janeiro gestorben. Das berichteten brasilianische Medien am vergangenen Wochenende. Dos Santos wurde 89 Jahre alt, er litt an Leberkrebs.

Der gelernte Jurist und Journalist begann in den 1950er Jahren Filme zu drehen, die die ungeschönte soziale Realität Brasiliens zeigen sollten. Er wolle ein „Licht auf Brasilien werfen“, so formulierte er sein Anliegen. Gemeinsam mit Glauber Rocha und Joaquim Pedro de Andrades wurde Nelson Pereira dos Santos so zum Pionier des Cinema Novo, einer stark vom italienischen Neorealismus beeinflussten Richtung.

Sein wohl denkwürdigster Film lief 1963 im Wettbewerb von Cannes: Nach Eden ist es weit (Vidas Secas) erzählt von einer armen Viehtreiberfamilie. Immer wieder zeigte er Figuren, die dem Schicksal auf Gedeih und Verderben ausgeliefert sind, die keine Möglichkeit haben als sich den Oberen zu fügen, arbeitete aber auch mit rätselhaften Symbolen.

Selbst als ab 1964 in Brasilien die Militärdiktatur herrschte und Glauber Rocha das Cinema Novo für tot erklärt hatte, drehte dos Santos weiter Filme über das Elend. So bekam er für die Kannibalengeschichte Wie gut schmeckt denn mein kleiner Franzose von 1971 Probleme mit der Zensur. Später wandte er sich Persönlichkeiten zu, die ihn seit seiner Jugend beeinflussten, drehte Portraits wie A Música Segundo Tom Jobim über den Bossa-Nova-Meistero Antonio Carlos „Tom“ Jobim oder einen Dokumentarfilm über den Soziologen Sergio Buarque de Holanda. 

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