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In Memoriam

Kira Muratova im Alter von 83 Jahren gestorben

Ein Beitrag von Joachim Kurz

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Kira Muratova
Kira Muratova

07.06.2018 Die aus der Ukraine stammende Regisseurin und Drehbuchautorin Kira Muratova  ist in Odessa im Alter von 83 Jahren gestorben. Sie gilt als eine der wichtigsten und einflussreichsten Filmemacherinnen russischer Sprache.

Die 1934 in Soroca / Bessarabien geborene Künstlerin studierte zunächst Philologie an der Universität in Moskau, bevor sie an die Hochschule für Film (WGIK) in Moskau wechselte, wo sie Regie studierte — einer ihrer Lehrer war der berühmte Regisseur und Schauspieler Sergei Gerassimow. 1959 beendete sie ihr Studium und arbeitete für das Filmstudio in Odessa.

Obwohl Kira Muratova in ihren Filmen wie Kurze Begegnungen (1967) und Langer Abschied (1971) keinerlei politische Andeutungen unterbrachte, geriet sie dennoch bald wegen ihres ungeschminkten Realismus in den Fokus der staatlichen sowjetischen Zensurbehörden, so dass viele ihrer Filme nicht oder nur mit erheblichen Einschränkungen in die Kinos kamen. Außerdem erhielt sie immer wieder Drehverbot und konnte deshalb zwischen 1971 und der neuen Ära von Glasnost und Perestroika nur zwei Filme drehen.

Erst mit der politischen Wende und dem Zusammenbruch der alten Sowjetunion sollte sich ihre Lage bessern — und sofort fanden ihre Filme internationale Anerkennung. So erhielt Das asthenische Syndrom den Silbernen Bären bei der Berlinale 1990. Insgesamt wurde Kira Muratova sechsmal mit dem russischen Filmpreis Nika ausgezeichnet. 1994 nahm sie beim Filmfestival in Locarno einen Ehren-Leoparden für ihr Lebenswerk in Empfang, Retrospektiven ihres Schaffens fanden unter anderen 2005 in New York und 2013 beim Filmfestival in Rotterdam statt.

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