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In Memoriam

Claude Lanzmann 92-jährig gestorben

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Claude Lanzmann - Portrait
Claude Lanzmann - Portrait

05.07.2018: Der französische Regisseur und Filmproduzent Claude Lanzmann ist im Alter von 92 Jahren in Paris gestorben. Das bestätigte seine Frau gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die Zeitung Le Monde berichtet.

Lanzmann, 1925 als Enkel jüdischer Immigranten aus Osteuropa in Paris geboren, erreichte seine größte Bekanntheit 1985 mit dem neunstündigen Dokumentarfilm Shoah, der ausschließlich durch Interviews mit Zeitzeugen (Opfer sowohl als auch Täter) an den Holocaust erinnert.

Nach diesem Monumentalwerk setzte Lanzmann seine Erinnerungsarbeit fort, teils indem er unveröffentlichtes Shoah-Material für neue Filmprojekte verwendete. So erschien beispielsweise im Jahr 2001 der Dokumentarfilm Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr über den Aufstand im Vernichtungslager Sobibor und zuletzt 2017 der Gesprächszyklus Vier Schwestern. In Der Letzte der Ungerechten setzte Lanzmann dem letzten Vorsitzenden des Judenrates von Theresienstadt, Benjamin Murmelstein, ein Denkmal.

Dem Engagement als Filmemacher war bereits ein starkes politisches Bewusstsein und Stellungnahme vorausgegangen. Claude Lanzmann hatte sich im Alter von 17 Jahren der Résistance angeschlossen und in der Auvergne gegen die deutschen Besatzer gekämpft. In den 1950er und -60er Jahren verurteilte er öffentlich den französischen Krieg gegen Algerien und unterzeichnete 1960 die Antikriegspetition Manifest der 121. 

Neben seiner Arbeit als Filmemacher war Claude Lanzmann auch als Philosoph und Journalist bekannt. So war er der Herausgeber des von Simone de Beauvoir und Paul Sartre gegründeten Magazins Les Temps modernes, zu deren Freundeskreis er gehörte. 

In ihrem Nachruf zitiert Le Monde aus einem 2015 mit Lanzmann geführten Interview. Damals äußerte sich der damals 90-Jährige skeptisch gegenüber dem Konzept des Todes:

„Der Tod ist da, er kann jeden Moment kommen. Die Statistik ist gegen mich, das ist schlecht. Zu sterben ist nichts Großes. Im Gegenteil, es ist das Ende aller Möglichkeiten zur Größe. Die Unmöglichkeit aller Möglichkeiten.“

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