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Fundstücke

Das "Women Film Pioneers Project"

Ein Beitrag von Christian Neffe

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Women Film Pioneers Project
Women Film Pioneers Project

Wir werden nicht müde, diesen (bedauerlichen) Fakt immer wieder zu betonen: Die Filmbranche war und ist nach wie vor eine männerdominierte. Und so ist es auch in der Filmgeschichtsschreibung, insbesondere über die Frühzeit des Mediums. Wir alle kennen George Méliès, Fritz Lang, D.W. Griffith. Aber Frauennamen aus der Stummfilmära? Da werden vielen höchstens noch Lotte Reiniger und Alice Guy-Blanché einfallen. Ein Online-Projekt macht sich seit schon seit einigen Jahren tatkräftig daran, das zu ändern: das „Women Film Pioneers Project“ (WFPP) der Columbia University.

Die Ursprünge des WFPP liegen im Jahre 1993, da wollte die damalige Filmstudentin Jane Gaines ein Forschungsprojekt über den unterschätzten Einfluss weiblicher Filmschaffender als mehrteilige Buchreihe umsetzen. Nach ihrer Promotion entwickelte sie daraus ein digitales Stipendium-Programm an der Columbia University — 2013 ging schließlich das WFPP online.

Seitdem werden dort Aufsätze und Analysen über weibliche Filmschaffende der Stummfilmzeit gesammelt und publiziert, aktuell befinden sich ausführliche und peer-reviewte Einträge zu 312 Frauen in der Datenbank. Schauspierinnen bilden dabei natürlich einen gehörigen Anteil, ebenso aber auch viele Regisseurinnen, Kamerafrauen, Editorinnen und Autorinnen sowie — durchaus überraschend — einige Produzentinnen, Studiogründerinnen und -managerinnen.

This project began as a search for „women film pioneers“ who challenged the established idea of the great „fathers“ of cinema. Since researchers found more women than anyone expected to find, one principle came to organize the project: What we assume never existed is what we invariably find. — WFPP

Das WFPP ist in seinen neun Jahren zu einer gewaltigen Datensammlung angewachsen, sämtliche Einträge beinhalten eine ausführliche Quellensammlung, bieten sich also bestens für weitere tiefere Recherchen an. Darüber hinaus gibt es regelmäßig neue, lesenswerte Essays, jüngst etwa über afroamerikanische Frauen der Stummfilmära.

Und: Es werden weitere Beiträge gesucht. Wie man mitmachen kann, steht hier. Vollständig ist die Sammlung nämlich noch lange nicht — Ruth Rose etwa, die die finale Drehbuchfassung von King Kong schrieb, fehlt noch im WFPP. Freiwillige vor!

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