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Filmgeschichte(n)

Kings of Rock'n'Horror

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Kurt Russell als Elvis
Kurt Russell als Elvis

Vom Winde Verweht — ausgestochen! Einer flog über das Kuckucksnest — plattgewalzt! Am 11. Februar 1979 gab es für das US-amerikanische Fernsehpublikum nur eine wirkliche Option. Einen Film, von dem man ein Jahr zuvor wahrscheinlich nicht geglaubt hätte, dass er einmal in dieser Form existieren würde.

1979er Filmplakat für "Elvis"; Fair Use
1979er Filmplakat für „Elvis“; Fair Use

Halloween, The Fog — Nebel des Grauens, Assault — Anschlag bei Nacht, Das Ding aus einer anderen Welt — John Carpenter assoziiert man für gewöhnlich mit Horror- und Science-Fiction-Filmen, mit minimalistischen Mitteln umgesetzt und gerade darin erstaunlich wirkungsvoll. Aber es gibt auch einen Ausreißer in der Karriere des Genre-Altmeisters. 1978 hatte Carpenter gerade die Arbeit an Halloween beendet und sehnte sich nach einer Abwechslung. „Ich wollte mit Schauspielern arbeiten“, erklärte er 1980 in einem Interview mit Film Comment. „Ich wollte ein Drama drehen. Ich wollte etwas anderes machen. Und Elvis war die erste Möglichkeit, die sich auftat und für die ich ein Gefühl hatte.“

Elvis war ein für den Sender ABC produzierter Fernsehfilm, ein fast dreistündiges Biopic über das Leben und die Karriere des Superstars Elvis Presley, das allerdings im Jahr 1970 endete und die letzten Jahre des Kings bis zu seinem Tod 1977 diskret ausblendete. Für John Carpenter bedeutete das Projekt ein völlig neues Kaliber. Schon im Vorfeld hatte man etwa Priscilla Presley 50.000 US-Dollar gezahlt, damit sie das Manuskript vor Drehbeginn auf seine Akkuratesse hin überprüfte. Der Dreh fand schließlich über den Zeitraum eines guten Monats hinweg an 150 verschiedenen Locations statt.

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In der Hauptrolle: Ein Schauspieler, mit dem Carpenter nach Abschluss der Arbeiten noch eine viele weitere Filme umfassende Partnerschaft verbinden sollte — etwa für Die Klapperschlange oder Big Trouble In Little China. Kurt Russell mussten für die Rolle seine abstehenden Ohren angeklebt werden und die Songs für den Film nahm Ronnie McDowell auf. Doch Russell hatte ihn raus, den Tonfall und den Hüftschwung. Und nicht zuletzt verband ihn seine erste Leinwanderfahrung mit dem King of Rock’n’Roll. 

1963 hatte Russell erstmals für Norman Taurogs Musical It Happened At The World’s Fair vor der Kamera gestanden — als kleiner Junge, den Elvis Presleys Figur für einen Fußtritt gegen sein Schienbein bezahlt, weil er die diensthabende Krankenschwester kennenlernen will. 

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Das Publikum jedenfalls mochte, was es sah. Mit einer Quote von 27,3% landete Elvis auf Platz 6 der meistgesehenen Shows im US-Fernsehprogramm der Woche vor den eingangs erwähnten Klassikern und der Erfolg führte dazu, dass man den Film im Anschluss auch noch in die europäischen Kinos brachte. Nur John Carpenter blickte im Anschluss mit gespaltenen Gefühlen zurück auf das Unternehmen. Man hatte dem für seine eigenen Scores bekannten Filmemacher (am ikonischsten ist wohl sein Original Halloween-Score) nicht erlaubt eigene Musik beizusteuern oder den Film zu schneiden. 

Trotzdem bleibt Elvis in Erinnerung als Besonderheit in einer ohnehin besonderen Filmographie und als ein Biopic, das die Essenz seines Subjekts wunderbar einfängt. Auf seinem Blog Remember It For Later schreibt etwa Oliver Nöding über den Film: „Er „konserviert“ den Menschen Elvis als mythische Gestalt, die die Zeiten überdauern und sich vom Kontext ihres historischen Hintergrundes komplett ablösen wird. Insofern ist es nur logisch, dass Carpenter sich nicht für den biologischen Tod seines Protagonisten interessiert. Elvis war ja vorher längst unsterblich geworden.“

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