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Filmgeschichte(n)

Jerry Lewis tanzt bis zum Herzinfarkt

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Jerry Lewis und Anna Maria Alberghetti in einem Promoshot für "Cinderfella"
Jerry Lewis und Anna Maria Alberghetti in einem Promoshot für "Cinderfella"

Ende der 1950er Jahre war Jerry Lewis der am höchsten bezahlte Hollywoodstar und hatte trotz der Dominanz des Studiosystems nahezu volle kreative Freiheit. Fast hätte ihn sein großer Einsatz allerdings das Leben gekostet.

Nachdem sich das Comedy-Erfolgsduo Martin and Lewis 1956 getrennt hatte, verfolgten beide Stars Solokarrieren und Jerry Lewis kam nach einiger Zeit als Sänger, Bühnenentertainer und Oscar-Host bei Paramount Pictures unter. Im Vertrag mit seiner eigenen Produktionsfirma Jerry Lewis Productions waren 14 Filme über einen Zeitraum von sieben Jahren vorgesehen. Lewis behielt das Recht auf einen Final Cut und die Rückgabe der Filmrechte nach 30 Jahren an ihn. Der Erfolg suchte seinesgleichen — schließlich spielten Jerry-Lewis-Filme zu einer Zeit 40 Millionen US-Dollar ein, als Kinotickets noch 50 Cent kosteten. In einem Pressegespräch soll Barney Balaban, der damalige Produktionschef bei Paramount, gesagt haben:

„If Jerry wants to burn down the studio I’ll give him the match!“

Im Herbst 1959 stand schließlich der Dreh zu Cinderfella (hierzulande auch bekannt als Aschenblödel oder Jerry, der Familientrottel) auf dem Plan. In einer Umkehrung des bekannten Märchens spielte Lewis darin den jungen Fella, der nach dem Tod seines Vaters bei der Stiefmutter und ihren zwei Söhnen lebt und zum Diener degradiert wird. Herzstück des Films war natürlich die große Ballszene, in der Fella zum ersten Mal mit der Märchenprinzessin (Anna Maria Alberghetti) tanzt.

Noch während der Proben hatte der Schauspieler bemerkt, dass seine Hosen ihn beim Tanzen störten und ließ sich vom Kostümdepartment elastische Bänder unten an die Hosenbeine nähen, um den Stoff unter den Schuhen gerade zu spannen. Das ganze funktionierte so gut, dass nicht einmal er selbst merkte, wie er sich verausgabte. Am Ende der Szene schlägt es Mitternacht und Fella muss nach Hause. In einem einzigen Take erfasste die Kamera, wie er die 63 Stufen lange Treppe im Zentrum der Kulisse in nur neun Sekunden hinauf stürmte.

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Was man nicht sah: Oben angekommen kollabierte er und wurde mit seinem zweiten Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert, um vier Tage in einem Sauerstoffzelt zu verbringen. Zwei Wochen lang musste das Filmteam pausieren.

Im Übrigen hielt dieser kleine Vorfall Jerry Lewis nicht davon ab schon bald wieder auf Hochtouren weiterzuarbeiten. Cinderfella war ursprünglich für einen Sommer-Release im Jahre 1960 gedacht, Lewis fand aber, der Film würde sich in der Feiertagssaison besser schlagen. Paramount willigte ein, solange der Filmemacher einen Ersatz für den Sommer liefern würde. In nur vier Wochen im Februar und März 1960 schrieb, produzierte, inszenierte und spielte Jerry Lewis daraufhin sein Regiedebüt The Bellboy. Um sich selbst in den Szenen sehen zu können, arbeitete er dafür erstmals mit dem sogenannten Video-Assist-System, das sich bald darauf an vielen Sets durchsetzen sollte. Tagsüber arbeitete er im Fontainebleau Hotel in Miami Beach am Film und abends trat er dort auf. Allein in den USA nahm The Bellboy über 10 Millionen US-Dollar ein.

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