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Filmgeschichte(n)

Die Überredungskünste des Alejandro Jodorowsky

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Salvador Dalí mit seinem Ozelot Babou
Salvador Dalí mit seinem Ozelot Babou

Alejandro Jodorowskys Dune ist zwar der wahrscheinlich beste nie fertiggestellte Film aller Zeiten, zugleich ist es aber schon erstaunlich genug, dass das größenwahnsinnige Projekt überhaupt in ein Stadium gelangte, in dem Darsteller angeheuert wurden, Künstler Visuals entwarfen und die ersten Sets gebaut wurden. Die meisten unvollendeten Filme bringen es schließlich kaum über einen Drehbuchentwurf hinaus.

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Dabei sollte der Film von Anfang an phantasmagorische Dimensionen erreichen. In Frank Pavichs Dokumentarfilm Jodorowsky’s Dune kann man sich davon einen Begriff machen. Hier erzählt der Regisseur selbst von den Plänen und dem Scheitern seines Herzensprojekts. Künstler wie H.R. Giger, Moebius und Dan O’Bannon hatten sich in Paris versammelt und mit ihren Entwürfen ein komplettes Storyboard des Films angefertigt, der auf eine Laufzeit von 12 Stunden zu kommen drohte. Dazu Musik von Pink Floyd und der französischen Prog-Rockband Magma. Beginnen lassen wollte Jodorowsky seinen Dune mit einer Plansequenz, die sogar Orson Welles‘ Eröffnung von Touch Of Evil alt aussehen lassen sollte:

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Apropos Orson Welles. Alejandro Jodorowsky wollte den Regiemeister nicht nur übertrumpfen, sondern ihn auch in seinem Film haben. Um ihn zu überreden, überrumpelte er ihn in seinem liebsten Restaurant. Welles hatte keine Lust, wir befinden uns Mitte der 1970er Jahre, als sein Ruf bereits gelitten hatte. Doch Jodorowsky schlug ihm kurzerhand vor, er werde den Chefkoch des Restaurants für das Filmset engagieren und da stimmte Welles zu. Neben ihm sollten auch David Carradine, Charlotte Rampling und Udo Kier vor die Kamera treten, Mick Jagger und Jodorowskys Sohn Brontis.

Die größte Attraktion im Cast war jedoch der Surrealist Salvador Dalí. Er sollte in Dune den Kaiser Shadom Corrino IV. spielen, den Jodorowsky in einer der größten Abweichungen vom zugrundeliegenden Roman von Frank Herbert zum Protagonisten machen wollte. Die einzige Sprechrolle in Dalís Filmografie und er hatte bereits zusagt. Doch auch hier war eine List vonnöten. Zum einen verlangte Dalí ein Mitspracherecht für die Optik seiner Szenen, das ihm Jodorowsky gewährte. Zum anderen aber verlangte er eine Gage von 100.000 US-Dollar pro Stunde. Und wieder sagte Jodorowsky zu. Sein Plan: Er wollte Dalí nur für eine einzige Stunde am Set einsetzen und ihn den Rest der Zeit von einem im Drehbuch plausibel erklärbaren mechanischen Roboter ersetzen lassen.

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Die sich dennoch astronomisch auftürmenden Finanzen waren der Grund dafür, dass aus Jodorowskys Dune nichts wurde und er sich erst wieder besser fühlte, als er 1984 im Kino saß und feststellte, dass selbst David Lynch die Verfilmung versemmelt hatte. Seine Vision beeinflusst die Science-Fiction nun schon seit rund 45 Jahren. Filme wie Flash Gordon oder Prometheus sind deutlich von Jodorowsky’s Dune inspiriert und viele seiner visuellen Ideen lebten in der Comicreihe The Incal weiter, den er gemeinsam Moebius zeichnete.

Filmplakat "Jodorowsky's Dune"; Sony Pictures Classics
Filmplakat „Jodorowsky’s Dune“; Sony Pictures Classics

Und nun sitzen wir da und warten auf den Zweiteiler Dune von Denis Villeneuve. Erst kürzlich wurden Dave Bautista und Stellan Skarsgård für den Cast bestätigt, Rebecca Ferguson verhandelt noch und Timothée Chalamet spielt den Paul Atreides. “Most of the main ideas of Star Wars are coming from Dune so it’s going to be a challenge to [tackle] this,” sagte Villeneuve im vergangenen Jahr. “The ambition is to do the Star Wars movie I never saw. In a way, it’s Star Wars for adults. We’ll see.” Wir werden sehen.

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