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Donald Trump, der Schauspieler

Ein Beitrag von Urs Spörri

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Trump

Donald Trump ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten und nach Ronald Reagan der zweite mit einer filmischen Vergangenheit. Seit 1985 trat Trump in Hollywoodproduktionen wie im Fernsehen auf, meist in Form kurzer Cameos. Die Internet Movie Database (IMDb) benennt für Donald Trump sage und schreibe 21 Schauspieleinsätze. Im Jahr 1991 erhielt er sogar die Goldene Himbeere für die schlechteste männliche Nebenrolle in John Dereks Mein Geist will immer nur das eine (Ghosts Can’t Do It). Doch was verraten uns diese Auftritte über den nun mächtigsten Mann der Welt?

„Hat Rockefeller dich adoptiert?“

Spätestens seit seinem ersten großen TV-Interview 1980 auf NBC im Alter von 33 Jahren bewegt sich Donald Trump in den Medien. Er begründete die Marke Trump, die auch auf dem Image seiner eigenen Person fußt. Die festbetoniert wirkende Frisur hat sich über die Jahrzehnte kaum verändert, wenngleich der Farbton etwas ins Orangefarbene changierte. Der pompöse Trump Tower im Herzen New Yorks tat sein Übriges. Dachte man damals, er wolle der Ronald McDonald der Immobilienbranche werden – eine Werbefigur für sein Unternehmen, ein Pausenclown mit Starallüren – so muss man heute das Urteil revidieren. Trump schuf sich ein Image als Kunstfigur, das ihn nun als Politiker nahezu unangreifbar macht. Denn: Dieser Mann hat in Film und Fernsehen schon vor seiner politischen Laufbahn für dermaßen viele Absurditäten gesorgt, dass man immer schon über Trump gelacht hat – jedoch häufig mit einer im Subtext mitschwingenden Anerkennung für seine wirtschaftlichen Leistungen. Er ist das neue reiche Idol. Er steht bei vielen seiner Befürworter für das letzte Überbleibsel des amerikanischen Traums, dass man nur hart arbeiten müsse und dann kann man sein Ziel erreichen. Und das, obwohl Trump als reicher Erbe von seinem Vater zu Beginn seiner Karriere mit einem Startkapital in Millionenhöhe ausgestattet worden war. Wird der von Robert Redford in Der Clou (The Sting) verkörperte Kleinkriminelle in schickem Outfit noch gefragt „Hat Rockefeller dich adoptiert?“, hat Trump heute offenkundig bei den „kleinen Leuten“ dieselbe Prominenz erreicht wie seinerzeit Rockefeller.

Inszenierung als quasi göttliches Wesen

Den amerikanischen Wählern dürfte Trumps Rolle in der von ihm selbst initiierten TV-Show The Apprentice am präsentesten gewesen sein.

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Der Vorspann ist ein einziger Werbespot für Donald Trump. Wolkenkratzer in Manhattan, Privatjet, Luxushotel, Golfplatz, Helikopter, Stretchlimousine. Mittendrin immer Donald Trump, der sich als quasi göttliches Wesen inszeniert. Nahbar und unnahbar zugleich. „If you work hard, you can really hit it big. And I mean: really big!“ Schnitt auf die Freiheitsstatue. Darunter macht es ein Donald Trump nicht. Dabei zeigt er sich auch als geläuterte Figur: „But it wasn’t always so easy. About 13 years ago, I was seriously in trouble. I was billions of dollars in debt. But I fought back. And I won. Big League. I used my brain and I used my negotiating skills. And I worked it all out. Now my company is bigger than it ever was, it is stronger than it ever was. And I’m having more fun that I ever had.“ Danach habe er den Namen Trump zur „highest quality brand“ gemacht, verkündet er stolz. Und entsprechend geht er als überdimensionierter Dieter-Bohlen-Verschnitt in seine Castingshow. Ziel ist es, einen Job bei Trump zu bekommen. Beworben haben sich die vielversprechendsten Wirtschaftstalente der USA. Die junge Elite des Landes. Und Trumps Markensatz in The Apprentice lautet „You’re fired!“ – Du bist entlassen. Radikal, mutig, klar und entschlossen. Ein echter Leader, könnte man meinen. Seine vielleicht aufschlussreichste Entlassung findet man in der siebten Folge der sechsten Staffel: Derek ist ein großgewachsener bulliger junger Mann, der sich am großen Verhandlungstisch um Kopf und Kragen redet. Beiläufig bezeichnet er sich selbst als „white trash“, als weißen Abschaum. Trump wird hellhörig, fragt nach. Ob Derek wirklich glaube, dass er jemanden einstelle, der sich selbst so abschätzig bezeichne? Trump ist sichtlich angewidert. Er bricht mit dem Konzept der Sendung und verkündet mitten in der Show: „You’re fired“. Dramaturgisch fragwürdig, da dies ja üblicherweise den Höhepunkt am Ende jeder Sendung darstellen soll. Aber Trump ist das noch immer nicht genug und er echauffiert sich weiter: „Terrible. You shouldn’t use that word ever again.“ White Trash, das findet ein Trump abscheulich. War das schon Wahlkampf? Demagogie, Populismus, Faschismus? Oder liegt ihm diese vergessene Bevölkerungsschicht wirklich am Herzen?

„Everybody is blaming me for everything.“

Für Kurzauftritte mit klarer Aussage war Donald Trump auch in Hollywood immer zu haben. So ist er es auch, der in Ben Stillers Zoolander auf dem roten Teppich (noch unverheiratet neben Melania stehend) verkündet: „Without Derek Zoolander, male modeling wouldn’t be what it is today“.

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Oder in Eddie aus dem Jahr 1996 prahlt er über die von Whoopi Goldberg gespielte und lange unterschätzte Hauptfigur: „Actually, hiring Eddie was my idea from the beginning.“ Trump ist der Weise, der Situationen früher und besser einschätzen kann als andere. Ein Image, das ihm politisch heute nützlich ist. Dabei spielt er meist sich selbst und kokettiert öffentlich mit seinen eigenen Schauspielkünsten: „I don’t think that the legendary Clark Gable has anything to fear“, sagte Trump in einem TV-Interview zu seinem Auftritt in I’ll take Manhattan. Als Star wird er immer inszeniert. Seinetwegen fällt Will Smiths Freund Jazz in Der Prinz von Bel Air (The Fresh Price of Bel Air) sogleich in Ohnmacht, als Donald Trump mit damaliger Ehefrau das Wohnzimmer betritt: „Oh my God. It’s the Donald!“ Ashley, als Serienfigur die Cousine von Will Smith, beginnt ebenfalls Trump anzuschreien: „Thank you for ruining my life!“ Auf die Frage seiner Frau, warum Ashley das gesagt habe, winkt Trump lässig ab: „Everybody is always blaming me for everything.“ Ein Satz, der bis heute gilt – und vermutlich mehr Berechtigung denn je hat.

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Und manchmal genügt es, dass Trump gar nichts sagt. Er ist einfach nur präsent, wenngleich stets gut angezogen: Dunkler Anzug, weißes Hemd und in der Regel eine einfarbige (meist rote oder violette) Krawatte. In einer Folge von Sex and the City sitzt Samantha, eine der Protagonistinnen der Serie, nach einem langen Arbeitstag in einer Bar und trinkt einen Cocktail. Sie dreht sich um und sieht in der Ecke einen älteren Herrn, der mit Donald Trump am Tisch sitzt. Darüber sagt die Off-Stimme: „Samantha, a Cosmopolitan and Donald Trump.“ Mehr könne New York nicht bieten. Trump sieht kurz herüber, dann verlässt er das Lokal. Sein Gesprächspartner jedoch nutzt die Gelegenheit, um nach einem lüsternen Grinsen mit Samantha zu flirten. Sie habe ihn so betört, dass sein Deal mit Trump geplatzt sei. Nun schulde sie ihm 150 Millionen Dollar. „Can I write you a cheque?“ Daraufhin lädt er sie auf einen Drink ein, was sie ablehnt. „Can I buy you an island?“ Woraufhin Samantha große Augen kriegt: „I don’t know. Can you?“

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Too pretty to be bad

Um Reichtum und wirtschaftlichen Erfolg geht es auch in Donald Trumps größtem schauspielerischen Misserfolg Mein Geist will immer nur das eine (Ghosts can’t do it) aus dem Jahr 1989. Donald Trump spielt hier an der Seite von Bo Derek und Anthony Quinn einen Geschäftsmann, der mit der attraktiven Blondine verhandeln muss. Diese ist jedoch siegessicher, da ihr der Geist ihres verstorbenen Mannes (Anthony Quinn) erscheint und die richtigen Sätze einflüstert. Als Trump seinem von Bo Derek gespielten Gegenüber offen droht, sagt diese den entlarvenden Satz: „You’re too pretty to be bad.“ Da verhält sich Trump wie der echte Trump. Er ist geschmeichelt, fühlt sich wohl. Und verfällt in seine typische Mimik, indem er seinen Mund zu der kleinen runden Schnute macht, die ihn heute noch so leicht parodierbar sein lässt. „You noticed“, sie habe es bemerkt, antwortet er stolz. Und Anthony Quinn als Geist beginnt zu lachen: „You got him!“ Diese Verhandlungssituation könnte als Sinnbild für alle gelten, die künftig politisch mit Trump zu tun haben werden. Wer ihm schmeichelt, bekommt fast alles. Das Ego des Donald Trump steht über allem. Dennoch bleibt es in Mein Geist will immer nur das eine nicht dabei. Später trifft er sich noch einmal alleine mit Bo Dereks Figur, die er mit den Worten lobt: „You are very good. You play the situation good.“ Und sie fragt zurück: „So I beat the situation and not you.“ – „Exactly.“ Am Ende gewinnt immer Trump, er wird als unbesiegbarer Meister inszeniert. Der höchstens eine Schlacht verliert, aber nicht den Krieg. Für diese Leistung gewann Trump die Goldene Himbeere für die schlechteste männliche Nebenrolle des Jahres.

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Inspiriend für „American Psycho“

Zu jener Zeit war Donald Trump sehr populär. Im Jahr 1987 schrieb er mit The Art of The Deal sein erstes Buch, das 44 Wochen auf der Bestseller-Liste der New York Times geführt wurde. Natürlich mit sich selbst auf dem Cover. Trump als Wirtschaftsmagnat, der in Ratgeberform erklärt, wie man wirtschaftlich erfolgreich sein kann. So ist auch zu erklären, dass Trump zur „Muse“ des Psychopathen Patrick Bateman in American Psycho wurde. In der Romanvorlage wird sein Name insgesamt 30 Mal erwähnt, zählten amerikanische Filmkritiker nach. Denn schon in dem von Bret Easton Ellis geschriebenen Buch ist Bateman ein großer Fan von Trump. Da der Protagonist von Trumps Leidenschaft für die Band U2 gehört hat, geht er auch auf deren Konzerte. Er liest The Art of The Deal und eifert dem Milliardär nach. Doch laut Ellis wäre Bateman heute von Trump enttäuscht, sagte der Autor im April 2016 gegenüber der britischen Zeitung The Guardian: „Trump today isn’t the Trump of 1987. He’s not the Trump of Art of The Deal. […] He seemed much more elitist in ’87, ’88. Now he seems to be giving a voice to white, angry, blue-collar voters … To the guys that I was talking to in the Eighties when I was researching American Psycho, Donald Trump was an aspirational figure. That’s why the jokes are throughout the book.“ Um Trumps Bestseller dreht sich auch ein legendärer Auftritt in der Fernsehserie Chaos City (Spin City) mit Michael J. Fox.

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Dessen Charakter stellt seinem Boss, dem etwas tollpatschigen New Yorker Bürgermeister, Donald Trump vor. Vor einer riesigen aufgestellten amerikanischen Flagge kommt Trump ins Bild. Fox betont, dass Trump neben The Art of The Deal auch noch The Art of The Comeback geschrieben habe. „Two books?“, antwortet der Bürgermeister sarkastisch. „Well, sit down.“ Und lächelte Trump in diesem Moment noch auf getroffene Weise verkniffen, so stellt er die Machtverhältnisse schlagartig auf den Kopf: Er geht um den Tisch herum und setzt sich auf den Chefsessel des Bürgermeisters. Von nun an gibt er die Anweisungen. Trump wird als Macher inszeniert – jedoch als keiner, der anderen hilft, sondern der sich selbst in den Vordergrund stellt.

Selbst unter den Reichen der Größte?

Um seine eigene Marke in allen Zielgruppen zu verbreiten, entschied sich Trump auch für überraschende Cameo-Auftritte und kleine Rollen in Kinder- und Familienfilmen. Am bekanntesten ist vermutlich sein Kurzauftritt in Kevin allein in New York (Home Alone 2: Kevin in New York).

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Dabei irrt der kleine Kevin durch die Gänge des New York Plaza-Luxushotels, inmitten dieser glitzernden und blinkenden Welt voller gigantischer Kronleuchter geht er staunend umher. Im Vorbeigehen fragt er einen Herrn: „Excuse me, where’s the lobby?“ Dieser Herr im schwarzen Mantel ist Donald Trump, sein einziger Satz im Film lautet: „Down the hall and to the left.“ Als sich Kevin bedankt und weitergeht, dreht sich Trump ein letztes Mal um, sieht dem Jungen nach und geht weiter. Das Plaza-Hotel gehörte zur Zeit des Drehs ihm, im Gegenzug für die Drehgenehmigung forderte er den Kurzauftritt ein. Und so flimmert Trump seither an jedem Weihnachtsfest über die Bildschirme der westlichen Welt.

Weit selbstironischer wirkt Trump in Die kleinen Superstrolche (The little rascals) von 1994. In Anzug und Krawatte sitzt er auf einer Tribüne, mit einem überdimensionierten Mobiltelefon mit Antenne am Ohr. Sein kleiner Sohn ruft an, der gerade im futuristischen Rennanzug eine Art Seifenkistenrennen fährt: „Hi Dad, it’s me. You’re gonna be so proud of me. I’m gonna win this race.“ Die Antwort Trumps könnte kaum zynischer sein, ohne jede Regung oder Mimik erwidert er: „Well, you’re the best son money can buy.“ Der beste Sohn, den man mit Geld kaufen könne. Bitterböse und eiskalt zeigt er sich als liebevoller Vater. Das klingt genauso paradox wie seine Ankündigungen, was er als Präsident alles tun wolle.

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Als eine Art Werwolf erscheint Trump in einer Folge der Serie Night Man, wo sich der böse Antagonist beliebig verwandeln kann. Dies führt zu einem der simpelsten Banküberfälle der Filmgeschichte. Als Trump verwandelt und durch seine Komplizin angekündigt, wird er vom Manager der Bank empfangen, der ihm freudestrahlend 10.000 Dollar aushändigt. Nicht nur das: Er fragt, ob es nicht ein bisschen mehr sein dürfe – und freut sich wie ein kleines Kind, als ihn der falsche Trump mit dem Vornamen anredet. Trump, das Idol. Das sich für jeden Zweck hergibt, und sei es noch so unmoralisch.

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Selbst unter den Reichen ist er der Größte. So muss sich in einer Folge von Die Nanny der Milliardär Maxwell Sheffield selbst vorstellen, obwohl Hauptfigur Fran noch lachend verkündet hatte: „All you handsome zillionaires know each other!“ Maxwell kennt Trump, aber Trump kennt ihn nicht. Es kann nur einen geben. Die Vielfalt seiner Rollen ist überraschend: In Ein Chef zum Verlieben (Two weeks notice) ist Trump im Dialog mit Hugh Grant, in einer Folge von Sabrina – total verhext spielt er (unerkennbar) ein Halloween-Monster mit Maske, in Susan (Suddenly Susan) pokert er mit anderen Prominenten und in Wer ist Mr. Cutty? (The Associate) wird ihm von Whoopi Goldberg ein Tisch im Restaurant vor der Nase weggeschnappt. Souverän agiert Donald Trump jedoch immer.

Cheerleader für das amerikanische Volk

Die Beliebigkeit von Trumps Image zeigt sich am besten in einem selbst für Wrestling-Anhänger schrecklichen Auftritt bei einem WWE-Kampf. In diesen inszenierten Kampfshows geht es bekanntlich um möglichst außergewöhnliche gewalttätige Einlagen, zu denen das Publikum in großen Hallen lauthals johlt. Im „Battle of the Billionaires“ gibt Trump den Wütenden, der auf seinen Milliardärskollegen Vince McMahon zukommt und diesen niederprügelt.

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Eine ganze Arena feiert Trump jubelnd, die Kommentatoren kriegen sich nicht mehr ein und Trump ballt die Siegerfaust. So weit, so normal im Wrestling. Doch dann artet es aus: Mister McMahon wird auf einem Stuhl im Ring festgeschnallt, der optisch an den elektrischen Stuhl erinnert. Donald Trump und ein weiterer Kämpfer beginnen, McMahon die Haare abzurasieren. Blutrünstige Blicke Trumps machen Angst, das Opfer bettelt um Gnade: „Stop it, Donald!“ Es wirkt wie Folter. Es sind die echten Haare McMahons. Was selbst einen der ansonsten hartgesottenen Kommentatoren aus der Fassung zu bringen scheint, der voller Entsetzen in einem ehrlichen Moment „Oh my God“ ausruft und analysiert: „Donald Trump is having too much fun, though. Does he really think this is funny?“ Ironie der Geschichte ist es, dass die Ehefrau des Opfers (Ex-WWE-Präsidentin Linda McMahon) nun von Trump ins Kabinett berufen wurde. Sie soll als Head of Small Business Administration „unsere Jobs zurückbringen und die belastende Regulierung zurückdrehen, die unserem Mittelstand wehtut“, so Trump bei der Bekanntgabe. Wundert es da, dass er in einem überraschend ehrlichen Interview mit Fox kurz nach seiner Wahl preisgab: „At a certain extent, you [as a president] have to be the cheerleader of your country.“

Selbstgespräche, Razzies, Johnny Depp und Paris Hilton

Donald Trump wird nicht erst parodiert, seit er für das Präsidentschaftsamt im Gespräch ist. Bereits im Jahr 2000 spricht Lisa in der Zeichentrickserie The Simpsons in der Folge Bart goes to the future als US-Präsidentin über ihren Vorgänger Donald Trump, der den Staatshaushalt zugrunde gerichtet habe.

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Trumps Kunstfigur ist prädestiniert für Ulkauftritte aller Art, viele prominente Schauspieler und Komiker haben sich an ihm abgearbeitet. Zu nennen sind exemplarisch vier Darsteller: Late-Night-Talker Jimmy Fallon gelang es, als Trump verkleidet ein „Selbstgespräch“ vor Publikum im Spiegel der Künstlergarderobe mit dem echten Donald als Gegenüber zu führen.

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Trump nickte vielfach anerkennend und verzog sein Gesicht zur altbekannten Schnute. John di Domenico ist als Komiker schon seit Jahren als Trump auf den US-Fernsehkanälen zu sehen. In jener Rolle durfte er dann auch als Laudator der Goldenen Himbeere für die schlechteste weibliche Nebenrolle bei der 36. Razzie-Verleihung auftreten. Der Preis ging an Dakota Johnson für Fifty Shades of Grey, wozu di Domenicos Trump nur sagte: „I actually liked her mom before she got old. You know: Fourty-four, shut the door.“ Auch Hollywoods Superstar-Riege widmete sich Trump. Sogar Johnny Depp spielte bereits Trump, und zwar in dem 51-minütigen Biopic der Reihe Funny or die, angelegt als satirische Verfilmung von The Art of The Deal. Im Retro-Look der 1980er Jahre, mit einer für Depp typischen hervorragenden Maske.

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Aktuell hat sich die Darstellung von Alec Baldwin als das Maß aller Dinge durchgesetzt: Für die Kultsendung Saturday Night Live karikiert er Trump aufs Äußerste als unberechenbaren Volltrottel, der ISIS googlen muss und an dessen Seite Kate McKinnon als Wahlkampfberaterin Kellyanne Conway am liebsten das Rad der Zeit zurückdrehen möchte.

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Bereits in der Vergangenheit waren auch Trumps „Nebenrollen“ sehr begehrt: So spielte nach seiner Hochzeit mit Melania tatsächlich Paris Hilton (!) die dritte Ehefrau Trumps. Im Reifrock trifft sie auf Trumps versammelte erwachsene Kinderschar, die sich selbstverständlich im gleichen Alter befindet. Es entsteht eine absurd-komische Situation im Trumpschen Wohnzimmer, aus Hiltons Melania wird Mum-lania. Über die Jahre haben die Parodien dazu beigetragen, dass man sich fast schon auf den nächsten Verbalausfall Trumps freut. Denn das sorgt unter Garantie für den nächsten witzigen Beitrag. Verheerend, wenn dieses Gefühl die politische Botschaft überlagert – was nicht unerheblich dazu beigetragen haben dürfte, dass man Trumps politische Botschaft (in ihrer Wankelmütigkeit und Boshaftigkeit) wohl in weiten Teilen ohnehin niemals ernstgenommen hat.

Hollywoods Angst vor dem Tyrannen

Hollywood und Donald Trump, wie passt das zusammen? Spätestens nach Meryl Streeps bewegender Dankesrede für den Ehrenpreis bei den Golden Globes Anfang des Jahres weiß jeder: Das scheint eine Hassliebe zu werden.

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„It kind of broke my heart“, beschrieb Streep die „Schauspielleistung“ Trumps, als er bei einer Wahlkampfveranstaltung den körperlich behinderten New-York-Times-Reporter und Pulitzer-Preisträger Serge Kovaleski durch ein unkontrolliertes Zucken seiner Arme nachäffte. „It wasn’t in a movie, it was real. And badly played“, so Streep. Es war effektiv und erfüllte seinen Zweck: „He made his audience laugh and show their teeth.“ In Hollywood greift die Angst vor dem Tyrannen um sich – zugleich wird weiter fleißig parodiert.

Charles Foster Trump

Auf die Frage nach seinem Lieblingsfilm nannte Donald Trump Citizen Kane. „The word Rosebud is the most important word in film history. Perhaps it wouldn’t have worked with another word. Rosebud works“, gibt Mister President filmanalytisch zum Besten. Es bringe die einsame Hauptfigur zurück in seine Kindheit. Trump vergleicht sich dabei mit Charles Foster Kane, dessen Aufstieg und Fall er gut nachvollziehen könne. Bei einem TV-Duell attackierte Trump Hillary Clinton gar mit Worten, die in Teilen einer Passage aus Citizen Kane entnommen sind. Den Größenwahn der Hauptfigur, der Kane zum Scheitern verurteilt, entdeckte Trump in seiner Analyse freilich nicht. Stattdessen antwortete Trump auf die Frage, was er Charles Foster Kane raten würde: „Get yourself a different woman.“

„Trump is a Shakespearean character.“

Was also macht die Faszination dieses Donald Trump für die Filmwelt aus? Bryan Cranston, bekannt als Walter White aus Breaking Bad, hat die vielleicht treffendste Analyse in einem BBC News-Interview 2016 geliefert: „Trump is a classic Shakespearean character.“

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Shakespeare? Genau. Er sei ein Demagoge, der betont: Alles ist schlecht und furchtbar. Aber er biete keine Lösungen an. Er sagt nur, dass es durch ihn besser werde. Ohne zu sagen wie. „Great, great, great. Problem, problem, problem. Huge. Fantastic“, das ist laut Cranston die Rhetorik Trumps. So eine Figur wie Trump habe er noch nie gesehen. Das fasziniere. Und verängstige zugleich. Daran anknüpfend drängt sich ein Gedankenspiel auf: bei Shakespeare überlebt selten eine Figur. Kein Wunder also, dass Alec Baldwin in seiner Parodie der ersten Trump-Pressekonferenz einer fiktiven Journalistin auf die Frage nach möglichen Konsequenzen zur Abschaffung von Obamacare antwortete: „Listen Sweetheart, I’m about to be the next president. We’re all gonna die.“

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(Urs Spörri)

 

Urs Spörri kuratiert und moderiert deutschsprachige Kinoreihen im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt/M., vor allem in Kooperation mit der Fachzeitschrift epd film die Filmreihe „Was tut sich — im deutschen Film?“ samt ausführlichen Werkstattgesprächen mit den Filmemachern. Seine regelmäßigen Festivalstationen sind das Filmfest München, der Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken, die Berlinale, das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen sowie die Hofer Filmtage. Außerdem hat er selbst jahrelang das FILMZ Festival in Mainz in führender Position mitverantwortet.

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