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Trailer des Tages

Money Shot: The Pornhub Story

Ein Beitrag von Mathis Raabe

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Money Shot: The Pornhub Story - Trailer (englisch)
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Der Begriff „money shot“ hatte mal verschiedene Bedeutungen. Bei Action-Produktionen zum Beispiel wurde oft die Sequenz mit den meisten Spezialeffekten so genannt – kostspielig, aber auch ein starkes Verkaufsargument. Heute ist der Begriff am stärksten mit Pornografie assoziiert. Dort meint man damit die Einstellung, die den männlichen Darsteller beim Abspritzen zeigt. Kommerzielle Pornografie wird leider größtenteils für ein männliches und heterosexuelles Publikum produziert, also ist der männliche Orgasmus auch das große Finale.

Vor allem seit dem Aufkommen der Online-Pornografie ranken sich viele interessante ethische Fragen um dieses Thema. Wie gefährlich ist der Einfluss auf die sexuelle Aufklärung von Kindern? Wie gefährlich ist selbst der Einfluss darauf, wie erwachsene Menschen Sex haben? Die vorherrschende Mainstream-Pornografie wird auch Gonzo genannt: Ohne Rahmenhandlungen, zeigt sie vornehmlich harten und der männlichen Befriedigung dienenden Sex. Es gibt viele Bewegungen, die dem feministische oder auch auch nur authentischere Produktionen entgegensetzen wollen. Aber wie sollen die einen kapitalistisch organisierten Markt jemals durchdringen können? Und schließlich ist die vielleicht wichtigste Frage: Lässt sich sicherstellen, dass die Menschen, die in der Industrie arbeiten dies auch freiwillig tun?

Nach dem Aufkommen der Online-Pornografie scheint nun das Web 3.0 erneut einen großen Wendepunkt zu markieren: Auf OnlyFans, aber auch zuvor schon auf der Seite Pornhub, können Sexarbeiter*innen ihre Inhalte selbst veröffentlichen und selbst bepreisen und eine größere Kontrolle und Sicherheit wahren. Die parasozialen Beziehungen, die zu knüpfen Internet-Nutzer*innen durch andere Social-Media-Plattformen gewohnt sind scheinen auch einen besseren Verdienst und sogar eine größere Diversität an pornografischen Inhalten zu ermöglichen – es sind eben nun keine Porno-Produzenten mehr am Hebel, die vorgeben, die Nachfrage zu kennen, sondern die tatsächliche Nachfrage entscheidet.

Nicht alle diese Fragen wird wohl die neue Netflix-Dokumentation über Pornhub verhandeln. Pornhub ist aber ein interessantes Anschauungsbeispiel für eben diese Entwicklung hin zum Web 3.0. Der Versuch Pornhubs, eine legale Plattform zu sein, ohne Piraterie und ohne unfreiwillig verbreitete Inhalte, ist bis heute ein Kampf gegen Windmühlen. Dieses Thema steht im Fokus von Money Shot: The Pornhub Story, der bereits auf Netflix zu sehen ist, und auch bekannte Darstellerinnen wie Asa Akira zu Wort kommen lässt, was endgültig zeigt: Sexarbeiter*innen sind Celebritys, sind Influencer, sind bis in die Mitte unserer Gesellschaft bekannt.

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