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Streaming-Tipp für Kinder: Ein Schweinchen namens Babe

Ein Beitrag von Rochus Wolff

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Ein Schweinchen namens Babe

Der Titel, das muss man eingestehen, verspricht Niedlichkeit hoch drei, das diminuitive „Schweinchen“, der auch verniedlichende Name „Babe“. Dann die Kapitelstruktur, deren Zwischentitel von drei computeranimierten Mäusen mit sehr hohen Stimmen vorgepiepst werden, also auch das noch: sprechende Tiere, so einige sogar.

Und dennoch ist Ein Schweinchen namens Babe in der Tat alles andere als primär niedlich. Es ist ein Film über ein, ja doch, sehr putziges kleines Ferkel, das von seiner Mutter (wie alle anderen Ferkel des Wurfs) „Babe“ genannt wurde, bevor die Mutter, noch bevor der Nachwuchs den Zitzen entwöhnt war, abtransportiert wurde ins Schweineparadies – jenen Ort, der so schön ist, dass kein Schwein je von dort zurückkommen wollte.

Schon in der ersten Handvoll Minuten macht Chris Noonans Film klar, wofür es Viehwirtschaft eigentlich gibt. Und ohne dass je Blut spritzt, lässt er es uns später auch nicht vergessen – wenn es etwa darum geht, ob es zum Weihnachtsmahl Geflügel oder Schweinebraten geben solle. Dabei hat Babe noch Glück: Auf dem Hof von Bauer Hoggett, auf dem das Ferkel eher zufällig landet, gibt es keine Massentierhaltung, sondern ländliches Idyll mit vielen Schafen und ein paar anderen Tieren. Alles sehr beschaulich, aber auch hier wird natürlich geschlachtet.

Eher zufällig entdeckt Babe, was es gut kann: Schafe hüten. Oder eigentlich: freundlich sein. Denn das niedliche Babe weigert sich, irgendein Tier schlechter zu behandeln als ein anderes – zum Entsetzen der Hirtehunde, die die Schafe für blöde (pardon) Ziegen halten. Nur durch freundliches Bitten kann Babe die Schafe dazu bringen, in Reih und Glied ins Gatter zu laufen und all solche Dinge.

Bis zum Finale beim Nationalen Schafhütewettbewerb (ein Event, wie er direkt der mörderischen englischen Provinz eines Inspector-Barnaby-Krimis entsprungen sein könnte) gibt es noch Hürden und Widerstände, nicht zuletzt auch bösartige und egoistische Tiere. Die Verfilmung nach dem Buch von Dick King-Smith lässt wirklich nichts aus und das tut dem Film gut. Vielleicht zeigt sich da ein wenig der Einfluss des Produzenten George Miller, dem Regisseur des apokalyptischen Actionfilms Mad Max.

Wer immer noch nicht überzeugt ist: Ein nur niedlicher Kinderfilm wird üblicherweise nicht für sieben Oscars nominiert, darunter als Bester Film. Gewonnen hat er schließlich einen für die visuellen Effekte. Kein Wunder, schließlich entstanden die sprechenden Tiere aus einer Kombination von Hunderten echten Viechern (allein für Babe mussten nacheinander 48 trainierte Ferkel vor die Kamera, weil die Art zu schnell wächst), Puppen aus Jim Henson’s Creature Shop und Computereffekten.

FSK 0, empfohlen ab 7 Jahren

Bei Amazon Prime in der Flatrate enthalten, auf zahlreichen Plattformen als VoD verfügbar.

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