zurück zur Übersicht
Streaming-Tipps

Streaming-Tipp für Kinder: Der dunkle Kristall

Ein Beitrag von Rochus Wolff

Meinungen
Der Dunkle Kristall

Dramatische Eile ist dieses Filmes Sache nicht. Er beginnt zunächst einmal mit reichlich expositorischer Erzählung aus dem Off: von der Schreckensherrschaft der Skekse, die aber nun vor dem Aussterben stehen, denn nur zehn von ihnen sind noch am Leben. Vom einfachen Leben der weisen Uru, die aber nun vor dem Aussterben stehen, denn nur zehn von ihnen sind noch am Leben. Vom dunklen Kristall und der Prophezeiung, in der die kleinen Gelflinge eine entscheidende Rolle spielen.

Jim Henson und Frank Oz, zwei Giganten des Puppenfilms, entledigen sich so in den ersten fünf Minuten von Der dunkle Kristall aller wichtigen Informationen schon einmal, um anschließend auf entsprechende Monologe verzichten zu können – aber keine Sorge, wenn man nicht alles sofort versteht und behält, es wird auch immer wieder darauf Bezug genommen. Vor allem aber lässt diese Einführung anschließend genug Raum, damit die beiden Regisseure das tun können, was sie eigentlich wollen: Ganz in Ruhe eine Zauberwelt erschaffen.

Denn mit großer erzählerischer Gelassenheit folgen wir dann dem Gelfling Jen (und später auch seiner neuen Freundin Kira und ihrem wollknäuligen Haustier Fizzgig – er hat Zähne sogar im Rachen!) auf zunächst seiner Suche nach einem aus dem Kristall herausgebrochenen Splitter sowie anschließend dem Versuch, den Kristall, und mit ihm die ganze Welt, wieder zu „heilen“.

Derweil bekämpfen sich die Skekse untereinander in einem seltsamen Ritual, brechen die Uru auf ihre letzte Reise auf, lernen wir die riesenhaften Käfern gleichenden Garthim ebenso kennen wie die niedlichen kleinen Podlinge.

Dies ist eine Welt voller Wunder, und Der dunkle Kristall zeigt sie ausführlich vor. Statt die Handlung voranzutreiben, gleitet die Kamera lieber durch Wälder, in denen sich alles bewegt, Pflanzen auf einmal in Bewegung treten, irgendwo Schönheit und Niedlichkeit hervorlugt oder plötzlich irgendein gefräßiger Schlund sich auftut und ein anderes Lebewesen verschluckt.

Die Drehorte wechseln zwischen Studiosets und realen Naturlandschaften ab, aber die Figuren sind allesamt Puppen – eine Ähnlichkeit zu den Henson’schen Muppets gibt es jedoch allenfalls bei den Podlingen. Die Gestaltung der Figuren schwankt zwischen grotesk und gruselig, reicht von niedlich bis ehrwürdig. Die Skekse tragen dürre, an Geier erinnernde Vogelköpfe auf skeletal-monströsen Körpern, die vage an Drachen erinnern; ihre Gesichtszüge sind bis in die Zuckungen der Augenlider bemerkenswerte Puppenarbeit.

Ansonsten liegt auch schon einmal ein (auch für sich genommen noch sehr lebendiger) Augapfel getrennt herum. Das Konzept der Figuren stammt von Brian Froud, der der womöglich einflussreichste Designer von Fantasy-Welten in den 1970er und 1980er Jahren war – mit Henson hat er später auch noch an Die Reise ins Labyrinth zusammengearbeitet, aber Der dunkle Kristall ist düsterer, vielleicht auch hermetischer, und entwickelt aber gerade dadurch einen eigenen Sog: Hier steht eine geheimnisvolle Welt einfach nur für sich.

FSK 12, empfohlen ab 12 Jahren

Bei mehreren Anbietern als VoD verfügbar.

Meinungen