Die frühen 2010er waren keine gute Zeit für M. Night Shyamalan: Einst gefeiert für twistlastige Mystery-Thriller wie The Sixth Sense oder Unbreakable verblasste sein Ruhm aufgrund von berechenbaren Plots und hanebüchenen, forcierten Wendungen. Und natürlich wegen der unsäglichen Realverfilmung der Cartoon-Serie Avatar (Die Legende von Aang) sowie dem Flopbuster After Earth. 2015 erfolgte der Neustart, eine Rückbesinnung und Reduzierung. Herauskam: The Visit, der von zwei Teenagern erzählt, die erstmals ihre Großeltern besuchen, mit denen ihre Mutter seit vielen Jahren aufgrund eines Streits keinen Kontakt hatte.

Rebecca (Olivia DeJonge), die große Schwester, will eine Dokumentation über diesen Besuch drehen — und so ist The Visit im Found-Footage-Stil gehalten, was an einigen Stellen die üblichen Glaubwürdigkeitsprobleme aufweist. Die eingeschränkte Perspektive dreht jedoch umso mehr an der Spannungsschraube, und tatsächlich kommt in The Visit deshalb ordentlich Grusel- und Horrorstimmung auf, da man lange Zeit nicht erfährt, was hier nun Sache ist. Der unvermeidbare Shyamalan’sche Twist fällt dann erstaunlich puristisch und simpel aus — „clever“, könnte man beinahe sagen. Dass zwischen all dem noch Platz für Humor bleibt, ist schon ein kleines Kunststück, doch auch diese Facette reiht sich sehr gut in dieses erstaunlich kohärente Gesamtkonstrukt ein.

The Visit ist verfügbar in der Flatrate von Amazon Prime Video sowie bei allen gängigen VoD-Anbietern zur Leihe.