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Streaming-Tipp des Tages: How to Save a Dead Friend

Ein Beitrag von Joachim Kurz

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Filmstill zu How to Save a Dead Friend (2022) von Marusya Syroechkovskaya
How to Save a Dead Friend (2022) von Marusya Syroechkovskaya

Sofern die täglichen Nachrichten vom Krieg in der Ukraine dafür überhaupt noch Zeit lassen (also ganz selten), liest oder sieht man manchmal etwas über das ganz normale, alltägliche Leben in Putins Reich. Und selten nur kommt dabei die Sprache auf die Situation der Jüngeren, die allerdings, da sind sich fast alle Berichte einig, überwiegend verheerend ist. Wie ausweglos, das zeigt die russische Regisseurin Marusya Syroechkovskaya in ihrem über zwölf Jahre gedrehten, sehr persönlichen Doppelporträt How to Save a Dead Friend, das nun nach einigen Festivaleinsätzen (unter anderem beim Visions du Réel, dem DOK.fest München und dem 39. Kasseler Dokumentarfilm und Video Fest) dankenswerter Weise einen Platz im Programm von Arte bekommen hat. 

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In ihrem Film schildert die Regisseurin die eigene Jugend und vor allem die Liebesgeschichte mit und Freundschaft zu Kimi, den sie 2005 in einem Grunge-Forum kennenlernt. Beide sind hochgradig depressiv, gefrustet von ihrem Land, in dem sie keine Perspektiven für sich sehen, und im Grunde todessehnsüchtig. Was sie verbindet, sind nicht nur die Narben am Handgelenk, sondern auch ihre Vorliebe für düstere Musik von Joy Division und anderen Bands, in denen sich ihre eigene desperate Lebenssituation widerspiegelt. Die beiden verlieben sich ineinander, heiraten, leben wild und gefährlich, doch dann driften ihre Lebenswege immer weiter auseinander. Kimi verfällt den Drogen, insbesondere dem Heroin, während Marusya das Filmen für sich entdeckt und darin immer besser wird. 

In krassen, ungeschminkten und hochenergetischen Bildern lässt die Regisseurin diese Geschichte Revue passieren und zeichnet so das Bild einer Jugend in Russland nach, die parallel zum Aufstieg Putins und seiner Präsidentschaft ein ganz anderes Bild des Imperiums entwirft. Das ist harte Kost, aber sehr lohnenswert und definitiv nichts für schwache Nerven. 

Zu sehen ist der Film in der ARTE-Mediathek — und zwar hier und bis zum 18.2.2023.

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