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Streaming-Tipp des Tages: Dark Day

Ein Beitrag von Christian Neffe

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Dark Day von Farhad Shahed
Dark Day von Farhad Shahed

Ab und an sticht aus den täglichen Pressemitteilung, die uns erreichen, eine heraus, die für Wirbel in der Redaktion sorgt. Die letzte, bei der das der Fall war, flatterte diese Woche ein und bewarb den Film Dark Day. Und der ist tatsächlich ein Kuriosum. Der Plot: Armin Parsian (Farhad Shahed) sitzt an der kommunikativen Schnittstelle zwischen den USA und Russland und hat schon seit sieben Jahren eigentlich gar nichts zu tun. Zumindest bis zum 11. September 2001. Ein erster Hinweis der Russen über eine mögliche Flugzeugentführung wird zunächst nicht ernst genommen, doch spätestens, als sich die Warnung als real herausstellt, glühen die Drähte im Minutentakt. Armin vermittelt zwischen den beiden Supermächten, um Schlimmeres zu verhindern - konkret einen Atomkrieg.

Geschlagene 140 Minuten (!) dauert dieses Kammerspiel an — doch aller anfänglichen Zweifel zum Trotz ist keine davon langweilig. Dark Day wurde nahezu vollständig als Ein-Mann-Projekt verwirklicht: In den Credits taucht an fast jeder Stelle der Name Farhad Shahed auf, lediglich bei Catering, Co-Produktion und Lichtassistenz holte sich der Kölner mit den iranischen Wuzeln ein wenig Unterstützung. Aber Kamera, Regie, Schnitt, Musik und sämtliche Rollen — all das übernahm Shahed. Klingt nach einem größenwahnsinnigen Projekt aus Lockdown-Langeweile - und ist es womöglich auch. Aber Hallelujah, dieser Film hat ein ähnliches Kultpotenzial wie The Room!

Allerdings nicht, weil das Ganze wie Tommy Wiseaus Film permanent fremdschämig-pannenhaft wäre (okay, vielleicht am Anfang ein wenig), sondern weil sich das Drehbuch (laut PM vom ZDF Lektorat als „Meisterwerk“ bezeichnet) fernab aller Konventionen bewegt. Weil Shahed so wunderbar authentisch und zugleich abdreht spielt. Weil die scheinbar unvereinbare Mixtur aus Comedy und der tragischen Katastrophe, um die sich die Handlung dreht, tatsächlich aufgeht. Und weil die… nun, durchaus verbesserungswürdige Inszenierung deutlich macht, wie viel Herzblut in dieses Projekt geflossen ist. Und genau das hebt Dark Day von allen durchkalkulierten, auf Hochglanz polierten und etablierten Dramaturgieverläufen folgenden Filmen ab: Es ist ein Projekt aus purer Leidenschaft. Und dafür kann man ruhig mal drei Euro Leihgebühren springen lassen.

 

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Dark Day from Farhad Shahed on Vimeo.

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