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Streaming-Tipp des Tages: Apollo 10 1/2

Ein Beitrag von Christian Neffe

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Apollo 10 12 Eine Kindheit im Weltraumzeitalter - Trailer (englisch)
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Ohne viel Tamtam ist jüngst einfach mal der neue Film von Richard Linklater (Boyhood, Before Sunrise) im Katalog von Netflix erschienen: Apollo 10 1/2. Und der Titel deutet schon an: Hier geht es um die Mondlandung. Oder vielmehr die gesellschaftliche Realität, das alltägliche Leben während es Space Races Ende der 1960er Jahre. Im Mittelpunkt: Der zehnjährige Stanley, der in Houston lebt, dessen Vater bei der NASA arbeitet und der uns in aller Ausführlichkeit davon berichtet, wie das Leben zu einer Zeit war, in der der Mond das Ziel einer ganzen Nation und die Sitten noch ziemlich anders waren.

Linklater knüpft dabei an den Rotoskopie-Stil von Waking Life an und lässt Stanley in charmant-flapsiger Art aus dem Off zu uns sprechen. Dieser Redeschwall wird zum verbalen und visuellen Tagebuch (das offenkundig stark autobiografisch geprägt ist) und zeichnet ein detailliertes Bild der damaligen Zeit. So habe etwa sein Sportlehrer eine kreative Art der Bestrafung gehabt: Er stellte den Störenfried an die Mauer und zeichnete einen Kreidekreis in Stirnhöhe, in den der Bestrafte längere Zeit und auf den Zehen stehend seine Nase stecken musste. Stanleys Lösung dafür: kurz bevor der Kreis gezeichnet wird, einfach die Beine ein wenig auseinandernehmen, und schon wird das Stehen bequem.

In Hälfte zwei webt Linklater dann zunehmend fiktive Elemente ein und macht Stanley zum Subjekt einer geheimen NASA-Mission, die den Jungen schon vor Apollo 11 auf den Mond führt. Da verliert Apollo 10 1/2 leider an Dynamik und Energie, und doch kommt man nicht umhin, Stanley bis zum Schluss seines nostalgischen (aber alles andere als verklärten) Trips gern in diese so einschneidende Ära der USA zu folgen.

Exklusiv verfügbar bei Netflix.

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