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Klassiker mit Kindern: Die Reise ins Ich

Ein Beitrag von Rochus Wolff

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Die Reise ins Ich
Die Reise ins Ich

In dieser Rubrik will ich in den kommenden Wochen jeweils zum Wochenende in die Kiste der Filmgeschichte greifen um (mehr oder minder große) Klassiker hervorzuheben – und zu schauen, ob und ab wann sie sich auch mit Kindern anschauen lassen. (Spoiler Alert: In den meisten Fällen ist das super.)

Joe Dante ist der immer noch viel zu wenig gepriesene Meister von Filmen, die aus der Entfernung und bei der reinen Handlungsbeschreibung wie platte Genrefilme aussehen, bei näherer Betrachtung dann aber mit Tausenden Facetten schillern. Er ist Kind und Neuerschaffer des Horrorfilms, beginnend mit dem singulär blutigen Piranha bis hin zum so feinfühlig-wunderbaren wie schräg-krakeelenden Gremlins: Kleine Monster. Zwischendrin gibt es unfassbar großartige Meta-Genreperlen wie den hierzulande nahezu unbekannten Matinée oder die zünftige mit Spielzeug exemplifizierte Militarismus-Kritik in Small Soldiers.

Die Reise ins Ich, wie sein Film Innerspace in der deutschen Verleihfassung fast schon philosophisch überhöht genannt wird, ist da vielleicht noch einer seiner mainstreamigsten Filme mit geradliniger Handlung, klaren Figuren und familienfreundlichem Humor. Nur an einigen Randfiguren taucht der schwarzhumorige Geist, die Bissigkeit des Regisseurs auf.

Die Story ist pure Science Fiction: Bei einem geheimen Forschungsprojekt der amerikanischen Regierung wird ein Pilot in und mit einem speziellen U-Boot miniaturisiert. Eigentlich soll er versuchsweise einem Kaninchen injiziert werden und in dessen Blutbahn herumnavigieren, aber weil Bösewichte ins Labor eindringen, landet die Spritze im Gesäß eines ziemlich ängstlichen Mannes, der bald nicht nur verfolgt wird, sondern auch noch Sprachsignale aus seinem Inneren empfängt.

Filmhistorisch knüpft Die Reise ins Ich natürlich nahtlos an Richard Fleischers Die phantastische Reise aus dem Jahr 1966 an, der womöglich in seinen psychedelischen Bildern ästhetisch oft reizvoller ist – aber, das zeigt die Lebenspraxis, mit seinen doch echt altertümlichen Spezialeffekten beim jüngeren Publikum nicht mehr so gut ankommt. Auch der bei Fleischer vor sich hin simmernde Ost-West-Konflikt ist den Kindern von heute vermutlich etwas fremder als das, worum es den Fiesen und Miesen in diesem Film geht: ums Geld.

Vor allem aber funktioniert Dantes Film perfekt als Actionkomödie und Buddy Movie, erspart sich dabei aber viele problematische Aspekte dieser Subgenres, die die lauteren Exemplare aus den 1980ern plagen. Die Reise ins Ich wirkt dadurch vielleicht stellenweise etwas brav – aber das ist die Oberfläche, nicht das, was im Inneren des Films passiert.

FSK 12, empfohlen ab 12 Jahren

Auf zahlreichen Plattformen als VoD verfügbar.

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