Louis de Funès dürfte für sehr, sehr viele heutige Eltern in ihrer Kindheit ein stetiger Begleiter auf dem Fernsehbildschirm gewesen sein. Die deutsche Vermarktung seines Œuvres darf als seltsam bezeichnet werden, mit „Balduin“ in allen möglichen Titeln, dann wieder „Louis“… aber egal. Von St. Tropez über Rabbi Jakob bis zum veritabel flatulenten Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe reicht die ganze Spannbreite, die de Funès mit expressiver Mimik und ausgreifender Körperarbeit zu einem der großen französischen Komiker gemacht haben.

Man kann also bei seinen Filmen aus dem Vollen schöpfen – und Brust oder Keule ist zumindest für mich eines seiner Meisterwerke. De Funès kann hier mit ganzem Herzen cholerisch rumtoben und andere herumschubsen, zugleich ist das Thema des Films – der durchaus arrogante Genusswille des Feinschmeckers gegen die Verwertungslogik der Lebensmittelindustrie – nicht nur im Kern enorm französisch, sondern immer noch sehr modern und auch dem heutigen Nachwuchs präsent.

Feinschmecker und Restaurantkritiker Duchemin kämpft gegen den zunehmenden Einfluss von Fastfood in Frankreich. Mit dem Besitzer einer Essensfabrik liegt er im Streit, verliert aber dann vor einem Testessen seinen Geschmackssinn… Es gibt im Kontext der Nahrungsbereitung einige Ekelmomente, ansonsten Verfolgungsjagden, Gezetere und Schreierei, dass es eine Freude ist. Die eigenwillige deutsche Synchronisation tut ihr Übriges dazu, um aus Brust oder Keule einen Stern und zugleich Archetypen der 1970er-Komödie zu machen – in allem ein Kind seiner Zeit.

FSK 6, empfohlen ab 10 Jahren

Bei Prime Video in der Flatrate enthalten, auf mehreren Plattformen als VoD verfügbar