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Darling der Woche

William Friedkin: Selbstironie und Erkenntnis

Ein Beitrag von Beatrice Behn

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William Friedkin im Jahre 2017 in Sitges
William Friedkin im Jahre 2017 in Sitges

Mit dem Alter kommt die Weisheit, sagt man so schön. Doch bei William Friedkin kommt vor allem eins: eine herzerfrischende, ehrliche Scheiß-Drauf-Attitüde. Und genau deswegen ist er unser Darling der Woche.

Berühmt wurde Friedkin mit Brennpunkt Brooklyn (1971). Sein nächster Film Der Exorzist (1973) wurde zum Genreklassiker, der noch heute großen Einfluss auf Horrorfilme hat, besonders die mit fiesen Kindern. Man möchte sagen, dass Der Exorzist ein Meisterwerk der Genrekunst ist. Und man kann dies auch tun, hat sich der Film doch über die Jahrzehnte nicht nur gut gehalten, sondern ist noch immer in aller Munde. Und genau hier ist der folgende Clip so wunderbar, unterhält sich doch Friedkin mit einem jungen Kollegen, Nicolas Winding Refn, über dessen Filme. Als Refn seinen gerade einmal vier Jahre alten Film Only God Forgives als Meisterwerk bezeichnet, erteilt ihm Friedkin eine hervorragende Lektion in Filmgeschichte:

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Der Mann weiß wovon er redet, er ist lang genug dabei. Doch was Friedkins eigenes Spätwerk inzwischen so interessant macht, ist, dass er wirklich einen Scheiß darauf gibt, was andere, vor allem Hollywood, von ihm halten. Das zeigt auch sein neuer Dokumentarfilm The Devil and Father Amorth, den wir letztes Jahr in Venedig sehen konnten und der unsere Kritikerin Beatrice Behn doch mehr als überraschte.

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Wahrlich, The Devil and Father Amorth unterläuft sämtliche klassischen Erwartungen an einen Dokumentarfilm. Der Film zeigt die Exorzismen des Großexorzisten der katholischen Kirche und Friedkin liefert hier nicht nur eine Erneuerung der Ängste, Neurosen und Ideen seines eigenen Exorzisten-Films. Vielmehr bringt er auch hier seine Attitüde mit ins Spiel und produziert einen Film zwischen totalem Trash, dem Brennpunkt aller popkulturellen Kontexte rund um das Thema, einer Art Fiebertraum der modernen Angst und zusätzlich einem kleinen Denkmal für sich selbst.

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Dabei versucht er aber niemals daherzukommen wie ein wahrer Dokumentarfilmer. Im Gegenteil, der gesamte Film fordert das Publikum auf, ihm selbst ein „Bullshit!“ und ein „Can we get a doctor?“ hinterherzurufen. Es ist, kurzum, ein Film voller Selbstironie und Erkenntnis und zeigt nur eins: Mit seinen 83 Jahren ist Friedkin bei Weitem bodenständiger, selbstkritischer und spielerischer als so manche seiner jüngeren KollegInnen.

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