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Darling der Woche

Weder Bösewicht, noch Inspiration Porn

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Clara Schramm im "Blind & Hässlich"
Clara Schramm im "Blind & Hässlich"

Gestern haben wir — bewusst oder nicht — den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung begangen. Und seien wir ehrlich: Da gibt es einiges zu protestieren. So leben laut Statistischem Bundesamt etwa 7,8 Millionen schwerbehinderter Menschen in Deutschland — 9,4% der gesamten Bevölkerung (Zahlen von 2017). Im deutschen Film (und nicht nur da) eine unterrepräsentierte Minderheit. Zumal, wenn Figuren mit Behinderung auftauchen, diese meist von able-bodied Darstellern gespielt werden.

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Auf medium.com schreibt die Autorin Marina Carlos über den sogenannten DisRep Test, der sich nach dem Vorbild des Bechdel-Tests mit der Authentizität und Diversität von in Filmen und Serien dargestellten Figuren mit Behinderung befasst. Fünf Richtlinien stehen im Zentrum des Tests:

1. Gibt es eine benannte Figur mit Behinderung?
2. Ist diese Figur weiß, heterosexuell und/oder cisgender?
3. Wird diese Figur von einer Person mit Behinderung dargestellt?
4. Dreht sich die Storyline dieser Figur um ihre Behinderung?
5. Ist diese Figur lediglich existent, um Elend zu illustrieren — oder für (so nennt es Carlos) inspiration porn?

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Besonders der letzte Punkt spricht ein verzwicktes Problem an. Denn durchaus: In manchen Filmen gibt es Figuren mit Behinderung, deren Behinderung nicht ihre einzige Geschichte ist. Aber wenn diese Figuren beispielsweise schlicht die Bösewichte des Films sind (man denke an Captain Hook, Darth Vader oder Dr. Evil mit seinem Mini-Me), ist der Vorwurf des otherizing nicht weit hergeholt. Behinderung als bestimmendes „Wesensmerkmal“.

Natürlich ist es mit dem DisRep-Test nicht anders als bei Bechdel — sie haben ihre Schwächen. Es reicht nicht, Filme ausschließlich anhand ihrer Fragestellungen zu beurteilen oder sie zum Anlass zu nehmen in formelhaftes Denken zu verfallen. Dennoch: Überlegt und kritisch eingesetzt haben sie das Potential uns zu sensibilisieren und schrittweise ein Umdenken im Publikum und in der Industrie zu erwirken. Das hat der Bechdel-Test vorgemacht.

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