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Darling der Woche

Ticket in die 1990er Jahre - die US-RomCom

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Am Donnerstag, 15.09.22, startet „Ticket ins Paradies“ in den deutschen Kinos, mit Julia Roberts und George Clooney in den Hauptrollen. Eine gute Gelegenheit, sich mal wieder mit dem Genre der RomCom zu befassen!

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Ticket ins Paradies (2022) von Ol Parker
Ticket ins Paradies (2022) von Ol Parker

Die romantische Komödie erlebte in den späten 1980er Jahren sowie den 1990er Jahren eine echte Renaissance – dank Werken wie Harry und Sally (1989), Pretty Woman (1990), Schlaflos in Seattle (1993) oder Notting Hill (1999). Wenngleich die RomCom auch in den vergangenen zwei Dekaden nie ganz verschwand, verlor sie als Publikumsmagnet doch merklich an Bedeutung. Und das hat natürlich auch durchaus berechtigte Gründe.

Denn die zentralen Figuren dieser Filme waren ausnahmslos weiß, die Perspektive war immer heteronormativ. Dass das Genre in dieser Form sterben musste, um sich neu zu erfinden, ist absolut nachvollziehbar und sogar wünschenswert. Ein sehr schöner Artikel zu diesem Thema findet sich hier.

Mit kritischerem Blick, ohne rosarote Brille, die für alle Defizite blind macht, lassen sich die Filme dieser Ära aber auch heute noch genießen und sind deshalb in dieser Woche unsere Darlings. Besonders einer Frau ist dabei zu danken: der Drehbuchautorin und Regisseurin Nora Ephron, die unter anderem das Skript zu Harry und Sally verfasst und zum Beispiel bei Schlaflos in Seattle und e-m@il für Dich (1998) auch die Inszenierung übernommen hat.

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Ephrons Standing als Autorin dürfte weitgehend unbestritten sein; die Dialoge und One-Liner ihrer Werke werden bis heute gefeiert. Doch auch ihr Können als Regisseurin sollte gewürdigt werden. So ist etwa Schlaflos in Seattle keine simpel abgefilmte Romanze, sondern steckt voller visueller Ideen.

Um uns etwa zu zeigen, dass Sam und Annie (Tom Hanks und Meg Ryan) zueinandergehören, obwohl sie im Film kaum miteinander zu sehen sind, da Sam in Seattle lebt und Annie in Baltimore, wendet Ephron eine Parallelmontage an, um die Illusion eines Blickwechsels im Schuss-Gegenschuss zu erzeugen. Während zwei Establishing Shots zunächst den jeweiligen Aufenthaltsort von Sam und Annie markieren, erfasst die nächste Einstellung – eine Großaufnahme – den ersehnenden Blick von Sam; im Umschnitt ist daraufhin die sich nicht minder verzehrende Annie, gleichfalls in Großaufnahme, zu sehen. Die Botschaft ist unmissverständlich: Diese beiden müssen sich einfach finden!

Wir werden in den Herbsttagen nun die schönsten RomComs der 1990er Jahre als audiovisuelle Kuscheldecken nutzen. Zwei kleine Geheimtipps sind dabei übrigens noch Vergiss Paris (1995) von und mit Billy Crystal und das Remake Sabrina (1995) von Sydney Pollack.

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