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Darling der Woche

Scorseses "Street Scenes" - Eine kleine YouTube-Sensation

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Still aus "Street Scenes" von Martin Scorsese
Still aus "Street Scenes" von Martin Scorsese

„Du bist ein Held, weil du das gepostet hast.“

„Danke! Danke! Danke! Nach diesem Film habe ich jahrzehntelang gesucht!“

So und ähnlich enthusiastisch lesen sich die Kommentare unter einem Video, das Anfang August diesen Jahres beinahe unbemerkt auf YouTube online ging. Der Uploader: Unbekannt. Seine Quelle: Unklar. Der Titel des Videos: Eine kleine Sensation.

Es handelt sich um den 1970er Dokumentarfilm Street Scenes — und alle Die-Hard-Scorsese-Fans dürften an dieser Stelle schon Schnappatmung bekommen. Denn das Frühwerk des legendären Regisseurs galt lange Zeit als unauffindbar, scheinbar nur noch in Erinnerungen präsent. Inzwischen haben über 7.000 Nutzer den Film gesehen, in dem der Regisseur im Direct-Cinema-Style Studentenproteste in New York City dokumentierte. Junge Filmleute wie Harvey Keitel, Verna Bloom oder der Kritiker Jay Cocks mischen sich darin unter die Menge.

Die Produktionsgeschichte von Street Scenes ist verworren. So wird Scorsese im Vorspann des Films nicht als Regisseur genannt — der Credit gilt dem New York Cinetracts Collective, Scorsese wird lediglich als Production Supervisor und Post-Production Director gelistet. Tatsächlich fungierte der damalige Nachwuchsfilmemacher bei Street Scenes in erster Linie als Schnittmeister.

In Marc Raymonds Hollywood’s New Yorker: The Making of Martin Scorsese erinnert er sich: „Als ich den Film den Teilnehmern der Proteste gezeigt habe, haben sie ihn gehasst. Sie fanden, er sei nicht streitbar genug. Sie fühlten sich hintergangen, sie sahen darin nicht was sie durchlebt hatten. Ich denke hingegen, der Film war ehrlich: Er zeigte die traurige Realität, den Ärger, die Frustration, die Verantwortungslosigkeit, das generelle Gefühl von Machtlosigkeit.“

Damit eignet sich Street Scenes nicht nur als faszinierende Zeitkapsel, die in Zeiten der Klimastreiks junger Menschen heute wieder eine alarmierende Aktualität erhält. Der Film erinnert uns auch daran, wie viele ungehobene Schätze, verschollen geglaubte Filme möglicherweise noch auf irgendwelchen Dachböden schlummern oder in Kellern dem Essigsyndrom anheim fallen. Aber genug der Vorrede. Film ab:

 

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