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Darling der Woche

Mehr Latinx Filme in der National Film Registry

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Salma Hayek in "Frida"
Salma Hayek in "Frida"

Drogendealer, Gangmitglieder, hypersexualisierte Frauen. Die wenigen Latinx-Figuren, die in US-amerikanischen Filmen auftauchen, entsprechen häufig diesen Klischees. Nur 4,5 Prozent aller Figuren mit Sprechrollen im US-Filmschaffen von 2007 bis 2018 waren überhaupt Latinxs. Eigentlich eine himmelschreiende Diskrepanz, denn mit 18,5 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung sind Latinxs die größte Minderheit in den USA. 

Diese klaffende Lücke schließt sich nur sehr langsam. Aber an mangelndem Bewusstsein kann es nicht mehr liegen und immerhin an einer Front weht langsam der Wind der Veränderung. 25 Latinx-Filme wurden kürzlich — absolut einmalig in der US-Filmgeschichte - zur Aufnahme in die National Film Registry vorgeschlagen, darunter etwa das Frida-Kahlo-Biopic Frida mit Salma Hayek.

Die National Film Registry gehört in den USA zur Library of Congress — gewissermaßen dem Äquivalent zur Deutschen Nationalbibliothek — und ist dafür zuständig das US-amerikanische Filmerbe zu verwalten, zu konservieren und für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Jedes Jahr werden zu diesem Zweck 25 Filme neu in eine Liste aufgenommen, die seit jeher ein Problem mit Diversität hat: Von den knapp 800 Filmen in der Registry erzählten bisher nur 17 Latinx-Geschichten. Nur 11 Latinx-Filmemacher waren vertreten und darunter gerade mal zwei Frauen.

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Die aktuelle Initiative kommt nun vom Congressional Hispanic Caucus, einer Oganisation demokratischer Kongressmitglieder hispanischer Abstammung. Schon im vergangenen Januar hatte man dort Selena für die National Film Registry nominiert, Gregory Navas 1997er Biopic über die Sängerin Selena Quintanilla mit Jennifer Lopez in der Hauptrolle. Die 25 neuen Vorschläge wurden von kulturellen Einrichtungen wie der National Association of Latino Arts and Cultures eingereicht und beinhalten Filme und Geschichten aus Mexiko, Puerto Rico und Kuba, Nicaragua, Salvador und weiteren Ländern. Ein breites Spektrum, das die Erfahrungen gebürtiger US-Amerikaner mit Latinx-Wurzeln ebenso einbezieht wie jene, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die USA emigrierten. 

Raul Ruiz, Demokrat aus Kalifornien und Vorsitzender des Congressional Hispanic Caucus kommentierte dazu: „It is essential that the Library of Congress’ National Film Registry reflect the true diversity of American culture. Including more Latino films in the National Film Registry will help elevate Latino stories, promote an inclusive media landscape, and empower Latino filmmakers and storytellers.“

Uns hier auf der anderen Seite des großen Teichs schadet es übrigens auch nicht über den Tellerrand zu schauen. Hier ein paar Latinx-Filme, aus den 25 NFR-Vorschlägen herausgepickt, die den eigenen Horizont ungemein erweitern:

  • Frida von Julie Taymor
    Frida von Julie Taymor

    Frida von Julie Taymor

    Das Biopic über die legendäre mexikanische Künstlerin Frida Kahlo setzt bereits in ihrer Jugend ein, als sie durch einen tragischen Verkehrsunfall für lange Zeit ans Bett gefesselt wurde. Mit Salma Hayek in der Hauptrolle konzentriert sich Frida zunächst auf ihre beginnende Arbeit als Malerin und dann immer mehr auf die unkonventionelle Liebesgeschichte zwischen Kahlo und Diego Rivera (Alfred Molina), die immer wieder von Seitensprüngen und Affären auf beiden Seiten geprägt war.

  • Jennifer Lopez in "Selena"
    Jennifer Lopez in "Selena"

    „Selena“ von Gregory Nava

    Selena Quintanilla erlangte in Europa nie die Popularität, die sie in den Amerikas erreichte. Dort allerdings wurde sie als „Queen of Tejano Music“ gefeiert und katapultierte in den 1990er Jahren ihr Genre endgültig in den Mainstream.  Die Trauer war überwältigend, als sie am 31. März 1995 von ihrer Freundin und der Präsidentin ihres Fanclubs Yolanda Saldívar erschossen wurde. Der Film von Gregory Nava erzählt von diesem wendungsreichen Lebensweg, thematisiert aber nebenbei auch immer wieder den Rassismus, dem Selena und ihre Familie ausgesetzt waren.

  • "Spy Kids" von Robert Rodriguez
    "Spy Kids" von Robert Rodriguez

    „Spy Kids“ von Robert Rodriguez

    Solange Hollywood-Mainstream als das Maß aller Dinge gilt, ist es besonders dort wichtig, dass Diversität an der Tagesordnung ist. Dazu trägt Robert Rodriguez‘ Spy-Kids-Franchise bei, das von zwei Kindern erzählt, die in die Spionagetätigkeiten ihrer Eltern hineingezogen werden. Der Film ist quasi James Bond für Kinder: Turbulent und cartoonish. Doch dabei hebt er immer wieder stark das Latinx-Erbe seiner Figuren hervor und sorgte unter anderem dafür, dass Danny Trejo mit seiner Machete-Rolle in Hollywood bekannt wurde.

  • "Walkout" von Edward James Olmos
    "Walkout" von Edward James Olmos

    „Walkout“ von Edward James Olmos

    Die HBO-Produktion mit Alexa Vega, Efren Ramirez und Michael Peña basiert auf den wahren Begebenheiten der sogenannten East L.A. Walkouts, bei denen Schüler*Innen aus Mexiko Ende der 1960er Jahre gegen ihre Ungleichbehandlung an den Schulen protestierten. Dort verbot man ihnen Spanisch zu sprechen, gab ihnen zur Strafe Hausmeisterarbeiten und hielt weniger begabte Kinder teilweise aktiv davon ab in die Schulen zu kommen.

  • "Tortilla Soup" von María Ripoll
    "Tortilla Soup" von María Ripoll

    „Tortilla Soup“ von María Ripoll

    María Ripolls Dramödie ist eine direkte Hommage an Ang Lees Film Eat Drink Man Woman und erzählt von einem Koch (Héctor Elizondo) aus Los Angeles, der nach dem Tod seiner Ehefrau einmal pro Woche seine drei erwachsenen Töchter, Familie und Freunde zu einem aufwändigen Menü einlädt. Dabei ereignen sich zahlreiche große und kleine Dramen. Ein Feelgood-Movie im besten Sinne, der noch dazu Appetit macht.

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