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Darling der Woche

Komponist der Welten: John Williams

Ein Beitrag von Christian Neffe

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John Williams live in Vienna
John Williams live in Vienna

Was haben Star Wars, Der weiße Hai, Jurassic Park, JFK, Schindlers Liste, Die Geisha, Harry Potter, Die Höllenfahrt der Poseidon, Indiana Jones und Superman (1978) gemeinsam? Ihre Musik stammt aus der Feder von John Williams, einem der erfolgreichsten, bekanntesten und relevantesten Filmkomponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, der zahlreichen Filmen (IMDB listet ihn für 161 Werke als Komponist) seinen akustischen Stempel aufgedrückt hat. Mit Erfolg: Wem fallen - ähnlich wie bei der Straßenumfrage zu Beginn eines hervorragenden Essays des YouTube-Kanals Every Frame a Painting - beim Gedanken an die oben genannten Filme nicht sofort die Melodien ein, die diese Werke prägten? Im Gegensatz etwa zu den auf temp music basierenden Soundtracks des Marvel Cinematic Universe?

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Dass Williams‘ Werke so einprägsam ist, darüber können Musikwissenschaftler sicherlich stundenlang referieren. Auf YouTube finden sich etliche Beiträge, in denen seine Melodien minutiös analysiert werden. Musikalisch weniger geschulte Menschen (zu denen auch der Autor dieser Zeilen gehört) sind davon gleichwohl schnell überfordert. Dennoch kann die Faszination John Williams auch ohne musikalische Ausbildung in Worte gefasst werden. Eines der offensichtlichsten Merkmale des Komponisten ist seine Vorliebe für große sinfonische Orchester, die er, nachdem deren Einsatz aus finanziellen Gründen in Hollywood (zugunsten von kleinen Bands, Synthesizern und Popmusik) lange Zeit auf Eis gelegt worden war, mit voller Kraft zurückholte und für den Einsatz in Blockbustern wie Der Weiße Hai oder Star Wars fit machte.

Was seine Musik darüber hinaus auch für ein Hochkultur-Publikum abseits von Cineast*innen interessant und relevant macht, sind Williams‘ Einflüsse. In frühen Jahren arbeitete er zwar als Jazz-Pianist, zu seinen großen musikalischen Vorbildern zählen jedoch opulente und epochale Komponisten wie Igor Strawinsky, Pjotr Iljitsch Tschaikowski und Richard Wagner. Insbesondere dessen Leitmotiv-Technik — also das Prinzip, den relevantesten Figuren ein musikalisch eindeutiges Thema zuzuordnen - beeinflusste Williams‘ Musik maßgeblich und verleiht ihnen solch einen hohen Wiedererkennungswert. Bruce aus der Der Weiße Hai, Darth Vader aus Star Wars, Indiana Jones aus Jäger des verlorenen Schatzes, Oskar Schindler aus Schindlers Liste — wer hat bei diesen Namen nicht sofort diese eine, spezielle Melodie im Kopf?

Wie bei einer klassischen Erzählung verfügt Williams darüber hinaus über ein Gefühl für den dramaturgischen Aufbau innerhalb seiner Kompositionen. Die Basis seiner Stücke sind oft vergleichsweise simple Partituren, die nach und nach ausgebaut, wiederholt und variiert werden, sich allmählich steigern, irgendwann ihren Klimax erreichen und deren (An-)Spannung schließlich aufgelöst wird. Seine Stücke sind eigene, kleine Geschichten.

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Und noch etwas macht Williams‘ Musik bis heute herausragend: Sie will gehört werden. Wo aktuelle Filmproduktionen und ihre Komponisten oft auf eher unauffällige oder atmosphärische Hintergrundstücke setzen, lieber die Bilder und die Handlung wirken und Musik als subtile, emotionale Begleitung dahindüdeln lassen, stechen Williams‘ kraftvolle Melodien jederzeit hervor und brennen sich in den Gehörgang. Seine Musik hält sich nicht zurück — sie will wahrgenommen und rezipiert werden. Und ist dadurch, im Gegensatz zu vielem, was wir sonst in Blockbustern zu hören bekommen, kein bisschen austauschbar.

Kein Wunder also, dass Williams auch noch mit 90 Jahren Kinobesucher*innen begeistert und Konzertsäle füllt. So wie vor zwei Jahren in der österreichischen Hauptstadt, wo er gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern eine Auswahl seiner Stücke präsentierte. Die vollständige Aufzeichnung dieses Konzerts erschien unter dem Titel John Williams live in Vienna auf CD — hier kann man reinhören: 

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