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#KlappeAuf - Warum eigentlich nur in Österreich?

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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#KlappeAuf
#KlappeAuf

Im vergangenen Februar ging ein Slogan durch die deutschsprachige Presse: #KlappeAuf! Nachdem auf der Verleihung des Österreichischen Filmpreises ein von 248 Leuten unterzeichneter „Aufruf Österreichischer Filmschaffender gegen Verhetzung und Entsolidarisierung“ verlesen und auf der anschließenden Berlinale eine entsprechende Pressekonferenz abgehalten wurde, war das Bündnis in aller Munde. Nachdem im Dezember 2017 die ÖVP unter Sebastian Kurz eine Koalition mit der rechten FPÖ eingegangen war, wollten die Filmschaffenden ihre Sorge über den Zustand des Landes zum Ausdruck bringen und zu gemeinsamem Handeln auffordern.

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In ihrem Manifest hieß es: „Waren gestern Asylsuchende und Geflüchtete das Feindbild, so sind es heute auch die Arbeitslosen und MindestsicherungsbezieherInnen. Sprach man gestern von „Wirtschaftsflüchtlingen“ und „gewalttätigen Ausländern“, spricht man heute auch von „Sozialschmarotzern“ und „Durchschummlern“. Und morgen? Wer ist morgen dran?“

Seither ist es in der öffentlichen Wahrnehmung etwas ruhiger geworden um #KlappeAuf. Dabei hat sich über das Jahr hinweg einiges getan. 680 Filmschaffende haben den Aufruf mittlerweile unterzeichnet, darunter Monja Art und Ruth Beckermann, Klaus Maria Brandauer, Georg Friedrich, Nikolaus Geyrhalter und Adrian Goiginger, Ivette Löcker und Birgit Minichmayr, Paul Poet, Peter Tscherkassky und Nora Waldstätten. Auch Nicht-Filmschaffende sind eingeladen sich dem Bündnis anzuschließen, das geht mit einer einfachen Mail.

Mit dem bloßen Unterzeichnen ist es jedoch noch nicht getan. Seit dem Jahresbeginn hat #KlappeAuf einiges erreicht. Seit April sind in Kinos und auf Festivals ihre Kurzfilme zu sehen, wöchentliche erscheinen kurze Clips namens Wochenschau auf der Website, auf Facebook und YouTube, werden aber auch regelmäßig auf Demonstrationen gezeigt. Sie setzen sich mit Rassismus und Vandalismus auseinander, kämpfen performativ dagegen an. Und auch hier ist man zum Mitmachen aufgefordert: „Wir laden dazu ein informative und  kritische, dokumentarische, fiktive, und satirische, künstlerische und provokative  Beiträge bis maximal 180 Sekunden zu produzieren und an die Redaktion zu schicken,“ heißt es auf der Website.

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Der Widerstandskino-Filmpreis soll hingegen Filme von Menschen mit Fluchterfahrung prämieren, noch bis zum 31. Januar 2019 ist der Wettbewerb für Einreichungen offen. Und wer selbst keine Filme dreht, kann seit Februar einmal im Monat zur Reihe Widerstandskino im Wiener Stadtkino pilgern: Film, Talk, Politik und Musik zum gemeinsamen Denken, Diskutieren, Zusammenkommen und Vernetzen an einem Donnerstag im Monat.

Bei so viel Engagement fragt man sich eigentlich nur noch: Wo bleiben wohl die deutschen Filmschaffenden? Schließlich ist es nicht so, als würde nicht auch in unsere Gesellschaft Gift gespritzt, von rechten Kreisen, von etablierten Parteien auf Wählerstimmenfang und Boulevardmedien. Hierzulande reichte es auf nationaler Ebene gerade einmal für eine gemeinsame Unterschriftenliste, als im vergangenen Winter die Nachfolge Dieter Kosslicks diskutiert wurde. Selbst da konnte man sich auf nicht viel mehr einigen als den kleinsten gemeinsamen Nenner. Man bangt um Fördergelder, Beziehungen, die Deutsche Filmakademie schweigt sich seit jeher aus.

Immerhin auf regionaler Ebene tut sich etwas. Die Initiative Künstler mit Herz versammelt über 200 bayerische Kulturschaffende, darunter Johanna Bittenbinder oder Hannes Jaennicke, die sich für ein weltoffenes Bayern einsetzen. Ihr Song „Mia Ned“ entwickelte sich zum Oktoberfesthit. Es ist Zeit, dass wir uns an #KlappeAuf auch deutschlandweit ein Beispiel nehmen.

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