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Darling der Woche

Der poetisch eingesetzte Popsong

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

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"Glücklich wie Lazzaro" von Alice Rohrwacher
Ein Pop-Fan: Tancredi (Luca Chikovani, rechts) in "Glücklich wie Lazzaro" von Alice Rohrwacher

Trashige Popsongs und Mainstream-Musik können wir im (Format-)Radio hören oder uns auf Partys davon beschallen lassen. Meist sollen die Lieder, die überwiegend von Liebe, Sehnsucht, Sex, Spaß und Sich-super-fühlen handeln, irgendwie für gute Laune sorgen — der Text ist dabei eher Nebensache. „Bla bla bla Love“, „Bla bla bla Dreams“, „Bla bla bla Fun“ — wer hört da schon so genau hin? In Filmen dienen sie oft dazu, einen Klangteppich zu liefern, um die öden Hochglanzbilder etwas flotter wirken zu lassen.

Zu unserem Darling der Woche wollen wir indes den poetischen Einsatz von Popsongs küren — der uns insbesondere im Bereich des Arthouse-Kinos positiv aufgefallen ist. Ein aktuelles Beispiel ist Alice Rohrwachers wunderbar-märchenhaftes und zugleich gesellschaftskritisches Drama Glücklich wie Lazzaro. Der rebellische Sohn der Ausbeuterin Marchesa Alfonsina De Luna, die ein ganzes Dorf in Leibeigenschaft hält, wird darin durch die 1990er-Jahre-Eurodance-Nummer Dreams (Will Come Alive) von 2 Brothers on the 4th Floor charakterisiert. Und wer hätte gedacht, dass Kino-Magie und  kirmestaugliche Klänge so gut zusammenpassen und der Song durch die Einbindung in die Handlung mit so viel Poesie aufgeladen werden kann!

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Ebenfalls großartig: Wie es Andrea Arnold in ihrem Coming-of-Age-Roadmovie American Honey gelingt, dem Rihanna-Song We Found Love, den wir längt aus unseren Playlists gelöscht und unter „Zu oft gehört“ abgehakt hatten, all die Melancholie zurückzugeben, die eindeutig in den Lyrics vorhanden ist, beim Dauereinsatz im Radio oder Club aber rasch verloren geht. Gleiches gilt für den nervigen Ohrwurm Dragostea din tei von O-Zone, der in Xavier Dolans Einfach das Ende der Welt eine ganz neue Qualität gewinnt, wenn er in einer Rückblende das überraschend enge Verhältnis zwischen zwei Brüdern einfängt, die in der Gegenwart nur noch Unverständnis füreinander aufbringen können.

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Die Beispiele sind erstaunlich zahlreich: Yes Sir I Can Boogie? Hören wir „mit anderen Ohren“, seit die Nummer in der Literaturverfilmung Die Einsamkeit der Primzahlen eingesetzt wurde. Diamonds (abermals von Rihanna)? Wurde zu einem unserer Lieblingslieder, seit wir die Figuren aus Girlhood dazu haben tanzen sehen (was wir seitdem auch hin und wieder machen, nur ist bei uns die Ausleuchtung weniger hübsch).

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Der Telegraph hat der Verwendung von Katy Perrys Hit Fireworks in Filmen wie Der Geschmack von Rost und Knochen sogar schon mal einen eigenen Artikel gewidmet. Wir wünschen uns die Kombination von Pop und Arthouse noch viel häufiger — und tanzen jetzt ein bisschen zu Robyns wunderschönem Song Dancing On My Own — ganz im eigensinnigen Lena-Dunham-Style (denn natürlich klappt dieser Mix auch ganz herrlich im Serienbereich).

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