Frisches aus Cannes 2019 - Tag 4
Ein Beitrag von Katrin Doerksen
19.05.2019: Nachdem sich unsere Kritiker_Innen vor Ort in den letzten Tagen schon beinahe darüber wunderten, dass ihnen irgendwie jeder Film in Cannes gefiel, sind die Meinungen heute wieder etwas gespaltener.
Aber beginnen wir positiv: An der Croisette lief mit Sorry We Missed You der neue Film von Regiealtmeister Ken Loach, der diesmal die finanziellen Probleme eines Paketfahrers und einer Pflegerin thematisiert. Ein typisches Loach-Werk, findet Maria Wiesner und resümiert:
„Ein Sozialdrama, bei dem man bis zum Ende den Atem anhält — und danach beschließt, bei Amazon so schnell nichts mehr zu bestellen.“
Schwierigkeiten hatte Beatrice Behn hingegen mit Lorcan Finnegans Vivarium, in dem Imogen Poots und Jesse Eisenberg auf der Suche nach dem perfekten Haus sind. Die filmgewordene Metapher enttäuscht:
„Die Idee selbst hat so viel Potential, das fast komplett verpulvert wird, denn Finnegan und Drehbuchautor Garret Shanley verzichten auf Komplexität oder Dreidimensionalität ihrer Figuren und deren Handlungen.“
Joachim Kurz hat den faszinierenden Thriller La Gomera von Corneliu Porumboiu zum Anlass genommen, über die tatsächlich existierende Pfeifsprache El Silbo zu recherchieren, mit deren Hilfe im Film ein Geschäftsmann aus dem Knast befreit werden soll. Den Film selbst empfand er als ziemliches Vergnügen:
„La Gomera ist ein erstaunlich leichter Film – trotz seinen wilden Zeitsprüngen und der nicht-chronologischen Erzählweise. Dank seiner zahlreichen Referenzen auf Filmhistorisches und die deutlichen Vorbilder, derer sich Porumboiu angenommen hat, macht das Werk einfach Spaß.“
Einen Überblick über all unsere Vlogs und die Filme, die wir in Cannes besprechen, gibt es hier. Auf unserem Instagram-Kanal findet ihr außerdem täglich Fotos und Stories direkt von der Croisette. Hier geht es außerdem zu unserer gestrigen Zusammenfassung aus Cannes.
Meinungen